Im Lager von Ferrari freut man sich auf den Grand Prix von China: Neue Teile sollen den F138 noch schneller machen - Felipe Massa erkennt Siegchancen
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Im Schatten der Stallorderaffären bei Red Bull und Mercedes ist in den vergangenen Wochen kaum aufgefallen, dass die Ferrari-Welt derzeit nicht so ist, wie sie mal war. Felipe Massa liegt nach zwei Saisonrennen vor seinem Teamkollegen Fernando Alonso. Die Qualifyingduelle gingen zuletzt immer zugunsten des Brasilianers aus. Dem zweimaligen Weltmeister Alonso, der im Grand Prix von Malaysia früh ausgeschieden war, macht dies aber keine großen Sorgen.
Der Spanier kam am Donnerstag gut gelaunt zum Rennkurs in Schanghai. Nach dem heiß diskutierten Überholmanöver von Sebastian Vettel gegen Teamkollege Mark Webber in Sepang hatte Alonsos Ex-Manager Flavio Briatore gesagt, dass Ferrari vom Red-Bull-internen Krieg profitieren werde. Mit einem breiten Grinsen kommentiert Alonso: "Flavio sagt immer die Wahrheit. Auch in diesem Fall stimme ich ihm zu. Flavio ist ein schlauer Kerl. Ich bin immer seiner Meinung."
Der Asturier möchte aber weniger von den Streitereien der Konkurrenten profitieren als vielmehr von den Stärken seines Ferrari F138. Der Formel-1-Wagen aus Maranello soll zum Schanghai-Rennen zahlreiche Updates erhalten, die der Scuderia den Sprung an die Spitze ermöglichen sollen. Alonso wittert seine Chance auf den ersten Saisonsieg. Allerdings muss er sich dafür zunächst teamintern behaupten. Immerhin gingen die letzten vier Qualifyingduelle an Felipe Massa. "Ich kann nicht mehr schlafen, verliere meine Haare - ein großes Drama", scherzt der Spanier.
Alonso lobt Massa
"Das ist überhaupt eine seltsame Rechnung. Man nimmt ein paar Rennwochenenden des Vorjahres und nun die zwei aus diesem Jahr", will Alonso von dieser Statistik nur wenig wissen. "In Australien sind wir im Qualifying mit Slicks auf feuchter Bahn gefahren, in Malaysia mit Intermediates auf fast trockener Strecke. Es gab bislang in diesem Jahr kein ganz normales Qualifying. Felipe macht einen guten Job. Hoffentlich kann ich ihn in diesem Jahr noch ein paarmal im Qualifying schlagen. Dafür braucht es jeweils eine außergewöhnlich gute Runde."
Massa selbst hat ein "gutes Gefühl für die aktuelle Saison". Der Brasilianer hatte im Vorjahr gegen Alonso überhaupt kein Land gesehen und fühlte sich im F2012 lange nicht wohl, dieses Jahr ist die Ausgangslage deutlich anders: Massa führt derzeit im Qualifying-Duell des Jahres 2013 mit 2:0 und hat mehr Punkte auf seinem Konto (22) als Alonso (18). "Die Arbeit mit dem F138 im Winter hat uns in die richtige Richtung gebracht", sagt er. "Das Auto hat viel mehr Potenzial."
Er glaubt, dass er schon bald seinen ersten Sieg seit der bitteren WM-Niederlage in Sao Paulo 2008 feiern könnte: "Ich will natürlich immer um den Sieg fahren. Das hat in den ersten zwei Rennen nicht funktioniert, aber die Zeichen standen gut, denn das Renntempo war hervorragend. Jetzt müssen wir uns Rennen für Rennen verbessern."
Massa ist Schanghai-Fan
Der 31-Jährige rechnet damit, dass es auch dieses Jahr einen engen WM-Kampf geben wird. "Ich bin sicher, dass mehr als zwei Teams fähig sind, um Siege und um den Titel zu fahren. Unser Team ist eines davon, denn das Auto macht die richtigen Fortschritte und liefert die Ergebnisse auf der Strecke ab, mit denen wir gerechnet hatten, als wir uns die Daten im Windkanal und in der Fabrik ansahen. In Melbourne hatten wir ein Auto, das siegfähig war, und auch in Malaysia war das Auto wieder konkurrenzfähig, selbst wenn die Bedingungen das Rennen einmal mehr zu einer Lotterie gemacht haben."
Zwischen Malaysia und China verbrachte Massa wie sein Teamkollege Alonso Zeit in der Fabrik in Maranello - seine Zuversicht ist groß: "Wir sind gut auf China vorbereitet, und wir kommen in den Genuss aller Updates, die wir uns für Schanghai erhofft hatten. Ich hoffe, dass sich das in eine weitere Verbesserung auf der Strecke übertragen lässt."
Massa outet sich als Schanghai-Fan: "Die Strecke ist sehr schön, und es gibt unterschiedlichste Kurvenarten und schnelle Geraden. Man benötigt also ein Auto, das in den schnellen Passagen gut funktioniert, man braucht aber auch viel Abtrieb für die engeren Kurven. Wir rechnen mit einem hohen Reifenabbau, vor allem an der Vorderachse." Welche Erwartungen der Paulista hat? "Das Ziel ist es, viele Punkte zu holen, um einen Podestplatz zu kämpfen, vielleicht sogar um einen Sieg, denn man muss sich hohe Ziele setzen."