Kimi Räikkönens Bestzeit zum Testabschluss beschert Ferrari die Favoritenrolle - "Iceman" zurückhaltend optimistisch, aber nicht euphorisch
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Mit einer überlegenen Bestzeit beendete Kimi Räikkönen am Freitag in Barcelona die zweite und letzte Woche der Ferrari-Tests vor Beginn der Formel-1-Saison 2017. Und ganz anders als vor einem Jahr gehört die Scuderia dieses Jahr zumindest zu den Mitfavoriten auf den WM-Titel. "Im Großen und Ganzen war es schon positiv", murmelt "Iceman" Räikkönen, dessen Körpersprache wie gehabt schwieriger zu lesen ist als bei anderen Fahrern.
Die Stimmung in Maranello ist jedenfalls besser als vor einem Jahr. Daran konnte ein Abflug rund eineinhalb Stunden vor Testende nichts ändern. Räikkönens Ferrari-Antrieb hörte sich zunächst ungesund an, setzte dann ganz aus und führte in der vorletzten Kurve zu einem Dreher. Zur "Zielflagge" der geplanten Rennsimulation fehlten zu dem Zeitpunkt 15 Runden; nach eineinhalb Stunden Zwangspause konnte der Finne wieder ins Geschehen eingreifen.
Nach insgesamt 111 Runden (und einer Wochenbestzeit von 1:18.634 Minuten, 0,676 Sekunden vor dem schnellsten Nicht-Ferrari-Verfolger) wirkte er trotzdem einigermaßen entspannt: "Das Auto lief gut und das Feeling hat vom ersten Tag an gepasst, sowohl für Seb als auch für mich. Das Team hat gute Arbeit geleistet, das Auto ist top vorbereitet und zuverlässig. Wir stehen in vielerlei Hinsicht besser da als vor einem Jahr, aber ob das auch im ersten Rennen so sein wird? Wir werden sehen."
Während die Zeitdifferenz bei Mercedes schon die Alarmglocken schrillen lässt - Lewis Hamilton befürchtet, dass Ferrari bei den Bestzeiten sogar noch geblufft hat -, kann Räikkönen die Bewunderung für seine Bestzeit nicht verstehen: "Wir hätten sicher noch schneller fahren können, aber das war nicht das Ziel." Nico Hülkenberg (Renault) etwa glaubt, dass die Topteams locker 1:17er-Zeiten aus dem Ärmel schütteln hätten können.
"Heute war einer der besseren Tage dieser zwei Wochen, aber es ist noch früh und wir haben noch kein einziges Rennen absolviert. Warten wir erst mal den Saisonstart ab", warnt der Weltmeister von 2007 vor verfrühter Euphorie. "Wir haben viel ausprobiert, nicht alles war ideal, aber darum geht's ja beim Testen. Zwischen den Runs ist nicht viel Zeit, da werden die Tage manchmal ziemlich hektisch. Aber zum Ende des Tages hatten wir ein gutes Gefühl."
Ob sich die starke Performance von Barcelona automatisch auch auf Melbourne übertragen lässt, daran hat Räikkönen seine Zweifel: "Melbourne ist eine ganz andere Strecke. Dass wir ein gutes Setup für hier gefunden haben, bedeutet noch lange nicht, dass das Auto auch auf allen anderen Strecken funktionieren wird." Und bis zum Grand Prix von Spanien am 14. Mai fließt noch viel Wasser den Rhein runter...
Was Räikkönen-Fans optimistisch stimmt: Unter dem neuen Reglement sind die Autos wieder eher mit jenen von 2007 vergleichbar, als der "Iceman" zum bisher einzigen Mal Weltmeister wurde. Ein gutes Omen? "Natürlich haben wir mehr Grip, die Reifen sind auch anders", winkt er ab, "aber ich würde nicht sagen, dass das plötzlich viel besser zu meinem Fahrstil passt als zu dem von jemand anderem. Es sind halt andere Regeln und andere Autos. Noch zu früh!"