Force India: Zuschlagen, wenn die Favoriten straucheln

, 13.03.2013

Force India will in Melbourne um Q3 und um Punkte kämpfen, über die Saison gesehen dürfen es auch Podestplätze sein - Das richtige Los in der Lotterie?

Bisher ging es für Force India in ihrer Teamgeschichte stetig bergauf. Dem zehnten Konstrukteursrang in der Debütsaison 2008 folgten die Plätze acht, sieben und sechs. 2012 stagnierte der Aufschwung jedoch, und das Team von Vijay Mallya fiel auf den siebten Rang zurück. Das Saisonfinale in Brasilien sollte Force India jedoch noch einmal auf einem Hoch abschließen. Lange Zeit führte Nico Hülkenberg unter schwierigen Bedingungen, am Ende wurde es der fünfte Platz zum Abschluss.

Während der Winterpause stand das Team häufiger wegen finanzieller Probleme und fehlender Fahrerbekanntgaben in den Schlagzeilen, nun kann der Rennstall wieder sportlich auf sich aufmerksam machen. "Ich freue mich auf den Saisonstart", sagt Teamchef Vijay Mallya. "Wir haben in den vergangenen Jahren immer Punkte aus Melbourne mitgenommen, also ist das auch unser klares Ziel für dieses Wochenende."

Im vergangenen Jahr konnte Force India besonders auf Stadtkursen glänzen, wie der fünfte Platz von Hülkenberg in Valencia und der vierte Platz von Paul di Resta in Singapur beweisen. "Deswegen bin ich optimistisch, dass wir auf den Straßen im Albert Park gute Leistungen zeigen können", so Mallya. Der VJM06 habe zudem bei den Wintertests eine exzellente Zuverlässigkeit gezeigt. "Die Regeln haben sich nicht großartig verändert, jeder im Team ist zuversichtlich, dass wir da weitermachen können, wo wir am Saisonende aufgehört haben."

Fahrerpaarung als gutes Omen

Blickt man auf die Fahrerpaarung, dann erlebt man ein Deja vu: Bereits 2011 reiste Force India mit Paul di Resta und Adrian Sutil im Gepäck nach Melbourne - und kam damals mit den Plätzen neun und zehn nach Hause. "Ich bin erleichtert, Adrian wieder im Team begrüßen zu dürfen", freut sich Mallya. "Wir haben im Winter lang und hart über die Entscheidung nachgedacht, aber ich bin sicher, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben."

Adrian sei sehr schnell und hätte eine großartige Vergangenheit beim Team: "Er war von Anfang an dabei und ist wirklich ein Teil der Familie", lobt der Inder. "Jeder war von seiner Performance in Barcelona beeindruckt. Er hat von Beginn an eine großartige Pace geliefert." Zwar ist Sutil damit quasi "neu" im Team, allerdings hat der Deutsche auch weiterhin mehr Erfahrung mit der Mannschaft als sein ehemaliger Ex-Teamkollege di Resta, dem Mallya mittlerweile zum dritten Mal das Vertrauen ausspricht.

"Paul ist zu einem sehr guten Fahrer gereift und wir sind zuversichtlich, dass er die Resultate abliefert, die sein Talent zusichert. Er ist perfekt mit dem Team verwachsen und ist nach einem starken Winter bestens auf eine großartige Saison vorbereitet", so der Teamchef, der in seiner alten/neuen Fahrerpaarung ein gutes Omen sieht: "Adrian und Paul haben uns 2011 unsere beste Meisterschaftsplatzierung verschafft. Es gibt keinen Grund, warum wir in diesem Jahr kein ähnliches Resultat haben können."

Sutil fühlt sich "wie zuhause"

Doch erst am Ende wird abgerechnet, vorher blicken alle auf den Saisonauftakt nach Australien, für den Mallya schon einen Plan hat: "Das erste Saisonrennen auf einer Strecke wie Melbourne ist immer eine Lotterie. Sollte einer der Spitzenleute straucheln, werden wir zuschlagen." Eine Eingewöhnungsphase wie bei andere Teams soll es nicht geben, schließlich sind im Grunde alle Schlüsselpositionen gleich besetzt.

Sogar Adrian Sutil kann erneut mit dem Renningenieur arbeiten, mit dem er schon vor seiner Auszeit erfolgreich kooperierte. "Es ist schön, so viele glückliche und bekannte Gesichter zu sehen", freut sich der Rückkehrer. "Es passierte alles sehr schnell, aber ich wurde vom Team wieder herzlich willkommen geheißen. Es fühlt sich immer noch wie zuhause an."

"Sehr schnell" aus dem Mund des 30-Jährigen mutet allerdings sehr seltsam an, schließlich musste der Deutsche lange um sein Cockpit bangen und konnte sich nach einer zähen Hängepartie erst vor zwei Wochen gegen Jules Bianchi durchsetzen. Doch das ist ihm jetzt erst einmal egal, er konzentriert sich ganz auf Australien: "Es ist ein Neuanfang; meine zweite Chance in der Formel 1 und ich möchte das Beste aus dieser Möglichkeit machen."

Podestplätze sollen her

Dabei möchte er all seine Erfahrungen aus dem Jahr Pause mit einbringen: "2012 war ein interessantes Jahr, denn ich habe ein Leben außerhalb der Formel 1 geführt. Das hat mir in vielerlei Hinsicht eine neue Perspektive gegeben. Ich denke, es hat mir dabei geholfen, als Mensch zu wachsen und ich fühle mich nun mental stärker. Ich fühle mich frisch, energiereich und bereit für die Saison. Als ich in Barcelona im Auto saß, hat es sich ganz natürlich angefühlt, als ob ich nie weg gewesen wäre."

Insgesamt drei Testtage auf dem Circuit de Catalunya konnte Sutil als Vorbereitung auf die neue Saison bestreiten - weniger als die meisten anderen Fahrer, dennoch geht der Gräfelfinger mit einem guten Gefühl nach Australien: "Das Auto ist sehr fahrbar und die Balance stimmt. Ich muss zwar noch eine Menge verstehen, besonders im Hinblick auf die Reifen, aber wir haben eine gute Ausgangslage. Ein Ziel für das Wochenende zu setzen ist schwer, aber mein Ziel für die Saison ist, meine Performance von 2011 zu verbessern und einige Podestplätze anzustreben."

Dieser fehlt Sutil in seiner Karriere nämlich noch. Ein vierter Platz aus Monza 2009 steht bisher als Bestleistung des Deutschen in den Statistiken. Das gleiche Resultat kann auch Paul di Resta aufweisen, der im vergangenen Jahr in Singapur knapp am Podium vorbeischrammte. Auch der Schotte strebt 2013 nach seinem ersten Podestplatz, dafür hat der ehemalige DTM-Champion über den Winter hart trainiert.

Di Resta optimal vorbereitet

"Es war ein sehr positiver Winter - vermutlich der beste Winter, an den ich mich erinnern kann seit ich beim Team bin", ist di Resta zuversichtlich. "Ich habe mich so viel wie möglich auf und abseits der Strecke vorbereitet. Ich gehe in meine dritte Saison und habe das gleiche Team um mich. Konstanz wird in diesem Jahr ein entscheidender Faktor sein." Der Schotte ist bereits gespannt, wo ihn die Vorbereitung in Melbourne hinführen wird.

"Erst hier werden wir erfahren, wo wir im Vergleich zu den anderen Teams stehen. Man kann beim Testen auf die Rundenzeiten schauen, aber jeder ist dort auf sein eigenes Programm fixiert, man kann also nur Vermutungen aufstellen", so di Resta. "Was wir aber sagen können, ist: Wir sind entschlossen, dort weiterzumachen, wo wir vergangene Saison aufgehört haben. Das Ziel für Melbourne muss sein, Q3 zu erreichen und um Punkte zu kämpfen."

Doch dieses Ziel werden sicherlich mehrere Teams verfolgen, deswegen habe sich Force India bei den Wintertests auch mit dem größten Einflussfaktor beschäftigt, bestätigt der Schotte: "Wir haben viel Energie in das Reifenverständnis investiert, schließlich hält uns Pirelli mit den 2013er Mischungen auf Trab. Sie scheinen aggressiver als im vergangenen Jahr zu sein." Dafür helfe aber, dass die FIA nicht groß an den technischen Regularien herumgeschraubt hat.

So oder so, alle Teams haben die gleiche Ausgangslage. Dementsprechend gut muss die Arbeit vor der Saison sein: "Wir sind so gut vorbereitet, wie wir können, aber die zwei ersten Rennen in Australien und Malaysia sind zwei der härtesten des gesamten Jahres", blickt der 26-Jährige voraus. "Das Starterfeld ist sehr ebenbürtig, es wird also interessant sein, wie sich die Dinge in Melbourne entwickeln."

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