Valtteri Bottas (Mercedes) und Kimi Räikkönen (Ferrari) betrachten ihre unliebsamen Begegnungen auf der Strecke finnisch cool: "Nicht hilfreich, aber passiert eben"
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Eine kleine skandinavische Nation mit nur 5,5 Millionen Einwohnern ist im Motorsport seit vielen Jahren ein Phänomen. "If you want to win, take a Finn" - so lautet ein Spruch, der die überdurchschnittliche Erfolgsrate der oftmals kühlen Nordländer auf den Punkt bringt. Die Republik im hohen Norden konnte vier Fahrer-WM-Titel in der Formel 1 feiern, 47 Grand-Prix-Siege ihrer Piloten bejubeln - in beiden Statistiken liegt man vor erheblich größeren Nationen wie Spanien, Italien oder USA .
"Die spinnen, die Finnen!" Mit diesem Satz würde Obelix vermutlich die anhaltende Situation in der aktuellen Grand-Prix-Saison kommentieren. Die beiden Landsleute sind im Barcelona-Rennen kollidiert, beim vergangenen Lauf in Aserbeidschan gerieten die Finnen wieder aneinander. In den Medien wurde daraus teils ein großes Hass-Szenario konstruiert. "Vor allem die finnischen Medien bauschen es auf", meint Räikkönen, der sich nach einem kurzen Ausraster im Funk in Baku wieder komplett beruhigt hat.
Der "Iceman" ist zurück im coolen Modus. "Das liegt doch alles nur daran, dass wir eben zufällig beide Finnen sind. Dann wird es hochgekocht. Würden wir aus zwei unterschiedlichen Ländern kommen, dann wäre alles etwas anders", meint der Ferrari-Dauerbrenner. In Baku waren die beiden bereits in der zweiten Kurve zusammengekracht. "Die Kollision war nicht gerade hilfreich. Sie hat uns viele Punkte gekostet", erklärt Räikkönen.
"Wenn Mercedes und Ferrari eng beisammen sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich Kimi und ich begegnen eben hoch", äußert sich Valtteri Bottas ähnlich gelassen. "Wir starten oft nebeneinander. Da stehen die Chancen höher, dass es mal kracht. Es ist schade, dass es bei Kimi und mir so ist, dass es schon mehrfach passierte." Rückblickend würde er nichts anders machen als er es am Rennsonntag in Aserbaidschan gezeigt hatte.
"In fast jedem Rennen stehen die Mercedes und Ferraris in den ersten beiden Startreihen - mal wir vorn, mal die anderen. Wenn es eng zugeht und man hart um Siege kämpft, dann kommt es eben manchmal zu Kontakten. Das sieht von außen vielleicht seltsam aus, dass sich ständig Mercedes und Ferrari ins Auto fahren. Aber so ist das eben, wenn man immer Rad an Rad fährt. Die Chance solcher Kollisionen ist halt hoch. Niemand will einen Kontakt, aber so ist es im Rennsport", sagt Bottas.
"Es war jetzt zweimal der Fall. Es wird auch wieder passieren. So ist das eben, wenn man in der Startaufstellung oft nahe zusammen ist. Dann kommt es halt zu solchen Sachen", stimmt Landsmann Räikkönen gänzlich zu. "Normal ist, dass mal der eine und mal der andere die Schuld trägt. Im Grunde hoffe ich aber, dass es jetzt erstmals die letzte Begegnung dieser Art zwischen uns war." Bottas war nach einer starken Aufholjagd noch Zweiter geworden, Räkkönen ohne WM-Punkte aus Baku abgereist.