Die Vorschau auf das letzte Rennen: Warum Interlagos eine anstrengende Strecke ist und in welchem Hotel man am ehesten die Stars antrifft
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Auf der Strecke "zwischen den Seen", wie das brasilianische Interlagos wörtlich übersetzt heißt, geht die Formel 1 am kommenden Sonntag beim Grand Prix von Brasilien in die 19. und letzte Runde der diesjährigen Weltmeisterschaft. Start im Autodromo Jose Carlos Pace ist um 14:00 Uhr Ortszeit (17:00 Uhr MEZ). Für Teams wie Fahrer stellt der Brasilien-Grand-Prix immer wieder eine besondere Herausforderung dar.
Für die Fahrer heißt es in Interlagos, körperlich absolut fit zu sein, da nicht nur die hohen Temperaturen in Südamerika und die hohe Luftfeuchtigkeit ihren Tribut fordern, obwohl das Rennen gegenüber früher um ein halbes Jahr nach hinten verlegt wurde. Ganz besonders die vielen Unebenheiten im Belag und die Tatsache, dass die 4,309 Kilometer lange Strecke gegen den Uhrzeigersinn gefahren wird, machen selbst dem durchtrainiertesten Nacken schwer zu schaffen.
Die Teams müssen nicht nur aus diesem Grund eine sehr gute Abstimmung für die Autos finden, um Probleme mit abgeschmirgelten Unterböden und verrutschten Frontflügeln - wie bei David Coulthards McLaren-Mercedes 1999 geschehen - zu vermeiden. Peter Sauber musste 2000 gar beide Autos vom Rennen zurückziehen, weil die Heckflügel weichgeklopft wurden.
Bei Fahrern und Teams gehört der Grand Prix von Brasilien zumindest wegen der Stadt Sao Paulo nicht unbedingt zu den Favoriten. Ralf Schumacher meinte sogar einmal: "Nur wer seine Frau loswerden will, nimmt sie mit nach Brasilien." Leider gehört die Stadt neben Mexiko-City und Tokio nicht nur zu den drei größten Städten der Welt, sondern aufgrund der extremen Unterschiede zwischen Arm und Reich auch zu jenen mit der höchsten Kriminalitätsrate. Die Slums rund um die 13 Kilometer von Interlagos entfernte Stadt passen so gar nicht zum Image der glamourösen Formel 1.
Eine der größten Städte der Welt
Vorsicht ist also auf jeden Fall angebracht, denn auch der Straßenverkehr ist gewöhnungsbedürftig: In einer 20-Millionen-Stadt - Sao Paulo liegt etwa 800 Meter über dem Meeresspiegel, 80 Kilometer vom Atlantik entfernt -, in der täglich über fünf Millionen Autos die Straßen in ein heilloses Chaos verwandeln, tut man als Besucher gut daran, sich in die geübten Hände der Taxifahrer zu begeben. Das spart jede Menge Nerven und ist durchaus erschwinglich. Man sollte - je nachdem, wo man wohnt - aber trotzdem genügend Zeit für die tägliche Anfahrt zur Strecke einplanen, da eine Stunde Fahrtzeit für zehn Kilometer in Sao Paulo nicht unüblich ist.
Fans, die ihre Stars aus der Nähe sehen wollen, sowie Autogrammjäger haben es in Brasilien relativ einfach: Die meisten Fahrer wohnen im Hotel Transamerica. Abends trifft man den einen oder anderen auch schon mal beim gemütlichen Essen in der Churrascheria Fogo do Chao, im Baby Beef oder der La Vecchia Cucina an, und Sonntagabend geht's zum Tanzen ins Love Story oder ins Charlie's. Für ausgedehnte Einkaufstouren empfiehlt sich das Shopping-Center im Stadtteil Morumbi, übrigens ganz in der Nähe des Friedhofs Morumbi, auf dem Ayrton Senna begraben ist - für Fans sicher ein Muss.
71 Runden sind am Renntag im Autodromo Jose Carlos Pace von Interlagos, einem Vorort von Sao Paulo, zu absolvieren. Bei einer Streckenlänge von 4,309 Kilometern entspricht dies einer Renndistanz von 305,909 Kilometern. Mit vier Siegen (1994, 1995, 2000 und 2002) ist Michael Schumacher der mit Abstand erfolgreichste Formel-1-Fahrer in Interlagos. Erfolgreichster Pilot überhaupt beim Brasilien-Grand-Prix war jedoch Alain Prost mit sechs Siegen (1982, 1984, 1985, 1987, 1988 und 1990), der allerdings das Gros seiner Erfolge in Rio de Janeiro einfuhr.
Traditionell hohe Ausfallsrate
Jahr für Jahr fordern die hohen Temperaturen und die wellige Piste nicht nur die Fahrer, sondern auch die Autos, was zu vielen Ausfällen führt. Lokalmatador Rubens Barrichello, der nur unweit der Rennstrecke aufgewachsen ist, konnte ein Lied davon singen: Ausgerechnet er sah bei 19 Starts nur acht Mal die Zielflagge: 2011 und 2010 als 14., 2009 als Achter, 2008 als 15., 2006 als Siebter, 2005 als Sechster, 2004 als Dritter und 1994 als Vierter.
Die Ausfallsrate ist traditionell hoch. Obwohl die Veranstalter immer wieder neu asphaltieren, bekommen sie die Bodenwellen nicht in den Griff. Das liegt daran, dass der Untergrund, auf dem die Rennstrecke errichtet wurde, so sehr nachgibt, dass hier keine Häuser mehr gebaut werden dürfen. Bis 2015 soll die Strecke aber umfangreich umgebaut werden.
Aufgrund der hohen Kriminalität, dem schlechten Zustand der Boxenanlagen und der Piste sowie den chaotischen Verhältnissen um die Rennstrecke herum - immer wieder werden Teammitglieder auf offener Straße ausgeraubt - wurden Rufe laut, das Rennen aus dem Kalender zu streichen. Doch was wäre die Formel 1 ohne ein Rennen auf brasilianischem Boden?
Einst war es Volksheld Ayrton Senna zu Beginn der 1990er-Jahre, der wie Felipe Massa und Bruno Senna ein "Paulista" ist und das Rennen wieder von Rio de Janeiro nach Sao Paulo lockte, auch wenn sicherlich die Tatsache, dass der Franzose Philippe Streiff im Jahr davor nach einem Unfall wegen mangelhafter Hilfeleistung durch das Streckenpersonal eine Querschnittslähmung davontrug, dem Streckenwechsel nachhalf.
Erster Interlagos-Grand-Prix schon 1973
Es war 1973, als der Grand Prix von Brasilien erstmals in Interlagos stattfand, bevor man 1979 das Rennen über einige Jahre hinweg in Jacarepagua in der Nähe von Rio de Janeiro austrug. 1990 kehrte das Rennen nach Interlagos zurück, nachdem die Strecke modernisiert wurde. Übrigens stammt ein Teil des Streckendesigns aus dem Kopf des legendären Nationalhelden Ayrton Senna, was erklärt, warum der Streckenverlauf den Fahrern zumeist gefällt und der Kurs fahrerisch recht anspruchsvoll ist.
Ungewöhnlich ist in Brasilien vor allem die Start- und Zielgerade, die nicht eben ist und die Autos am Start leicht ins Rollen geraten lässt. Ferner liegt sie niedriger als die Boxengasse, was dazu führt, dass die Teamchefs auf ihren Kommandoständen wie in einer Theaterloge auf ihre Fahrer schauen können. Für die nicht nummerierte Haupttribüne stehen viele Fans eine ganze Nacht Schlange, was vor den Eingängen zu chaotischen Zuständen führt. Dem Europäer, der nicht selten unter dem Verkehrschaos, dem Smog und oftmals auch einer Magenverstimmung wegen des Essens leidet, ein wenig erholsames Erlebnis...
Die Strecke selbst sorgt dafür, dass die Fahrer und ihre Ingenieure beim Abstimmen der Autos tüchtig ins Schwitzen kommen. Im Qualifying wurde nach altem Reglement für eine schnelle Runde mit viel Flügel gefahren, im Rennen benötigte man eine völlig andere Abstimmung, um auf den langen Geraden über genügend Höchstgeschwindigkeit zu verfügen, um überholen zu können und um nicht selbst überholt zu werden. Mit dem neuen Reglement ist das freilich hinfällig, da das Setup ja nach dem Qualifying nicht mehr angerührt werden darf. Weil die Aerodynamik wegen des geringeren atmosphärischen Drucks in der Höhenlage eine weniger bedeutende Rolle spielt als anderswo, ist dies aber weniger gravierend als zunächst angenommen.
Exklusiver Trackwalk mit Timo Glock:
"Die erste Kurve ist in Sao Paulo sehr speziell, weil es steil bergab geht. Sie ist ziemlich überhöht und wird normalerweise im zweiten oder dritten Gang gefahren. Sie mündet in eine sehr wichtige Schikane, weil man über Kurve 3 auf eine lange Gerade kommt, wo man die Geschwindigkeit mitnehmen muss. Das ist aber schwierig, denn in Kurve 1 passiert es schnell, dass man Eingang ein Rad stehenbleibt."
"Nach der Geraden folgt Kurve 4, die an und für sich nichts Besonderes ist. Dennoch hat die Passage ihre Tücken, denn der Wind spielt dort eine große Rolle. Oft hat man am Kurveneingang Übersteuern. Darauf folgt eine langgezogene Linkskurve, die recht einfach ist. Kurve 6 ist eine sehr schnelle Doppelrechts, die im fünften Gang gefahren wird. Kurve 7 geht nur im zweiten Gang und wird in der Kurve angebremst, was eine Herausforderung ist. Man fährt dann innen sehr stark - eigentlich mit dem ganzen Auto - über den Randstein."
"Kurve 8 ist eine typische, langgezogene Linkskurve, wo das Untersteuern enorm ist. Am Ausgang hat man plötzlich Übersteuern. Dann geht es etwas bergauf in Kurve 9, die - wie Kurve 7 - beim Anbremsen eine Herausforderung darstellt. Dort ist es besonders wichtig, denn Ausgang gut zu erwischen, denn die darauffolgende Linkskurve geht bergab und kann mit Vollgas genommen werden."
"Entscheidend ist dann die letzte Kurve: Sie wird im zweiten Gang genommen, und man muss die Traktion auf den Boden bringen. Wenn das gelingt, hat man für das lange Bergauf-Stück hinauf zu Start und Ziel einen großen Zeitgewinn."
Zeitraffer:
2012:
Im Qualifying setzen sich überraschend die beiden McLaren-Piloten Lewis Hamilton und Jenson Button gegen Mark Webber und Sebastian Vettel in den Red-Bull-Boliden durch. Vettels Titelrivale Fernando Alonso wird nur Achter. Der Deutsche wird nach einem mäßigen Start bei wechselhaftem Wetter von Williams-Pilot Bruno Senna umgedreht - wie durch ein Wunder bleibt er trotz einiger Beschädigungen am Auspuff im Rennen. Wegen der unberechenbaren Wetterbedingungen kommt es zu vielen Boxenstopps und Führungswechseln - bei einem Duell um die Führung kollidieren Hamilton und der sensationell fahrende Force-India-Pilot Nico Hülkenberg - der Brite scheidet aus, während der Deutsche für den Zwischenfall mit einer Durchfahrtsstrafe belangt wird.
Dadurch übernimmt Button die Führung, Alonso wird von Massa vorbeigelassen und ist Zweiter. Vettel erlebt in der Schlussphase einen verpatzen Boxenstopp, muss sich durch das Feld kämpfen und wird Sechster. Force-India-Pilot Paul di Resta sorgt schließlich mit einem Crash dafür, dass das Rennen unter gelber Flagge beendet wird - Button siegt vor Alonso, Massa, Webber, Hülkenberg und Vettel, der mit drei Punkten Vorsprung zum dritten Mal Weltmeister wird. Daran können auch Diskussionen, der Red-Bull-Pilot habe in der Anfangsphase bei gelber Flagge überholt, nichts mehr ändern.
2011:
Im Qualifying ist die Welt für Weltmeister Sebastian Vettel noch in Ordnung. Der Red-Bull-Pilot setzt sich gegen seinen Teamkollegen Mark Webber durch und holt die Pole-Position. Dahinter lauern die beiden McLaren-Piloten Jenson Button und Lewis Hamilton. Fernando Alonso (Ferrari) und Nico Rosberg (Mercedes) stehen in der dritten Reihe. Auch den Start entscheidet Vettel für sich und setzt sich ab, muss aber in Runde 30 seinem Teamkollegen den Vortritt lassen - Probleme mit dem Getriebe zwingen ihn dazu, sein Auto zu schonen. Somit feiert Webber im letzten Rennen seinen einzigen Saisonsieg, Vettel rettet sich auf Platz zwei. Auf den Plätzen drei und vier kommen Button und Alonso ins Ziel. Adrian Sutil glänzt bei seinem vorerst letzten Formel-1-Rennen im Force India mit Platz sechs, bei Hamilton streikt das Getriebe.
2010:
Williams-Pilot Nico Hülkenberg sorgt im Qualifying für eine Sensation: Der Rookie setzt sich bei wechselhaften Bedingungen mit einer Sekunde Vorsprung auf Sebastian Vettel im Red Bull durch und sichert sich seine erste Pole-Position. Im Rennen hat der Deutsche aber keine Chance und wird Achter. Vettel setzt sich nach dem Start rasch in Front und dominiert den Grand Prix vor seinem Teamkollegen Mark Webber, Ferrari-Ass Fernando Alonso und den beiden McLaren-Piloten Lewis Hamilton und Jenson Button. In der Endphase sorgt ein Crash von Force-India-Pilot Tonio Liuzzi für eine Safety-Car-Phase. Dadurch kann Webber zu Vettel aufschließen - obwohl der "Aussie" zu diesem Zeitpunkt bessere Titelchancen besitzt, sieht Red Bull aber von einem Positionstausch ab. Für die Lokalmatadore ist es ein schwarzer Tag: Felipe Massa (Ferrari), Rubens Barrichello (Williams), Lucas di Grassi (Virgin) und Bruno Senna (HRT) schaffen es nicht in die Punkteränge.
2009:
Vom 14. Startplatz aus zeigt Jenson Button (Brawn) eine beherzte Aufholjagd, wird noch Fünfter und verhindert damit eine Vertagung der WM-Entscheidung zum Saisonfinale nach Abu Dhabi. Mit dem Kampf um den Sieg hat er jedoch nichts zu tun. Buttons Teamkollege Rubens Barrichello führt den turbulenten Grand Prix zunächst an, muss aber mangels Benzin früh an die Box kommen. Von da an hat Mark Webber (Red Bull) leichtes Spiel. Zweiter wird Robert Kubica (BMW), der seinen ersten Podestplatz der Saison holt, Dritter Lewis Hamilton (McLaren). Barrichello fällt wegen eines Reifenschadens noch vom vierten auf den achten Platz zurück.
2008:
Das dramatischste WM-Finale aller Zeiten: Felipe Massa (Ferrari) geht mit sieben Punkten Rückstand von der Pole-Position in sein Heimrennen und muss unbedingt gewinnen. Lewis Hamilton (McLaren) reicht ein fünfter Platz. Beide fahren über weite Strecken auf ihren "Sollpositionen", als kurz vor Schluss noch einmal Regen einsetzt. Timo Glock (Toyota) verzichtet auf einen Reifenwechsel und rutscht dadurch vor Hamilton. Als dieser auch noch von Sebastian Vettel (Toro Rosso) überholt wird, hat Massa bereits eine Hand am WM-Pokal. Der Brasilianer gewinnt den Grand Prix und darf sich bereits für 20 Sekunden als Champion fühlen, ehe Hamilton auf den letzten Metern doch noch am im Regen strauchelnden Glock vorbeigeht und den rettenden fünften Platz nach Hause bringt.
2007:
Drei Fahrer gehen mit Titelchancen in das Saisonfinale: Lewis Hamilton hat vier Punkte Vorsprung auf seinen Teamkollegen Fernando Alonso (McLaren) und sieben auf Kimi Räikkönen (Ferrari). Polesetter Felipe Massa (Ferrari) erwischt den besten Start, hinter ihm fädelt sich Räikkönen vor Alonso und Hamilton ein. Bei einer Attacke in der ersten Runde verliert Hamilton jedoch einige Positionen - und durch einen falschen Knopfdruck am Lenkrad fällt er später sogar auf Platz 18 zurück. Seine anschließende Aufholjagd nützt nichts mehr: Massa lässt Räikkönen beim zweiten Boxenstopp vorbei, der Finne ist damit erstmals Weltmeister. Alonso kommt als Dritter, Hamilton als Siebenter ins Ziel. Heikki Kovalainen (Renault) mit einem Unfall und Formel-1-Debütant Kazuki Nakajima (Williams) mit einem überfahrenen Mechaniker beim Boxenstopp sorgen für die Schrecksekunden des Rennens.
2006:
In der Saison 2006 steht das Rennen in Sao Paulo natürlich nicht nur unter dem Zeichen der Titelentscheidung zwischen Fernando Alonso und Michael Schumacher, sondern natürlich auch im Zeichen des Rücktritts des Deutschen. Es ist das letzte Formel-1-Rennen des erfolgreichsten Formel-1-Piloten aller Zeiten. Schumachers Siegchancen - er hätte siegen müssen während Alonso maximal einen Punkt einfährt - sind nach einem Reifenschaden dahin. Das Rennen gewinnt Lokalmatador Felipe Massa im zweiten Ferrari vor Alonso, der damit seinen WM-Titel verteidigt. Jenson Button (Honda) belegt den dritten Rang vor Michael Schumacher. Nick Heidfeld (BMW) scheidet ebenso durch einen Unfall aus wie Nico Rosberg, dessen Williams beim Abflug völlig zerstört wird. Ralf Schumacher wird wie Toyota-Teamkollege Jarno Trulli Opfer von Aufhängungsproblemen.
2005:
Polesetter Fernando Alonso (Renault) verteidigt am Start seine Führung, dahinter kommt es zu einer Karambolage zwischen David Coulthard (Red Bull) sowie Mark Webber und Antonio Pizzonia (beide Williams). Beim Restart nach der Safety-Car-Phase geht Juan Pablo Montoya in Führung, später überholt dann auch sein McLaren-Teamkollege Kimi Räikkönen nach einem langen ersten Stint Alonso. In dieser Reihenfolge fahren Montoya, Räikkönen und Alonso dann auch recht unspektakulär über die Ziellinie, womit sich Alonso den WM-Titel sichert. Lokalmatador Rubens Barrichello (Ferrari) wird nur Sechster, sorgt aber immerhin mit einem tollen Überholmanöver gegen Jenson Button (BAR) für Jubel auf den Tribünen. Bester Deutscher wird Michael Schumacher (Ferrari) als Vierter mit mehr als einer halben Minute Rückstand.
2004:
Lokalmatador Rubens Barrichello (Ferrari) entscheidet auf feuchter Strecke den Start für sich, doch je trockener die Bedingungen werden, desto schneller werden die Michelin-Piloten - und ab Runde fünf waren sowieso Trockenpneus die schnellere Wahl. Zunächst hat Fernando Alonso (Renault) seine Nase vorne, doch der Spanier kann die Pace des späteren Siegerduos nicht ganz gehen: Kimi Räikkönen (McLaren) und Juan Pablo Montoya (Williams) liefern sich in der Boxengasse ein Rad-an-Rad-Duell, welches Räikkönen zunächst für sich entscheiden kann, doch beim Anbremsen der dritten Kurve hat Montoya doch das bessere Ende für sich. Für das Williams-Team ist es der erste Saisonsieg im letzten Rennen. Barrichello wird Dritter vor Alonso, Ralf Schumacher (Williams), Takuma Sato (BAR) und Michael Schumacher (Ferrari). Letzterer verschenkt seine Chancen zu Beginn mit einem unnötigen Dreher.
2003:
Brasilien 2003 ist das wohl actionreichste Formel-1-Rennen der letzten Jahre: Im chaotischen Regen wird der Grand Prix hinter dem Safety-Car gestartet. Früh verabschieden sich wegen eines kleinen Bächleins im Senna-S der Reihe nach einige große Favoriten - darunter auch Michael Schumacher (Ferrari) und Juan Pablo Montoya (Williams). Für eine Weile sieht es dann nach einem Sieger Rubens Barrichello (Ferrari) aus, doch der Lokalmatador rollt in Führung liegend mit defekter Benzinpumpe aus. Davon profitiert David Coulthard (McLaren), der allerdings früher als die Konkurrenz zur Box kommen muss und dadurch einen sicheren Sieg verliert, weil nach dem Horrorunfall von Renault-Pilot Fernando Alonso endgültig abgebrochen werden muss. Auf dem Podium wird zunächst Kimi Räikkönen (McLaren) als Sieger gefeiert, ein paar Tage später erklärt die FIA aber Giancarlo Fisichella (Jordan) nachträglich zum Sieger.
2002:
Titelverteidiger Michael Schumacher tritt nach einer empfindlichen Niederlage früher als geplant erstmals mit dem neuen Ferrari F2002 an, während Teamkollege Rubens Barrichello noch mit dem Vorjahreswagen Vorlieb nehmen muss. Letzterer scheidet ohne Chance auf den Sieg aus, Schumacher aber fährt nach einer für ihn folgenlosen Kollision mit Juan Pablo Montoya (Williams) am Start ein cleveres Rennen. In den letzten Runden setzt er sich erfolgreich gegen Bruder Ralf im offensichtlich schnelleren Williams zur Wehr, weil er aus der letzten Kurve heraus die bessere Traktion hat und so nicht zu überholen ist.
2001:
Mitten im Rennen geht ein Regenschauer nieder, der dafür sorgt, dass das Klassement gewaltig durcheinander gewirbelt wird. Doch schon davor geht es drunter und drüber: Zuerst knallt Ferrari-Pilot Rubens Barrichello Ralf Schumacher ins Heck, dann der überrundete Jos Verstappen Juan Pablo Montoya im zweiten Auto des Williams-Teams. Das Rennen kann nach einer tollen Fahrt David Coulthard im McLaren für sich entscheiden - damit ist die Statistik, die seit 1994 gegolten hatte, dass jener Fahrer, der in Brasilien gewinnt, auch Weltmeister wird, ungültig. Michael Schumacher rettet noch einen zweiten Platz vor Nick Heidfeld, der im Sauber seinen ersten Podiumsplatz einfahren kann. Von den 22 gestarteten Fahrern sehen zwölf die Zielflagge nicht.
2000:
Mit rund vier Sekunden Vorsprung sichert sich Michael Schumacher seinen zweiten Saisonsieg vor McLaren-Pilot David Coulthard, der aber nach dem Rennen wegen eines zu niedrigen Frontflügels disqualifiziert wird. Benetton-Pilot Giancarlo Fisichella rückt deshalb auf den zweiten Platz vor, Heinz-Harald Frentzen im Jordan wird Dritter. Jenson Button wird Sechster und holt mit seinen 20 Jahren als jüngster Brite aller Zeiten seinen ersten WM-Punkt. Das Sauber-Team zieht beide Autos bereits vor dem Qualifying zurück, nachdem zwei Heckflügel an beiden Autos von den Bodenwellen weichgeklopft worden waren.
1999:
Für Mika Häkkinen ist es der zweite Sieg in Folge auf dem anspruchvollen Kurs von Interlagos, und anschließend sollte er auch seinen zweiten WM-Titel gewinnen. Der Finne hat Glück, denn ein Getriebeproblem lässt ihn zunächst weit zurückfallen, doch das lahmende Auto repariert sich wie von Geisterhand von selbst. Michael Schumacher kann überholen, einer liegt jedoch überraschend noch weiter vorne: Rubens Barrichello. Doch kurze Zeit später ist mit der wundersamen Führung Schluss, als der Ford-Motor im Stewart des Brasilianers verraucht.
1998:
Die dominierenden McLaren belegen die komplette erste Startreihe für sich und geben die Doppelführung auch nicht mehr ab, Mika Häkkinen siegt so vor David Coulthard. Die größte Überraschung des Rennens ist Alexander Wurz (Benetton), der ein tolles Rennen mit vielen Überholmanövern fährt und auf den vierten Platz kommt.
1997:
Glück für Jacques Villeneuve: Nach einer Beinahe-Kollision mit Michael Schumacher in der ersten Kurve muss der Kanadier durch die Wiese fahren und verliert viel Zeit, kann aber wieder von vorne starten, als die Rennleitung das Rennen nach einem Unfall noch in der ersten Runde abbricht. Der in der Schlussphase stark aufgeigende Benetton-Pilot Gerhard Berger kann nur noch Platz zwei für sich beanspruchen. Villeneuve gewinnt das Rennen und wird später Weltmeister.
1996:
Damon Hill zeigt in Brasilien mit seinem zweiten Saisonsieg, dass er auch im Regen gut fahren kann. Mit mehr als 17 Sekunden Vorsprung kommt der spätere Weltmeister vor Jean Alesi im Benetton ins Ziel. Lokalmatador Rubens Barrichello liegt auf Platz drei, bevor er sich kurz vor Ende des Rennens von der Strecke dreht. Mika Salo kann seinen Tyrrell überraschend auf den fünften Platz ins Ziel bringen.
1995:
Im Qualifying landet Michael Schumacher mit seinem Benetton mit rund 220 km/h in einer Mauer, und das Team kündigt an, dass man den amtierenden Weltmeister nur dann ins Rennen schicken werde, wenn der Grund für das Unglück geklärt sei. Das kann man, und so stürmte Schumacher vor Williams-Pilot David Coulthard auf das Podium. Beide Fahrer werden nach dem Rennen jedoch wegen illegalen Sprits aus der Wertung genommen, nach einer Nachverhandlung aber doch wieder gewertet, wohingegen den Teams die Punkte aberkannt werden.