Ferrari: Rennstrategie live aus Fiorano

, 05.01.2013

Ferrari setzt während eines Grand Prix auf die "virtuelle Garage" zuhause in Fiorano. Strategen helfen Fernando Alonso, in kniffligen Situationen den Überblick zu behalten.

Auf der Strecke müssen sich Fernando Alonso und Felipe Massa im Kampf Mann gegen Mann auf sich selbst verlassen. Doch ganz allein werden sie in der Formel 1 zu keinem Zeitpunkt sein, denn der Einfluss von außen ist heutzutage wichtiger als je zuvor. Ferrari setzt zur Unterstützung seiner Fahrer auf die "virtuelle Garage", mit deren Hilfe sich Alonso im Rennen um durchschnittlich drei Plätze gegenüber dem Qualifying verbessern konnte.

In der "virtuellen Garage" arbeiten Computer und Statistikgenies unter Anleitung von Stratege Neil Martin in einem kleinen Raum in Fiorano von Freitag bis Sonntag und helfen den Fahrern, bei Boxenstopps, Safety-Car-Phasen, Überholmanövern und Unfällen den Überblick zu behalten.

"Bis vor ein paar Jahren war die Sache recht simpel", erklärt Ex-Red-Bull-Mann Martin der 'Gazzetta dello Sport', "Jeder hat nur auf sein eigenes Auto geschaut und es gab dabei nur eine Strategie: so schnell wie möglich zu fahren." Doch dies habe sich mit der Zeit komplett gewandelt: "Heute musst du dich hingegen mit allerlei Parametern auseinandersetzen, angefangen vom Reifenverschleiß und den Wetterbedingungen bis hin zu der Zeit, die du während eines Boxenstopps verlierst."

Zweiter "Kommandostand" mit eigenen Renningenieuren

Die Vorbereitung auf einen Grand Prix beginnt am Freitag mit der Erstellung eines Dossiers. Auf diesem sind alle relevanten Informationen zu finden: verfügbare Reifenmischungen, Asphalttyp oder Streckencharakteristik. Während der Trainingssitzungen werden alle vorhandenen Daten überprüft. Dazu sitzen die Techniker wie am Kommandostand vor mehreren Bildschirmen und halten stets Kontakt zu den Ferrari-Leuten an der Rennstrecke. Jeder Fahrer hat sogar einen eigenen virtuellen Renningenieur in Fiorano: Massimo Atzori für Fernando Alonso, David Lloyd für Felipe Massa.

"Unsere größte Stärke ist, dass wir ruhig bleiben", erläutert Martin. "Während in der Boxengasse alle sehr hektisch agieren, müssen wir hier unsere Ruhe bewahren und dürfen nicht in Panik geraten. Nur so können wir die eingehenden Daten von der Rennstrecke analysieren. Dabei sind wir immer zeitgleich am Geschehen dabei, lediglich in Australien hatten wir eine kleine Reaktionsverzögerung, die uns aber nur sechs Zehntelsekunden gekostet hat."

Größter Stress: Qualifying

Neben seinen eigenen Fahrern muss das Team in Fiorano auch stets die Konkurrenz auf dem Schirm haben. Dies sei besonders im Qualifying von immenser Wichtigkeit: "Das ist für uns der stressigste Moment: Wenn wir unsere Boliden in der Garage behalten, auf den richtigen Zeitpunkt zum Herausfahren warten und sehen, dass die Konkurrenz schnellere Zeiten setzen kann."

Noch steckt das Projekt von Ferrari in den Kinderschuhen, doch Martin verweist gerne auf den Fakt, dass die Roten "bei wechselnden Wetterbedingungen neunmal besser als Weltmeister Red Bull" abgeschnitten hätten. Doch insbesondere bei schwierigen Verhältnissen liegt es am Fahrer selbst, das Auto auf der Strecke zu halten. Das Fahren kann der Computer den Piloten noch nicht abnehmen, doch er versucht, ihnen den Kopf so frei wie möglich zu halten.

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