Nico Rosberg weicht aus, wenn man ihn fragt, ob er mit Ferrari gesprochen hat, laut Gerhard Berger haben aber noch gar keine Verhandlungen stattgefunden
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Seit der 'Corriere della Sera' vergangene Woche über einen "sensationellen Flirt" zwischen Nico Rosberg und Ferrari berichtet hat, kommt die "Silly Season" 2016 so richtig in Schwung. Rosberg, der gerade um einen neuen Mercedes-Vertrag pokert, ist gut beraten, die Ferrari-Gerüchte nicht zu dementieren, selbst wenn sie nicht stimmen. Und genau dieses Spielchen scheint er momentan zu spielen.
In einem Interview mit 'Sky Sports F1' wurde der Deutsche konkret gefragt, ob er mit Ferrari gesprochen habe oder nicht. Rosberg lässt das aber unbeantwortet: "Belassen wir es dabei, was ich gesagt habe", entgegnet er nach kurzer Nachdenkpause. Und was hat er davor gesagt? "Ich bin sehr glücklich hier - und Mercedes sagt, dass sie sehr glücklich mit mir sind. Also werde ich noch viele Jahre hier sein", so der 30-Jährige.
"Ich beschäftige mich damit momentan nicht groß, denn ich will mich darauf konzentrieren, Rennen zu gewinnen. Da habe ich dieses Jahr eine große Chance", sagt Rosberg. Deswegen hat er die Vertragsverhandlungen Gerhard Berger übertragen, einem Freund seines Vaters Keke. Dass sich Berger hervorragend mit dem Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzenden Niki Lauda versteht, hilft. Und Berger kennt die Teams gut, die an Rosberg interessiert sind: neben Ferrari auch McLaren.
Bei Mercedes bleiben, mehr Geld verdienen
Bergers Mandat ist klar definiert: Rosberg soll weiterhin im besten Team fahren (also Stand heute Mercedes), aber künftig nicht mehr nur die Hälfte von Lewis Hamilton verdienen. Sollte sich das mit Mercedes nicht arrangieren lassen, dann ist ein Teamwechsel tatsächlich nicht ausgeschlossen. Aber dieser Punkt ist noch lange nicht erreicht. Berger stellt gegenüber 'Formula1.com' klar: "Mercedes ist für uns die erste Adresse."
"Es würde mich überraschen, sollte es so weit kommen, dass wir mit einem anderen Team zu verhandeln beginnen. Aber man weiß natürlich nie", hält sich der Österreicher, der seine Verträge als Rennfahrer stets selbst verhandelt hat, alle Optionen offen. Über die Ferrari-Gerüchte sagt er: "So weit nach vorne schaue ich nicht, das wäre lächerlich. Wenn ein Fahrer in einem Team happy ist und umgekehrt auch, dann siehst du um jeden Preis zu, einen Deal auszuhandeln."
Erste Verhandlungsrunde nach Monaco
Konkrete Verhandlungen haben allerdings bisher noch gar nicht stattgefunden. "Nach Monaco", so Berger, werde man sich mit Mercedes zusammensetzen. Erste Gespräche hat es aber schon gegeben: "Das erste Gespräch mit Toto, Gerhard und mir war lustig. Das war ein österreichisches Gespräch", sagt Lauda gegenüber 'Sky Sport News HD'. "Gerhard ist jetzt Verhandlungsführer, das ist auch die richtige Entscheidung von Nico. Er will ja nicht Verträge aushandeln, wenn er Rennen fährt."
Von den Ferrari-Gerüchten habe er bisher nichts gehört, behauptet der Mercedes-Boss, aber umso wichtiger sei, das Thema rasch abzuschließen: "Wenn wir jetzt relativ schnell mit Nico zu einem Verhandlungsergebnis kommen, dann kann Ferrari sich auf den Kopf stellen", betont Lauda und ergänzt: "Ich bin sicher, dass wir das relativ schnell abschließen sollten. Damit Nico weiter ganz beruhigt Rennen gewinnen kann."
Berger hat es weniger eilig: "Es muss vor dem ersten Rennen 2017 geregelt sein." Denn er weiß: Selbst wenn er sich mit Mercedes nicht einig wird, kann er für Rosberg einen Vertrag aushandeln, mit dem er wahrscheinlich sogar besser verdienen würde als heute. Zwar macht sich bei Ferrari Sebastian Vettel für Kimi Räikkönen stark, aber bei McLaren hat es immer schon glühende Rosberg-Fans gegeben - und dank Honda hätte man die Finanzkraft, dafür tief in die Tasche zu greifen.
Rät Berger Rosberg zu Ferrari?
Berger selbst hat seine lukrativsten Verträge einst mit Ferrari abgeschlossen, vor allem zwischen 1993 und 1995, bei seinem zweiten "Stint" in Maranello. Damals kam er vom Weltmeisterteam McLaren zur krisengeschüttelten Scuderia Ferrari. Berger leitete eine Technologie-Kooperation mit Honda ein, noch 1993 kam Jean Todt als Teamchef an Bord. Die Aufbauzeit wurde Berger mit einem fürstlichen "Schmerzensgeld" erträglich gemacht.
Aber diese selbst gemachte Erfahrung bedeutet noch lange nicht, dass auch Rosberg in seiner Karriere unbedingt einmal Ferrari fahren muss: "Es stimmt aus emotionaler Sicht, dass es Nico schmeicheln würde, Ferrari-Fahrer zu sein. Aber das Entscheidende in allen Verhandlungen und Überlegungen ist, wer das beste Auto anbieten kann. Und das ist definitiv Mercedes", hält Berger gegenüber 'Formula1.com' fest.