Finanzsorgen: Warum Glock nicht mehr bei Marussia ist

, 21.01.2013

Timo Glock und sein bisheriges Team Marussia haben sich auf die sofortige Auflösung des gültigen Vertrages geeinigt: Paydriver soll Team stabilisieren

Kurz vor dem Start der ersten Testfahrten des neuen Formel-1-Jahres ein echter Knaller: Timo Glock und Marussia gehen ab sofort getrennte Wege. Der 30-jährige Deutsche und das britisch-russische Team lösten den bis Ende 2013 laufenden Vertrag mit sofortiger Wirkung auf. Hintergrund ist offenbar die wirtschaftliche Situation der Mannschaft, für die Glock seit 2010 aktiv war. Wie es mit dem gebürtigen Odenwälder nun weitergeht, steht derzeit noch nicht fest.

Man habe sich in "beiderseitigem Einvernehmen" auf die Trennung geeinigt, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Fahrer und Team. "Ich hatte drei tolle Jahre bei Marussia. Ich hatte die Chance, am Aufbau und an der Entwicklung des Teams aktiv mitzuarbeiten. Ich möchte dem Team auf seinem weiteren Weg viel Glück wünschen und mich bei allen für die tolle gemeinsame Zeit und die Unterstützung, die ich erfahren habe, bedanken", kommentiert Glock seinen Abschied.

Nach dem plötzlichen Ende der Zusammenarbeit mit Marussia, steht die weitere Zukunft des Deutschen in den Sternen. "Ich habe nicht erwartet, dass ich diesen Weg einschlagen würde, aber ich bin schon gespannt, was die Zukunft bezüglich meiner weiteren Motorsport-Karriere bringen wird. Ich hoffe, dass ich möglichst bald mehr dazu sagen kann", erklärt Glock. Bislang hat der Hesse 91 Grands Prix bestritten, stand mit Toyota drei Mal auf dem Podest und holte 51 WM-Zähler.

Weiterer Paydriver soll Marussia retten

"Timo hat in den zurückliegenden drei Jahren dem Team sehr wichtige Dienste erwiesen", sagt Teamchef John Booth. "Er hat uns dabei geholfen, das Paket so weit zu entwickeln, sodass wir in der vergangenen Saison über weite Strecken den zehnten Platz in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft halten konnten. Timo ist ein fantastischer Fahrer. Er war ein beliebtes Mitglied unseres Teams." Bei all dem Lob stellt sich die Frage, warum man einen solchen Mann also ziehen lässt.

"Unser Team basiert auf dem Prinzip, dass wir von Erfahrung profitieren und gleichzeitig jungen Talenten den Weg an die Spitze des Motorsports ermöglichen möchten. Diese Philosophie hat sich bislang auch in unserem Businessmodell niedergeschlagen. Nun zwingen uns wirtschaftliche Umstände, diesen Schritt zu gehen, um den Bestand des Teams langfristig sichern zu können", so Booth. "Die schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen machen allen zu schaffen, davon ist die Formel 1 nicht ausgenommen."

Klartext: Aus wirtschaftlicher Not sah sich Marussia gezwungen, den erfahrenen Deutschen aus seinem Vertrag herauszukaufen, um über einen weiteren Paydriver zusätzliches Geld in die Kassen zu bekommen. "Wir danken Timo, dass er gemeinsam mit uns zu einer solchen Entscheidung gelangt ist - vor allem, weil er einen gültigen Vertrag hatte", erklärt der Marussia-Teamchef. "Ich danke ihm für seine tolle Arbeit. Wir wünschen ihm alles Gute. Ich möchte jenem Team gratulieren, das sich die Dienste dieses starken, professionellen und erfahrenen Piloten sichern wird."

Für Glock könnte es in die DTM gehen. In der Formel 1 drängt die Zeit. Die Fahrzeug-Präsentationen beginnen Ende dieses Monats, Anfang Februar stehen die Testfahrten mit den neuen Boliden auf dem Programm. Derzeit sind nur zwei Plätze noch vakant. Bei Force India und Caterham gibt es je noch ein Cockpit zu besetzten. Seit dem Abschied von Glock ist auch bei Marussia wieder ein Platz frei. "Wir werden bald Neuigkeiten über die Komplettierung unseres Fahrerkaders verkünden", verspricht Booth.

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