Maurizio Arrivabene äußert sich in einem TV-Interview erstmals kritisch über Sebastian Vettel, dessen Ferrari-Vertrag Ende der Saison 2017 ausläuft
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Der Ton bei Ferrari wird rauer. Galt Sebastian Vettel trotz der sportlichen Krise der Scuderia bisher als unumstritten, übt Teamchef Maurizio Arrivabene nun erstmals öffentlich Kritik an dem viermaligen Weltmeister. "Sebastian", sagt der 59-Jährige im Interview mit 'Sky Sport Italia', "muss sich einfach auf das Auto konzentrieren."
"Er ist jemand, der so viel gibt, und manchmal führt das dazu, dass er sich für alle möglichen Themen interessiert", erklärt Arrivabene. "Also muss man ihn manchmal daran erinnern, was seine Hauptaufgabe ist." Wert legt er allerdings auf die Feststellung, dass das kein Vorwurf an Vettel sein soll. Aber durch dessen Vernetzung in der Ferrari-Familie lasse er sich manchmal von Themen ablenken, die ihn auf der Strecke nicht schneller machen.
Vor dem Grand Prix von Japan in Suzuka liegt Vettel in der Fahrer-WM an fünfter Stelle, sieben Punkte hinter seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen. Den Finnen hatte er 2015 (278:150) noch sicher im Griff. Außerdem stand Vettel seit seinem letzten Sieg in Singapur 2015, also seit 22 Rennen, nicht mehr in der ersten Startreihe. Das ist die längste Durststrecke seiner gesamten Formel-1-Karriere.
Auf die Frage, ob man Vettels Selbstvertrauen mit einer vorzeitigen Vertragsverlängerung stärken könnte, so, wie Ferrari das früher mit Michael Schumacher praktiziert hat, antwortet Arrivabene: "Ich glaube nicht, dass wir sein Selbstvertrauen mit irgendwelchen Verlängerungen gewinnen können. Heute ist vieles anders. Was früher mit Michael funktioniert hat, muss nicht zwangsläufig auch mit Sebastian funktionieren."
"Sebastian hat einen Vertrag. Wir arbeiten dieses und nächstes Jahr zusammen", bestätigt er den Ende 2017 auslaufenden Deal. "Wie es weitergeht, werden wir im Laufe der nächsten Saison sehen. Jeder von uns hat Ziele: ich, das Team, Sebastian - wir alle. Folgerichtig halte ich es nur für richtig, dass sich jeder einzelne, ganz egal wer, seinen Platz und sein Gehalt verdienen muss." Das kann man durchaus als Breitseite auch gegen Vettel interpretieren.
So aufgebauscht, wie die Kritik etwa vom Boulevard wird, war sie in dem ausführlichen TV-Interview, aus dem nur einzelne Passagen herausgegriffen wurden, aber nicht. Beispielsweise wurde Arrivabene an anderer Stelle gefragt, ob Vettel zu einem Problem geworden sei. Was er klar verneinte, gleichzeitig aber darauf hinwies, dass Vettel alleine auch nicht die Lösung sein könne. Die Lösung müsse vom gesamten Team kommen.
Gerüchten zufolge soll Vettels Vertragsverlängerung über 2017 hinaus hinter den Kulissen bereits vorbereitet werden. Ob der Deutsche aber wirklich bleiben will, steht in den Sternen. McLaren wollte ihn schon für 2015 haben, blitzte damals aber ab. Sollten die Fortschritte des Honda-Motors so rasant weitergehen, könnte ein Wechsel zu einem Thema werden - oder zumindest zu einem Argument, um Ferrari unter Druck zu setzen...