Stefano Domenicali sieht seine Farben gut aufgestellt, aber nicht zwingend als Siegkandidat - Nick Tombazis rechnet mit schwierigem Entwicklungsspagat
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Ferrari war in der jüngsten Vergangenheit nicht unbedingt ein Freund des frühen Vogels. Zum Saisonstart hinkte die Scuderia der Konkurrenz regelmäßig hinterher und musste durch teilweise beeindruckende Aufholjagden in der Fabrik große Lücken schließen. Stefano Domenicali hofft, dass der neue F138 ohne Nachbesserung konkurrenzfähig ist: "Sollte nicht jemand anderes Wunder vollbracht haben, bin ich davon überzeugt, dass Ferrari mitmischt", demonstriert der Teamchef eine breite Brust.
Ganz weit aus dem Fenster lehnen will sich der Italiener aber doch nicht und tastet sich in Sachen Zielsetzung behutsam vor: "Ein Podium in Australien wäre eine gute Grundlage, um darauf für die Erfolge aufzubauen, die wir benötigen." Zuversichtlich stimmen Domenicali nach eigener Aussage eine neue Geschäftsstruktur, eine veränderte Arbeitsweise, Neuerungen am Auto, die Fortschritte der Vorsaison und die Ergebnisse der Tests. Außerdem lässt die Stabilität der Regeln aus Sicht der Roten hoffen.
Vertrauen in die Aerodynamik
So ist abzusehen, dass abenteuerliche Neuinterpretationen der Paragraphen ausbleiben: "Eine weitere Garantie dafür, dass es keine Überraschung in Form außerordentlich kreativer Lösungen gibt", unterstreicht Domenicali und erwartet, dass die schnellsten Piloten beim Saisonabschluss 2012 in Sao Paulo auch kommende Woche in Australien wieder den Ton angeben. "Zumindest hoffen wir darauf", sagt der Ferrari-Teamchef, der Fernando Alonso und Felipe Massa vom Podium grüßen sah.
Ausgerechnet die Tatsache, dass Ferrari wegen einer Baumaßnahmen in Maranello die Toyota-Anlage in Köln nutzt, wertet Domenicali als Vorteil: "Der Windkanal ist eine Sache, die uns Vertrauen in die Aerodynamik schenkt. Sie ist die Grundlage für 90 Prozent der Leistung. Wir gehen da mit einer gewissen Ruhe ans Werk." Nach dem Qualifying im Albert Park Rückschlüsse auf den Saisonverlauf zu ziehen, hält Domenicali so oder so für verfrüht und spricht von einer "langen Reise".
Wie viel 2014 steckt in 2013?
Nick Tombazis ist der Meinung, dass auf dieser ein ganz bestimmtes Teil eine zentrale Rolle spielt: "Was die Auspuffendungen angeht können wir mit Updates während der Saison rechnen", erläutert der Chefdesigner. "Sie werden nicht unbedingt sichtbar sein, aber eine wesentliche Verbesserung bedeuten. Obwohl die Regeln stabil bleiben, gibt es dort noch eine Menge Potenzial." Auch den Umgang des Autos mit den neuen Pirelli-Reifen hält er für einen kritischen Punkt, der über Siege und Niederlagen entscheidet.
Tombazis rechnet damit, dass sich das Entwicklungstempo während der Saison verlangsamt, weil die Teams der großen Regelnovelle 2014 Tribut zollen. "Wir reden von einem Auto, was sich komplett von dem unterscheidet, was wir kennen. Das Risiko, den Anschluss zu verpassen, besteht", warnt der Grieche und erwartet, dass die großen Teams personelle und finanzielle Ressourcen splitten. Ferrari setzt auf Stardesigner Rory Byrne. "Er hat so viel Erfahrung, da wäre es doch eine Dummheit, ihn nicht einzubeziehen", erklärt Tombazis.