Red Bull darf ab Ungarn nicht mehr mit dem Mapping von Hockenheim antreten - McLaren-Geschäftsführer Jonathan Neale fordert ein härteres Durchgreifen
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Red Bull muss seine Motorenmappings ab dem Ungarn-Grand-Prix ändern. Das bestätigte die FIA laut der 'BBC' in einer Reglementklarstellung. Vor dem Start zum Grand Prix von Deutschland hatte der Technische Delegierte der FIA, Jo Bauer, das Weltmeisterteam beschuldigt, im mittleren Drehzahlbereich mit einem deutlich niedrigeren Drehmoment-Output zu fahren als bei vorangegangenen Rennen. Das war seiner Meinung nach ein Verstoß gegen Artikel 5.5.3 des Technischen Reglements.
Es wird vermutet, dass mit diesem Trick ein Durchdrehen der Hinterräder verhindert werden kann und der Diffusor durch die künstliche Drehmoment-Reduktion mit der überschüssigen Energie angeblasen wird, was Abtrieb bringt. Red Bull wurde aber schließlich freigesprochen, weil man sich auf eine gültige Interpretation des Artikels berufen hatte.
Zentrum der Argumentation war die Tatsache, dass die Teams ihre Motorenmappings an die jeweiligen Kurse anpassen dürfen. Im Reglement wird aber nicht genau angegeben, wie groß diese Anpassung sein darf. Während die FIA eigentlich meinte, dass der Motor nicht weniger Drehmoment abliefern sollte als generell imstande, berief sich Red Bull in seiner Interpretation auf den an das jeweilige Rennen angepassten Drehmomentwert und konnte daher nicht überführt werden.
FIA schließt Schlupfloch
Aus diesem Grund legte die FIA nun spezielle Parameter fest, um eine Wiederholung des Missverständnisses zu verhindern. Die Teams müssen nun eines der Motorenmappings der ersten vier Saisonrennen als Referenz nominieren. "Ab 6.000 Umdrehungen pro Minute darf das maximale Drehmoment um nicht mehr als zwei Prozent (von der Referenz, Anm.) abweichen. Der Zündwinkel darf um nicht mehr als 2,5 Prozent abweichen", lautet die Reglementklarstellung laut Informationen der 'BBC'.
Damit will man verhindern, dass die Zündung dazu benutzt wird, um den Diffusor anzublasen, wenn der Pilot nicht auf dem Gaspedal steht. Die Umstellung sollte für Red Bull kein Problem sein, denn bereits bei den ersten Saisonrennen und auch in Silverstone wurden von der FIA keine Unregelmäßigkeiten bei den Motorenmappings des Weltmeisterteams erkannt.
Red Bull ab Ungarn eingebremst?
Die Frage ist allerdings, inwiefern sich das Rückrüsten auf eine frühere Spezifikation auf die Konkurrenzfähigkeit des RB8 auswirken wird. "Das ist wirklich eine interessante Frage", meint auch McLarens Geschäftsführer Jonathan Neale. "Und die Antwort ist, dass ich es wirklich nicht weiß."
Der Brite geht ins Detail: "Es ist sehr schwer zu sagen, was ihr Motor wirklich macht und welchen Vorteil sie dadurch als Teil ihres Performance-Pakets erfahren. Ich weiß, dass wir nicht die einzigen sind, die sich diese Sache ganz genau ansehen. Wir alle haben in den ersten sechs Monaten dieses Jahres sehr hart daran gearbeitet, um in Zusammenarbeit mit der FIA und Charlie Whiting herauszufinden, was erlaubt und was verboten ist."
Neale von Schärfe der FIA überrascht
Neale will zum Red-Bull-Fall zwar nicht konkret Stellung beziehen, er vermutet aber, dass es sich beim Problem in Hockenheim keinesfalls um ein Kavaliersdelikt handelte. "Niemand von uns weiß genau, was die FIA so aufgebracht hat und Jo Bauer so sehr provozierte, um dieses Statement am Sonntagmorgen auszuschicken", spielt er darauf an, dass der Technische Delegierte nicht von einem Verdacht sprach, sondern Red Bull sofort eines Vergehens beschuldigte.
"Das ist ein sehr ungewöhnlicher Schritt", findet Neale. "Ich denke nicht, dass die FIA den Fall an die Rennkommissare weitergeleitet hätte, hätte man keine ernsthaften Bedenken gehabt." Er hofft aber, dass das Problem nun aus der Welt geschafft wird und kein Streit bevorsteht: "Hoffentlich fangen wir jetzt nicht damit an, das Reglement mitten in der Saison umzuschreiben, so wie es im Vorjahr in Silverstone der Fall war, denn das hat für große Unruhe gesorgt. So unterhaltsam es für die Medien war, so sehr benötigt der Sport ein stabiles Reglement. Ich finde, man sollte sich mehr Mühe geben, das Reglement zu exekutieren, als es ständig umzuschreiben."