Weil Ferrari Klärung über ein neues Aufhängungssystem haben wollte, zittern nun auch Mercedes und Red Bull: Charlie Whiting senkt den Daumen für FRIC-Ersatz
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Droht der Formel 1 ein neuer Technologiestreit? Womöglich könnten die Topteams in der kommenden Saison Probleme bekommen, weil sie eventuell auf ein neues Aufhängungssystem setzen müssen. Wie 'Autosport' berichtet, hatte Ferrari wegen einer unklaren Regelung bezüglich seiner Aufhängung für die Saison 2017 bei FIA-Renndirektor Charlie Whiting nachgefragt, der das System letzten Endes für wohl illegal erklärte.
Bei der Anfrage soll es sich um eine Technologie handeln, die das 2014 verbotene FRIC-System (Front and Rear Inter-Connected; Anm. d. Red.) ersetzt. Mercedes war bislang ein Vorreiter in diesem Bereich, der als hydraulisches System die Stabilität des Chassis verbessern soll. Dadurch konnten die Silberpfeile 2016 etwa aggressiver über Randsteine fahren und die Reifen länger am Leben halten - auch Red Bull hatte bei der Aufhängung große Fortschritte gemacht. Durch den Vorstoß Ferraris könnte das jetzt allerdings hinfällig sein.
Weil sich die Scuderia bei ihrer Idee nicht sicher war, fragte Chefdesigner Simone Resta bei Renndirektor Charlie Whiting nach. Laut diesem wollte man das FRIC-System nachstellen, ohne jedoch eine physische Verbindung zwischen der Vorder- und Hinterachse zu haben. Dabei ging es darum, ob man damit gegen Artikel 3.15 des Technischen Reglements verstößt, der bewegliche Aerodynamikteile verbietet, weil das System der Aerodynamik des Wagens helfen könnte.
Resta wollte Klärung, ob Aufhängungssysteme mit zwei Charakteristiken legal seien. In Ferraris Fall sind das folgende Konzepte: Zum einen ein solches, das eine Verlagerung in die entgegengesetzte Richtung der aufgebrachten Last besitzt - unabhängig davon, woher die Energie stammt. Zum anderen geht es um die Option, Energie, die durch die Kräfte und Verlagerungen am Rad gewonnen wird, zu speichern und sie später zu verwenden.
Whiting konnte Ferrari zwar keine definitive Antwort geben, schrieb in einem Brief aber, dass die beschriebenen Aufhängungssysteme "wahrscheinlich gegen Artikel 3.15 des Technischen Reglements verstoßen" würden. Weil in einem solchen Fall auch alle anderen Teams darüber informiert werden, bekamen auch Mercedes & Co. die Mitteilung der FIA mit. Es heißt, dass auch die betroffenen Teams mit ähnlichen Systemen schon um Klärung gebeten haben.
Sollten jene Systeme von der FIA als illegal beanstandet werden, stehen die Teams vor einem großen Problem, weil sie sich um eine alternative Lösung bemühen müssten. Zumindest dürfte es noch einige Diskussionen um das neue Reglement 2017 geben.
Eine ähnliche Geschichte hatte sich etwa 2009 um den sogenannten Doppeldiffusor abgespielt. Damals waren einige Varianten als nicht zulässig deklariert worden, während Toyota, Williams und allen voran Brawn mit ihrer Lösung durchkamen, was den Teams zu Saisonbeginn einen großen Vorteil verschaffte.