Die Strategiegruppe hat bei ihrer Sitzung in Genf keine Einigung erzielt - McLaren-Kompromissvorschlag wahrscheinlich - Ecclestone droht mit GP1 mit V8-Motoren
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Wie erwartet hat die Strategiegruppe der Formel 1 hinsichtlich des technischen Reglements für die Saison 2017 keine Einigung erzielt, wohl aber Fortschritte gemacht. Beim Meeting in Genf beschlossen die jeweils sechs Vertreter der Topteams der Formel 1, der FIA und der FOM, die Frist für die Entscheidung über das 2017er-Reglement bis zum 1. April 2016 zu verlängern. Das ist ein Monat weniger als erwartet. Noch muss die Formel-1-Kommission mit 18 von 26 Stimmen grünes Licht geben.
Obwohl keine endgültigen Beschlüsse gefasst wurden, kam sich das 18-köpfige Gremium bei zentralen Fragen näher, wie 'Auto Motor und Sport' berichtet. Bei der Frage hinsichtlich der Breite der Karosserie spricht nun vieles für die von McLaren vorgeschlagene Kompromisslösung von 160 Zentimetern. Während Red Bull bei seinem Konzept 180 Zentimeter vorschlug - so viel wie die aktuelle Gesamtbreite der Formel-1-Fahrzeuge inklusive Reifen - wollte Ferrari bei den aktuellen 140 Zentimetern bleiben. Die Roten hatten gefürchtet, das Red Bull heimlich schon Wissen über ein 180er-Fahrzeug gesammelt habe.
Auch mit der Kompromisslösung ist davon auszugehen, dass die Gesamtbreite der Fahrzeuge wieder an die zwei Meter heranreichen wird. So breit waren die Boliden zuletzt 1997. Von der Neuerung versprechen sich die Teilnehmer der Strategiegruppe noch immer eine Steigerung um 4,7 Sekunden. Das hat jedoch Folgen für den Spritverbrauch, da der Luftwiderstand der Fahrzeuge ansteigt.
Keine Einigung bei Kostensenkung ab 2018
Und hier haben sich die Teilenehmer nicht einigen können: Während Renault und Honda eine Erhöhung der maximalen Spritmenge pro Rennen fordern, stellen sich Mercedes und Ferrari klar dagegen. Sie wollen die Effizienzformel nicht aufs Spiel setzen und den Umweltgedanken fördern. Und dabei höchstwahrscheinlich auch ihren eigenen Vorteil bewahren.
Die Gruppe beriet auch über das Motorenreglement für 2018. Dann sollen die Formel-1-Antriebe nur noch zwölf Millionen Euro im Jahr kosten. Doch hier kamen sich die Beteiligten keinen Meter näher, was der Hauptgrund für die Bitte an die Formel-1-Kommission ist, einen Monat mehr Zeit zu bekommen. Doch die Zeit drängt: Sollten sich die Hersteller und Teams nicht einig werden, wäre der Alternativmotor wieder auf dem Tisch. Ecclestone hat allerdings das Drohgespenst "Alternativmotor" gar nicht ausgespielt, sondern drohte stattdessen mit einer eigenen GP1-Rennserie mit V8-Motoren.
Ob die Strategiegruppe mehr Zeit erhält, muss nicht nur die Formel-1-Kommission entscheiden, die bereits heute getagt hat (über deren Ergebnis aber noch nichts bekannt ist), sondern auch noch das World Motor Sport Council (WMSC), das am 4. März tagen wird. Sollte eines der Gremien ablehnen, können die neuen Regeln erst 2018 eingeführt werden.