Für die Scuderia schien das Podium beim Japan-Grand-Prix außer Reichweite - Felipe Massa mit heimlicher Teamorder offenbar nicht glücklich
© Foto: xpbimages.com
Die Plätze vier und zehn wären für Ferrari noch vor einigen Jahren eine Katastrophe gewesen, beim Japan-Grand-Prix am Sonntag waren die Italiener mit dieser Ausbeute einigermaßen beseelt. Schließlich hatte schon das zum wiederholten Male verkorkste Qualifying die Hoffnungen auf ein Podium praktisch zunichte gemacht. Fernando Alonso sieht sich nicht unter Wert geschlagen: "Egal, mit welcher Strategie: Wir wären Vierter geworden. Egal, mit welcher Startposition: Wir wären Vierter geworden."
Sein Teamchef stimmt zu: "Wir haben heute das Maximum gezeigt", erklärt Stefano Domenicali, für den die Akte Suzuka geschlossen ist. "Da gibt es nichts mehr zu diskutieren, sondern andere Dinge, auf die es sich zu konzentrieren gilt." Alonso rekapituliert trotzdem gerne, welche Schachzüge sich die Roten im Vorfeld überlegt hatten: "Es war schwierig, sich für zwei oder drei Stopps zu entscheiden", sagt er über die Strategie, bei der nicht immer die offensichtliche Wahl die bessere ist.
"Wir wussten aber, dass drei Stopps sehr viel langsamer sein würden, weil man wohl mehr Verkehr bekommen hätte", skizziert der Spanier, der sich aber erst nach dem Ausscheiden Lewis Hamiltons am Start endgültig auf weniger Boxenbesuche festlegte. Im Duell mit Sauber-Pilot Hülkenberg, das Alonso für sich entschied, hätte er sich mehr Raffinesse gewünscht: "Der zweite Stopp hätte später erfolgen können, weil Nico in Runde 41 kam, wir in Runde 42. Danach waren wir wieder dahinter. Wären wir länger gefahren, wäre das vielleicht auch der Fall gewesen, aber ich hätte die frischeren Reifen gehabt."
Massa und die kodierte Botschaft
Deutlich simpler als die Aktion gegen Hülkenberg gestaltete sich Alonsos Manöver gegen Teamkollege Felipe Massa, der sich einer möglichen Stallregie eigentlich nicht hatte beugen wollen. Allerdings funkte ihm Rob Smedley ins Cockpit: "Frontflügel-Strategie A, jetzt sofort!" Eine kodierte Botschaft? Massa bleibt mit seinen Aussagen nebulös, lässt aber zwischen den Zeilen lesen: "Es war eine Instruktion. Ich bin mit Instruktionen niemals glücklich. So etwas wird immer diskutiert." Und zwar laut dem Ferrari-Star "viel früher" als das eigentliche Kommando über den Äther läuft.
Zur halbherzigen Rettung der Scuderia-Ehre sagt er dann doch noch: "Er hat mich doch auf der Strecke überholt." In diese Kerbe schlägt auch Domenicali, lässt mit seiner Aussage zu dem Vorfall aber ebenfalls tief blicken: "Felipe versucht, so schnell wie möglich zu sein und ich kann ihn vollkommen verstehen", druckst der Teamchef herum, nachdem Alonsos WM-Chancen nochmals drastisch geschwunden sind und Rang zwei in der Konstrukteurs-WM längst Vorrang erhalten hat: "Das Team wird ihn bis zum Ende der Saison voll und ganz unterstützen. Das ist gar kein Problem", verspricht Domenicali.
Ist das Qualifying wirklich das Verhängnis?
Massa begründet es mit kühler Kalkulation, dass er nicht zum Konter ansetzte, als sich kurz nach dem Alonso-Manöver in der Schlussschikane dazu die Möglichkeit bot: "Nein, das hätte ich nicht. Er bremste spät, ich war innen und wenn ich noch später verzögere, dann kracht es. Das war nicht der richtige Moment. Wir haben heute auf der Strecke gekämpft." Massa vermasselte sich sein Rennen aber letztlich selbst, als er in die Radarfalle tappte: "Es war sehr wenig Grip am Eingang der Boxengasse. Die Räder haben leicht blockiert. Ich dachte, es wäre genug, um noch auf die Geschwindigkeit zu kommen."
"Aber ich war darüber. Schade, denn die Durchfahrtsstrafe hat mein Rennen komplett zerstört", so Massa. Domenicali sieht das Problem weiterhin im Qualifying und der chronisch schlechten Ausgangslage: "Heute waren wir hinter dem Ricciardo-Zug, der mit dem harten Reifen kaum zu überholen war. Obwohl er drei Sekunden langsamer war als die Spitze - das ist der springende Punkt", betont der Scuderia-Verantwortliche. Alonso unterstreicht, wie weit das Podium weg war: "Die drei Jungs waren einfach sehr, sehr gut da vorne. Wir hätten nicht mehr erreichen können. Manchmal ist es einfacher, manchmal schwieriger." Bei Ferrari im Moment meistens schwieriger.