Ferrari kann sich in Barcelona im Qualifying nicht steigern und fällt hinter Red Bull zurück - Sebastian Vettel beschwichtigt und hält es für eine Momentaufnahme
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Bei Ferrari waren nach dem Qualifying für den Grand Prix von Spanien ratlose Gesichter zu sehen. "Für beide Autos ist etwas falsch gelaufen", zuckt Teamchef Maurizio Arrivabene mit den Schultern. Erst die Analyse wird zeigen, warum die Scuderia hinter den Erwartungen geblieben ist. "Wir müssen das checken. Die Zeiten vom Vormittag sind nicht mit denen des Qualifyings vergleichbar", verweist der Italiener auf den Rückfall. Im dritten Freiten Training stellte Sebastian Vettel eine persönlich schnellste Runde von 1:23.255 Minuten auf. Damit war er zwar nur Dritter, aber nur um weniger als zwei Zehntelsekunden langsamer als das Mercedes-Duo.
Im Qualifying kam Ferrari nur an diese Zeiten heran, aber es ging nicht wesentlich schneller. Kimi Räikkönen qualifizierte sich mit 1:23.113 Minuten für Startplatz fünf, Vettel landete mit 1:23.334 Minuten auf Startplatz sechs. "Heute Nachmittag war das Auto nicht so gut wie am Vormittag. Ich kam nicht richtig in den Tritt, deswegen sind wir nicht so weit vorne, wie wir es gerne hätten", seufzt Vettel. Zum Vergleich konnte sich Pole-Setter Lewis Hamilton vom Vormittagstraining um 1,2 Sekunden steigern.
Vor dem Qualifying gab es nur einen kleinen Hoffnungsschimmer der Ferrari-Fans, dass die Silberpfeile geknackt werden könnten. Aber schon in Q1 platzte dieser Gedanke, denn es zeigte sich, dass nicht Mercedes sondern Red Bull der direkte Gegner ist. "In Q1 hat man schon gemerkt, dass wir nicht da anknüpfen können", meint Vettel, dass sich der schwierige Nachmittag früh abzeichnete. "Wir haben versucht uns zurückzukämpfen, aber es hat nicht geklappt."
Somit landete das Ferrari-Duo hinter den beiden Red Bull in der dritten Startreihe. Barcelona ist aufgrund der Aerodynamik ein Gradmesser für alle Autos. War das Qualifying ein Indiz dafür, dass Ferrari auch bei der Aerodynamik nur das drittbeste Auto ist? Vettel will in das Ergebnis nicht zu viel hineinlesen, denn der SF16-H konnte nicht das volle Potenzial zeigen. "Ich glaube, dass es nur eine Momentaufnahme war", versucht er kritische Stimmen zu beruhigen.
Hat sich Ferrari beim Setup verrannt?
"Man hat gesehen, dass wir unter diesen Bedingungen nicht gut genug waren. Das ist kein Grund, die Hackordnung komplett umzustellen. Morgen im Rennen sollten wir besser dastehen. Auf dieser Strecke kommt es darauf an, dass man alles richtig hinbekommt. Das ist uns heute nicht gelungen und der Preis dafür ist sehr hoch", so Vettel, der glaubt, dass im Rennen noch einiges möglich sein wird: "Gestern lief es recht gut. Morgen ist ein neuer Tag. Es spricht nichts dagegen, dass es morgen wieder läuft. Wir haben gestern und heute Vormittag bewiesen, dass das Auto funktioniert."
Im Stallduell verlor Vettel die zwei Zehntelsekunden auf Räikkönen im mittleren Sektor. Dort war der Finne um drei Zehntel schneller, eine Zehntelsekunde holte der Deutsche im engen, langsamen dritten Sektor auf. Ebenfalls ist interessant, dass beide Ferrari beim Topspeed bei der ersten Zwischenzeiten neben Hamilton zu den Schnellsten zählten. Bei Zwischenzeit zwei fielen beide bei der Geschwindigkeit zurück und ebenfalls im letzten Sektor. Das ist ein Indiz, dass die Traktion in den schnellen Kurven nicht optimal war oder die Reifen nachließen.
"Im letzten Sektor haben wir am meisten verloren", untermauert Räikkönen diese These. "Ich bin nicht überrascht, dass wir dort viel Zeit liegengelassen haben. Vor dem Qualifying veränderten wir das Setup und das Auto fühlte sich besser an. Es war aber nicht einfach, eine schnelle Runde zu fahren. Das Handling war nicht so, wie wir uns das vorstellen. Das Auto war gestern okay, heute war ich schneller, aber der Wind hat sich etwas gedreht. Einige Streckenabschnitte sind deshalb sehr knifflig zu fahren. Meine letzte Runde war meine beste, aber wir sind nicht dort, wo wir sein wollen. Unsere Gegner haben es heute besser gemacht."
Ferrari hat wohl beim Setup die falschen Änderungen vorgenommen. "Natürlich weiß ich, welche Veränderungen wir vorgenommen haben", sagt Vettel. "Ich bin genauso wie das Team dafür verantwortlich. Wir haben natürlich versucht, die richtigen Schritte zu machen. Man muss aber gelassen bleiben, denn Barcelona ist sehr sensibel für Änderungen", spricht er die Tatsache an, dass man hier ein absolut perfekt ausbalanciertes Setup braucht. "Das Auto hat nicht so funktioniert wie es sollte", bringt es Vettel auf den Punkt. "Deswegen haben wir nicht performt."
Die Statistik spricht gegen Ferrari. Erst einmal wurde in Barcelona ein Grand Prix vom fünften und noch nie vom sechsten Startplatz gewonnen. Am Sonntag kommt Ferrari-Präsident Sergio Marchionne nach Barcelona, der schon klar gestellt hat, dass er Erfolge sehen will. "Ich glaube nicht, dass wir nervös werden", winkt Vettel ab. "Es ist schön, dass er morgen kommt. Er wird uns sicher die Daumen drücken." Der letzte Ferrari-Sieg in Spanien datiert auf das Jahr 2013. Damals gewann Fernando Alonso sein Heimrennen.