180 Millionen für Ferrari, nur 19 für Haas: So ungleich wird das Geld in der Formel 1 2017 verteilt - 'Motorsport-Total.com' enthüllt geheimen Verteilungsschlüssel
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Obwohl in der Saison 2016 nur Dritter in der Konstrukteurs-WM, bleibt Ferrari Preisgeld-Weltmeister in der Formel 1. Das geht aus den aktuellen Daten zur Verteilung der FOM-Einnahmen unter den Teams hervor, die 'Motorsport-Total.com' wie schon in den vergangenen Jahren exklusiv recherchiert hat.
Ferrari kassiert demnach 180 Millionen US-Dollar vom Rechteinhaber (Formula One Management). Das ist zwar ein Minus von neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr, reicht aber immer noch für den ersten Platz der Geldrangliste. Mercedes (171 Millionen) und Red Bull (161) folgen auf den Positionen zwei und drei.
Alle anderen Teams fallen im Vergleich dazu stark ab. McLaren auf Platz vier stehen "nur" noch 97 Millionen Dollar aus dem FOM-Topf, der in vergangenen Jahren stets als "Bernie-Money" bezeichnet wurde, zu. Haas auf Platz zehn erhält lediglich 19 Millionen.
Verteilt wird das Geld nach zwei Säulen. Unter Säule 1 (Column 1) werden 324,5 Millionen Dollar zu gleichen Teilen ausgeschüttet. Ferrari kassiert also genauso 36 Millionen wie Sauber. Allerdings ist für Säule 1 nur qualifiziert, wer in den vergangenen drei Jahren mindestens zweimal unter den Top 10 der Konstrukteurs-WM landete.
Aus diesem Grund geht beispielsweise das Haas-Team, 2016 immerhin Achter der Konstrukteurs-WM, leer aus. Dass die Auszahlung aus Säule 1 von 33,5 auf 36 Millionen gestiegen ist, obwohl die FOM 2016 weniger verdient hat als 2015, liegt daran, dass das insolvente Manor-Team ebenfalls Anspruch auf Säule-1-Geld gehabt hätte. Der Manor-Anteil wird jetzt aber unter allen anderen aufgeteilt.
Säule 2 basiert auf dem Ergebnis der Konstrukteurs-WM des vergangenen Jahres. Das Weltmeister-Team von 2016 kassiert 19 Prozent von 324,5 Millionen Dollar, die im Jahr 2017 voraussichtlich ausgeschüttet werden; der WM-Sechste wird mit neun Prozent berücksichtigt, der WM-Zehnte nur noch mit vier Prozent.
Und dann gibt es neben Säule 1 und 2 noch Bonuszahlungen für sogenannte "CCB"-Teams (CCB für Constructors Championship Bonus). Dieser erlesene Kreis umfasst derzeit Ferrari, Mercedes, Red Bull und McLaren. Insgesamt werden aus dieser Säule 143 Millionen Dollar ausgeschüttet, wobei Mercedes und Red Bull (39 Millionen) am meisten bekommen und McLaren (30) am wenigsten.
Mercedes und Red Bull erhalten weitere 35 Millionen Dollar dafür, dass sie seit 2009 zweimal Konstrukteurs-Weltmeister waren. Ein Bonusdeal, den Mercedes hart nachverhandelt hat, unter merkwürdigen Umständen. Und zehn Millionen werden als "Heritage-Bonus" für Tradition an Williams ausgeschüttet.
Eben diese Bonusdeals sind Gegenstand einer Beschwerde auf EU-Ebene, seit Force India und Sauber im Jahr 2015 die Wettbewerbskommission eingeschaltet haben. Nicht zuletzt weil die kleinen Teams wesentlich weniger aus dem großen Einnahmentopf der Formel 1 erhalten als die großen, kämpfen einige von ihnen finanziell ums nackte Überleben.
FOM-Gesamtauszahlungen in Millionen US-Dollar (Abweichung zu 2016)*:
01. (03.) Ferrari (180/-9%)
02. (01.) Mercedes (171/+0%)
03. (02.) Red Bull (161/+12%)
04. (06.) McLaren (97/+18%)
05. (05.) Williams (79/-9%)
06. (04.) Force India (72/+7%)
07. (07.) Toro Rosso (59/+3%)
08. (09.) Renault (52/-19%)
09. (10.) Sauber (49/-10%)
10. (08.) Haas (19/n.a.)
* in Klammern die Position in der Konstrukteurs-WM 2016
Davon FOM-Bonuszahlungen in Millionen US-Dollar:
01. Ferrari (103)
02. Mercedes (74)
03. Red Bull (74)
04. McLaren (30)
05. Williams (10)
FOM-Gelder für Dummys:
Wie viel Geld wird ausgeschüttet? Im Jahr 2017 werden insgesamt rund 940 Millionen Dollar an die Teams überwiesen. Das sind rund zwei Drittel der voraussichtlichen Gesamteinnahmen der FOM (abzüglich Kosten) im Jahr 2017. 1999 belief sich dieser Betrag noch auf 341,5 Millionen Dollar pro Jahr, inzwischen sind es rund 1,4 Milliarden. Die Einnahmen stammen zum Beispiel aus Verträgen mit Rennstrecken und TV-Sendern, aus der Vermarktung der Werbebanden bei den Grands Prix oder aus dem elitären Paddock-Club, in dem VIPs für Tickets bis zu 6.300 Dollar pro Rennwochenende zahlen.
Wann wird das Geld ausgeschüttet? Grundsätzlich immer ein Jahr im Nachhinein, sprich: Das Geld, das auf dem Ergebnis der Konstrukteurs-WM 2016 basiert, wird im Jahr 2017 überwiesen. Und zwar in neun Raten. Erst Anfang 2018 erfolgt die zehnte und letzte Zahlung für das vorangegangene Jahr. Mit dieser Schlussrate wird (nach Bilanzabschluss des FOM-Geschäftsjahres) ausgeglichen, falls die FOM 2017 mehr oder weniger als in den den Teams in Aussicht gestellten Prognosen verdient hat.
Welche Bonuszahlungen gibt es? Den größten Bonus, 68 Millionen Dollar, bekommt Ferrari unter der Bezeichnung "LST" (Longest Standing Team). Auch für den CCB-Status werden Bonuszahlungen ausgeschüttet. Zehn Millionen kassiert Williams als "Heritage-Bonus" für Tradition. Und Red Bull und Mercedes haben in ihren Vertragsverhandlungen 35 Millionen extra rausgeschunden, als Anerkennung für mindestens zwei Konstrukteurs-WM-Titel.