Nach der Halo-Einführung weht der FIA ein selten gesehener Gegenwind ins Gesicht - Der Motorsport-Weltverband wehrt sich mit einer Pressemitteilung
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Einen Gefallen hat sich Jean Todt mit der Einführung des Halo-Systems im Alleingang allenfalls bei der Fahrergewerkschaft gemacht. Ein weltweites Entsetzen von Fans und Experten bringt den Motorsport-Weltverband in Bedrängnis. Viele Fans fühlen sich vor den Kopf gestoßen, dass nach der bislang versöhnlichen Saison mit spektakuläreren Boliden und ehrlicherem Racing dieses zarte Pflänzchen Vertrauen nun vom Halo zerquetscht wird. Die FIA reagiert mit einer langen Presseaussendung.
In dieser rechtfertigt der Weltverband die Einführung des Cockpitschutzes und bezeichnet Halo als "beste verfügbare Lösung" für das Problem des Kopfschutzes in Formelfahrzeugen. Dabei verweist die Pressemitteilung darauf, dass der Heiligenschein das 15-fache Gewicht eines Formel-1-Autos aushalte und bei Tests erfolgreich bewiesen habe, dass größere Objekte vom Fahrer weggeleitet werden.
Auch sei die Sicht der Fahrer bei intensiven Testfahrten mit dem System in der Formel-1-Saison 2016 nicht beeinträchtig worden, heißt es weiter. "Es gab keine signifikante Einschränkung des Sichtfeldes durch die zentrale Strebe. Testfahrten auf der Strecke haben auch keiner großen Probleme beim Aussteigen aus dem Fahrzeug gezeigt. Nach mehreren Tests mit dem Halo wurde ein neues Prozedere eingeführt, um ein sicheres Aussteigen zu gewährleisten."
Aus der Pressemitteilung lässt sich eine gewisse Enttäuschung über die Strategiegruppe herauslesen. "Trotz aller Erfolge entschied sich die Strategiegruppe im Juli 2016 dazu, die Einführung des Cockpitschutzes zu verschieben, um mehr Zeit für Tests mit dem Halo und möglichen alternativen Lösungen zu haben." Doch mit der Verschiebung habe die Strategiegruppe ihr Engagement noch einmal bekräftigt, zur Formel-1-Saison 2018 irgendeine Form des Cockpitschutzes einzuführen, so das Statement. Ursprünglich sollte dieser schon zur Saison 2017 eingeführt werden.
Hat die Strategiegruppe Jean Todt verraten?
Zuletzt fiel dann der Shield bei einem Test in Silverstone durch, weil Sebastian Vettel durch die verzerrte Sicht schwindelig wurde. Damit war klar, dass die Scheibe für 2018 nicht kommen würde. Der Tenor im Fahrerlager hatte sich zu diesem Zeitpunkt aber bereits darauf verlegt, vom Cockpitschutz wieder gänzlich abzurücken. Jean Todt, der sich mit seiner Sicherheitskampagne auf Rennstrecken und öffentlichen Straßen ein Denkmal setzen möchte, fühlte sich verraten.
Daraufhin boxte er den Halo für 2018 mit Hilfe einer Sonderklausel durch - gegen den Willen von neun von zehn Teams: Geht es um sicherheitsrelevante Änderungen, kann die FIA an der Strategiegruppe vorbei Regeländerungen einführen. Es war das erste Mal, dass Jean Todt während seiner zwei Amtszeiten als FIA-Präsident von diesem Recht Gebrauch machte. Zwar müssen auch diese Regeländerungen durch den Motorsport-Weltrat, dieser nickt aber in der Regel nur ab.
Trotz aller Kritik von außerhalb beharrt die FIA auf dem Standpunkt, dass die Sicherheit an oberster Stelle stehen muss: "Sicherheit im Motorsport ist für die FIA von oberster Wichtigkeit. Während in anderen Bereichen große Fortschritte erzielt worden sind, war der Kopfschutz im Monopostosport für viele Jahre ein Grund zur Beunruhigung. Motorsport ist von Natur aus riskant, aber es ist die Aufgabe der FIA, kontinuierlich alles zu geben, um dieses Risiko zu minimieren."
So oder so: Halo ist die wohl unbeliebteste Regeländerung seit der (mittlerweile wieder zurückgesetzten) Verschmälerung der Fahrzeuge samt Einführung von Rillenreifen in der Saison 1998. Das Thema wird beim Großen Preis von Ungarn 2017 am kommenden Wochenende kontrovers diskutiert werden. Die Facebook-Seite der FIA wird seit Einführung des Systems von einem Shitstorm verärgerter Fans heimgesucht.
Leise Hoffnung für Ästheten gibt es noch: Die Pressemitteilung schließt mit den Worten: "Das Design des Halo wird vor seiner Einführung im Jahre 2018 in gemeinsamer Arbeit zwischen den Teams, den Fahrern und der FIA weiter verfeinert." Es könnte also sein, dass das System noch ästhetischere Züge annehmen wird.