"Die Dinge beginnen sich zu bewegen", sagt Günther Steiner und meint damit die Einigung zwischen Force India und Perez und die fieberhafte Suche von Renault
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Nach einem wochenlangen Hin und Her scheint die Vertragssituation von Sergio Perez für die Formel-1-Saison 2017 nun geregelt zu sein. Offenbar bleibt der Mexikaner für eine vierte Saison bei Force India. Sein Fahrervertrag war ohnehin schon lange unterschrieben; was noch fehlte, war die verbindliche Vertragszusage seiner Sponsoren, ebenfalls weiterhin an Bord zu bleiben.
Doch das scheint nun endlich erledigt zu sein. Perez hatte noch am Donnerstag um Geduld dafür gebeten, dass es in Malaysia wieder keine Bekanntgabe geben werde. Am Samstag traf sich dann Betriebsdirektor Otmar Szafnauer zum Mittagessen mit zwei Journalisten, deren Medien anschließend verkündeten, Perez bleibe nun definitiv bei Force India. Und auch der 26-Jährige selbst geht inzwischen von einem Verbleib aus.
"Wir haben dieses Wochenende große Fortschritte gemacht, was meine Zukunft angeht. Ich denke, es wird sehr bald eine offizielle Bekanntgabe geben", bestätigt er nach dem Qualifying in Sepang. "Ich weiß, was ich in Zukunft machen werde, aber ich bin nicht in der Position, das zu bestätigen. Es ist noch nicht offiziell. Hoffentlich bald!" Und: "Ich kann nicht mehr Details preisgeben, aber ich bin mir ziemlich sicher, was ich tun werde."
Perez-Bekanntgabe steht unmittelbar bevor
Das klingt so, als stehe die offizielle Bekanntgabe unmittelbar bevor. Das hatte der Stellvertretende Teamchef Robert Fernley schon am Freitag angekündigt: "Wir sind sehr zuversichtlich, dass 'Checo' nächstes Jahr für uns fahren wird." Man müsse nur noch Details klären: "Wenn das eine Woche dauert, wunderbar. Und wenn es ein paar Wochen dauert, dann soll es halt so sein."
Das Geduldspiel war offenbar eine Folge davon, dass Perez' Sponsoren ihren Schützling lieber als neue Nummer eins im Renault-Werksteam platziert hätten als beim Dauer-Mittelständler Force India. Auch über einen Wechsel zu Haas wurde spekuliert - mit der Aussicht, 2018 vielleicht Kimi Räikkönen bei Ferrari zu beerben. Aber jetzt konnte Perez seine Sponsoren offenbar davon überzeugen, dass ein Force India mit Mercedes-Motor für 2017 die beste Wahl ist.
Unklar ist noch, wer sein Teamkollege wird. "Ich weiß nur, dass ich einen Vertrag bei Force India habe. Ich werde keinem den Gefallen tun, das Team freiwillig zu verlassen", erklärt Nico Hülkenberg gegenüber 'Auto Bild motorsport'. Tatsächlich aber, so berichten verschiedene Medien übereinstimmend, ist ein Teamwechsel nicht ausgeschlossen. Sowohl Renault als auch Haas wären grundsätzlich am Deutschen interessiert.
Renault: Wer wird Teamkollege von Ocon?
Renault hat zwar mit Esteban Ocon bereits einen Wunschkandidaten ausgemacht, der in ein paar Jahren zum großen Zugpferd werden könnte; gesucht wird aber noch ein erfahrener Mann, der dem Team in der Aufbauphase helfen kann. Da fallen dem Management angeblich Namen wie Hülkenberg oder auch Valtteri Bottas ein. Letzterer ist seitens des Williams-Teams immer noch nicht offiziell für 2017 bestätigt.
Was Hülkenberg betrifft, erschiene ein Wechsel logisch. Force India hätte mit Perez den Fahrer weiterhin an Bord, der mehr WM-Punkte holt und mehr Geld ins Team bringt, und würde den Fahrer loswerden, der mehr Gehalt kostet. Das ist für einen im Budget limitierten Rennstall nicht unerheblich. Vielleicht könnte man von Renault sogar eine kleine Ablösesumme kassieren.
Force India: Mit Zahlungen im Rückstand?
Und mit Pascal Wehrlein steht ein Ersatz parat, dem fahrerisch ebenfalls großes Talent attestiert wird. Wehrlein zu Force India ergibt noch aus einem ganz anderen Grund Sinn: Angeblich hat das Team aus Silverstone die Motorenrechnungen nicht immer pünktlich an Mercedes überwiesen. Einen Mercedes-Junior ins Cockpit zu setzen, würde möglicherweise versöhnlich wirken. Force Indias Vertrag mit Mercedes läuft bis 2020.
Ebenfalls hoch im Kurs steht bei Renault Carlos Sainz. Der hat zwar einen Red-Bull-Vertrag, aber weil das A-Team mit Ricciardo/Verstappen auf Jahre besetzt scheint, will ihn sein Vater Carlos sen. unbedingt zu einem Werksteam mit langfristiger Perspektive lotsen. Der ehemalige Rallye-Weltmeister bemüht sich hinter den Kulissen um einen Deal, seinen Sohn im Austausch gegen rabattierte Renault-Motoren für Toro Rosso freizubekommen. Das geht nur mit Zustimmung von Helmut Marko.
Bei Haas gilt Romain Grosjean als gesetzt - und Gutierrez ist "sehr guter Dinge", dass er ein weiteres Jahr bleiben darf. Das sehen Experten anders. Nicolas Todt versucht, für Ferrari-Junior Charles Leclerc ein Cockpit zu finden; andererseits wünscht sich Haas-Technikchef Günther Steiner eher einen Fahrer vom Schlage Hülkenberg oder Bottas.
Haas: Kein Interesse an einem Rookie
"Wir suchen nach Erfahrung, das haben wir von Anfang an gesagt", sagt Steiner. "Erfahrung hat uns dieses Jahr die Punkte gebracht. Warum sollten wir da etwas anders machen? Wir reden mit vielen Fahrern - deswegen haben wir ja gesagt, dass wir noch keine Entscheidung treffen wollen." Man spreche "mit jedem Formel-1-Fahrer, der noch keinen Vertrag hat", bleibt der Italiener vage und ergänzt: "Das bedeutet nicht, dass Esteban schon draußen ist."
Eines zeichnet sich immer deutlicher ab: Die "Silly Season" ist zwar bereits beendet, was die Topteams angeht, aber weiter hinten könnte sich sehr wohl noch das eine oder andere verschieben. "Die Dinge beginnen sich zu bewegen. Alle dachten, dass es schon vorbei ist. Aber das ist es nicht", lächelt Steiner und sagt: "Wir schauen uns das an und warten ab. Wir haben Zeit."