Michael Schumacher, David Coulthard und Gary Anderson: Drei Formel-1-Experten, zwei Tipps und die vage Ahnung, dass Mercedes ein großer Coup gelingt
© Foto: xpb.cc
Es ist jeden März das gleiche Spiel: Die Formel-1-Mannschaften pokern bei den Testfahrten wie Steve McQueen in "Cincinnati Kid", die Experten versuchen das automobile Versteckspiel zu deuten. Michael Schumacher hat bei dieser Prozedur die Seiten gewechselt. Im Ruhestand hat der Rekordchampion bereits gelernt, sich bedeckt zu halten: "Bei den Wintertests ist kein Team wirklich herausgestochen. Aber wir wissen auch, dass das nur bedingt aussagekräftig ist", erklärt er der 'Bild am Sonntag'.
Schumacher rechnet nach eigener Aussage mit einer "richtig engen Saison". Deutlich weiter aus dem Fenster lehnt sich David Coulthard und sieht Sebastian Vettel als großen Favoriten. "Es wäre nicht schwieriger, den vierten Titel zu gewinnen, als den ersten", erinnert der Schotte in der 'BBC' an die vergangenen Jahre. Gary Anderson glaubt, dass ein Ferrari-Star die besten Karten hat: "Ich würde mein Geld auf Alonso setzen. Er fährt besser als sein Auto", so der Ex-Designer und TV-Experte über den Spanier.
Alonso für Anderson "in einer anderen Welt"
Zuversichtlich stimmt ihn aber nicht nur Alonsos Extraklasse, sondern auch der neue F138: "Der Ferrari sieht besser aus, ist auf der Strecke besser und fährt bessere Rundenzeiten. Er scheint einfacher fahren zu sein. Mit Alonsos Willen gibt es an jedem Wochenende viele Punkte", so Anderson, der eine neue Hingabe des Mannes aus Oviedo lobt. "Alonso war 2012 in einer anderen Welt", lobt er und bezeichnet den Ferrari-Piloten als gerissenen Hund: "Vettel und Alonso sind sich da ziemlich ähnlich."
Also erneut der Kampf Blau gegen Rot? Anderson hat eine weitere Farbe auf der Rechnung und die funkelt in Silber. "Es würde mich nicht überraschen, wenn einer der beiden Mercedes-Fahrer die WM und das Team den Konstrukteurs-Titel gewinnen würde. So gut wie das Auto derzeit ist, gibt es keinen Grund, das auszuschließen." Auch Coulthard hat die unter Motorsport-Chef Toto Wolff neu formierte Truppe auf dem Zettel. Das liegt weniger am W04 als an seinem neuen Piloten Lewis Hamilton.
Hamilton: Mit innerer Ruhe zum Erfolg?
Der zurückgetretene DTM-Pilot führt aus: "Wir haben im vergangenen Jahr wieder den alten Lewis gesehen. Bei McLaren kam er einige Jahre lang ins Straucheln", überlegt "DC" im Radiointerview. "Er war immer schnell, das ist sein Naturtalent, aber er hat nicht immer die Beherrschung auf und neben der Strecke." Das jedoch sei es, was einen über Jahre hinweg konstanten Rennfahrer auszeichne. Findet Hamilton diese innere Ruhe bei Mercedes? "Er war 13 Jahre bei McLaren und musste weiterziehen", ist sich Coulthard sicher.
Schumacher ist darauf vorbereitet, dass sein Nachfolger seinen alten Dienstwagen endlich auf die Siegerstraße steuert: "Im vergangenen Jahr war unser Team zu Saisonbeginn durchaus bei der Musik, und ich hoffe natürlich, dass wir den guten Eindruck aus den Tests bestätigen können", tastet sich der 44-Jährige vor und verspricht sich eine spannende Saison: "Wir hatten auch schon 2012 in den ersten sieben Rennen sieben verschiedene Sieger. Ich denke, das ist eine Tendenz auch für dieses Jahr."
Coulthard kann sich sogar vorstellen, dass die aktuelle Epoche die Motorsport-Welt nachhaltig prägt: "In dieser Ära gibt es unglaubliche Talente, auf die wir noch lange zurückblicken werden", betont der Vizeweltmeister von 2001. Für Anderson sind Vettel und Alonso der Grund dafür. Beide hätten die Fähigkeit, den Rennzirkus zu verlassen und noch stärker zurückzukehren. "Ich habe keine Ahnung, ob das an ihrer mentalen Zuversicht oder ihrer physischen Fitness liegt", wundert sich der Technik-Guru.