Der Red-Bull-Star verspricht zaghaft und mit Auflagen, sich bei Gelegenheit bei Mark Webber revanchieren zu wollen - Damon Hill wittert Teamfehde
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Geben mag dem Volksmund zufolge seliger sein denn Nehmen, im Formel-1-Geschäft bleibt für solche Selbstlosigkeiten jedoch kein Platz. Das zeigte sich einmal mehr beim Malaysia-Grand-Prix am vergangenen Wochenende im Stallduell der Red-Bull-Piloten. Vielleicht beweist die Rivalität zwischen Sebastian Vettel und Mark Webber aber bald auch das Gegenteil? Der dreifache Weltmeister deutet an, seinen "Fehler", den Teamkollegen in der Schlussphase attackiert zu haben, wiedergutmachen zu wollen.
Vettel tastet sich vor: "Vielleicht gibt es in Zukunft mal eine Situation, wo ich das zurückzahlen kann." Also in Führung liegen und für den Australier bereitwillig Platz machen? Klingt nicht nach dem Heppenheimer, der allerdings ungewohnte Töne anschlägt: "Wenn ich es rückgängig machen könnte, würde ich mich wahrscheinlich anders verhalten." Die Entschuldigung gab es nach dem Rennen in der FIA-PK, doch das ohnehin angespannte Verhältnis der Fahrer scheint sich weiter getrübt zu haben.
Auch Damon Hill zweifelt daran, dass nach Vettels Geste wieder Friede, Freude, Eierkuchen beim Brausehersteller herrschen: "Er hat sich entschuldigt, aber meint er das ernst?", fragt sich der Ex-Weltmeister im Gespräch mit 'Sky Sports News' und befürchtet, dass sich die Vorzeichen für Teamchef Christian Horner und seine Truppe nicht unbedingt gebessert haben: "Kommt man in eine Situation, in der es zwischen den Fahrern kein Vertrauen gibt, kann das ziemlich schädlich sein", weiß Hill.
Alles Kalkül bei Vettel?
Die Spannungen bei Red Bull sind nicht neu, wie Webber unterstreicht: "In den vergangenen 15 Runden des Grand Prix sind mir viele Dinge durch den Kopf gegangen, aus verschiedenen Gründen. Nicht nur wegen heute, sondern auch wegen der Vergangenheit", so der 36-Jährige. Der Türkei-Grand-Prix 2010, als sich die beiden Bullen auf die Hörner nahmen, war so eine Situation, das Großbritannien-Gastspiel im gleichen Jahr eine weitere. Damals äußerte Webber nach einer Kontroverse um einen Frontflügel trotzig die Vermutung, Nummer-zwei-Status zu haben.
Für Hill ist klar, dass man sich bei den Dunkelblauen einig war, mit den Reifen haushalten zu müssen und deshalb einen Waffenstillstand beschlossen hatte: "Das Team musste darüber nachdenken, wie viel Druck sie noch machen. Aber Sebastian hat bei diesem Plan nicht mitgemacht und dachte sich: 'Was ich habe, das habe ich, und über den Rest wir später.'" Hat er also bewusst in Kauf genommen, sich nachher entschuldigen zu müssen, um das Rennen zu gewinnen? Wie beim Tennis auf den Gegner am Netz durchzuziehen in dem Wissen, nachher "Sorry" sagen zu müssen?
Eine schnelle motorsportliche Wiedergutmachung stellt Vettel jedenfalls nicht in Aussicht: "Es müssen viele Dinge zusammenkommen, damit wir noch einmal in so eine Situation kommen", schiebt er die versöhnliche Geste auf der Strecke auf die lange Bank. "Aber klar, dann müsste man sich an heute zurückerinnern." Webber rechnet offenbar mit einer schnellen Genesung des Haussegens: "Es ist noch früh und frisch und wir müssen uns erst überlegen, wie es im Team weitergeht." Die Frage ist eben nur, ob im schnelllebigen Formel-1-Geschäft dann noch jemand daran denkt, was 2013 in Sepang passiert ist. Außer Webber, versteht sich selbstredend.