Der Sieg im packenden Abu-Dhabi-Grand-Prix geht an Lewis Hamilton, der WM-Titel und zweite Platz an Nico Rosberg - Sebastian Vettel beim Formel-1-Saisonfinale Dritter
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In der sommerlich heißen Nacht von Abu Dhabi stand im 21. Rennen der Formel-1-Saison 2016 die Entscheidung im Kampf um den WM-Titel zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton auf dem Programm. Rechnerisch hatte der Deutsche vor dem Rennen die deutlich besseren Karten. Doch die Königsklasse des Motorsports schreibt immer wieder ihre eigenen Geschichten, und so war vor dem Rennen die Spannung förmlich zu greifen.
Nach 55 Runden auf dem 5,554 Kilometer langen Yas Marina Circuit war es Lewis Hamilton, der sich verdient den Sieg holte, aber den WM-Titel Nico Rosberg überlassen musste, der im Rennen nichts unversucht ließ, um nach vorn zu kommen, auch um den eigentlich nicht notwendigen zweiten Rang kämpfte und sich diesen am Ende auch sicherte. Der 31-Jährige Wahlmonegasse krönte sich mit diesem Rennen zum ersten Mal zum Formel-1-Weltmeister und erfüllte sich damit wie schon sein Vater Keke 1982 einen Kindheitstraum.
Das Podium komplettierte Sebastian Vettel (Ferrari) nach einem taktisch starken Rennen. Vierter: Max Verstappen, der im Red Bull am Start nach einer Kollision auf den letzten Rang zurückgefallen war. Dahinter gab es ebenfalls WM-Punkte für Daniel Ricciardo (Red Bull), Kimi Räikkönen (Ferrari), Nico Hülkenberg und Sergio Perez (beide Force India), Felipe Massa (Williams) in seinem letzten Formel-1-Rennen sowie Fernando Alonso (McLaren).
Keine Punkte gab es ab Rang elf für Romain Grosjean vor Esteban Gutierrez (beide Haas), Pascal Wehrlein und Esteban Ocon (beide Manor), Marcus Ericsson, Felipe Nasr (beide Sauber) und Jolyon Palmer (Renault). Einen Ausfall mussten Carlos Sainz und Daniil Kwjat (beide Toro Rosso), Jenson Button in seinem letzten Formel-1-Rennen (McLaren), Valtteri Bottas (Williams) sowie Kevin Magnussen (Renault) verkraften.
Sauberer Start für die Spitze - Verstappen mit Dreher
An der Spitze erwischten Hamilton und Rosberg gute Starts und blieben auf den Positionen eins und zwei. Während sich dahinter die Fahrer einsortierten, berührte Verstappen Hülkenberg - der Niederländer drehte sich und musste dem Feld als Letzter hinterherfahren. Magnussen musste in der ersten Runde an die Renault-Box, um sich eine neue Nase abzuholen.
Die Reihenfolge nach dem Start: Hamilton vor Rosberg, Räikkönen, Ricciardo, Vettel, Hülkenberg, Perez, Alonso, Massa und Bottas auf dem zehnten Rang. Dahinter: Palmer, Button, Kwjat, Nasr, Grosjean, Gutierrez, Verstappen, Ocon, Sainz, Wehrlein, Ericsson und Magnussen, der in der sechsten Runde mit einem technischen Defekt aufgeben musste. Einen Umlauf später musste auch Bottas mit einem Problem die Box aufsuchen.
Frühe erste Boxenstopps
Bereits in der siebten von 55 Runden kam Hamilton an die Box - die Vorderreifen zeigten bereits Graining. Der Brite hatte dabei Pech, musste kurz warten, um Räikkönen vorbeizulassen, bevor er seinen Standplatz verlassen konnte. Teamkollege Rosberg folgte nur einen Umlauf später. Doch auch Rosberg musste warten, denn beim Deutschen kam Vettel an die Box, fiel dadurch hinter Verstappen zurück, der ja mit der härteren Reifenmischung unterwegs ist.
Die Abstände nach zehn Runden: Hamilton 1,6 vor Verstappen, 2,0 vor Rosberg, 3,3 vor Räikkönen, 4,2 auf Ricciardo, 4,9 vor Vettel, 12,7 auf Hülkenberg, 13,1 auf Button, 14 Sekunden vor Perez und 17,9 auf Grosjean. Dahinter: Ocon, Massa, Ericsson, Alonso, Palmer, Gutierrez, Kwjat, Sainz, Nasr und Wehrlein.
Aus für Button - Hamilton macht langsam
In der 13. Runde musste ausgerechnet Jenson Button bei seinem letzten Formel-1-Rennen nach zu harter Fahrt über einen Randstein mit gebrochenem Querlenker vorn rechts den McLaren abstellen. Daniil Kwjat folgte in Runde 16 - er musste seinen Toro Rosso mit einem technischen Defekt abstellen.
Unterdessen machte Hamilton das, was man im Vorfeld bereits vermutet hatte: langsam. Dadurch stellte der Brite sicher, dass der Zug der Konkurrenz hinter ihm folgen kann, und Rosberg damit Gefahr läuft, vom Podium zu fallen und den WM-Titel bei einem Sieg des Weltmeisters doch noch zu verlieren! Nachteil für den Mercedes-Fahrer: die Reifen kühlten ab und drohten, Graining zu zeigen.
Rosberg schnappt sich Verstappen
In der 20. Runde wagte Rosberg einen Angriff an Verstappen - und kam auf den zweiten Rang nach vorn. Ein mutiges Manöver des Deutschen, bei dem es beinahe eine Berührung gegeben hätte. Doch der zuletzt viel kritisierte Verstappen ließ ausreichend Platz, sodass das Duell sauber endete. Während Verstappen die Box aufsuchte, fuhr der Mercedes-Fahrer eine schnellste Runde nach der anderen, um einen Abstand auf Verstappen aufzubauen, der nicht mehr an die Box kommen sollte.
In der 28. Runde steuerte Hamilton die Box zum zweiten Mal an - mit 2,8 Sekunden Vorsprung auf Rosberg, einen Umlauf später folgte bereits sein Teamkollege.
Rosberg macht wieder langsam
In der Folgephase ging Hamilton wieder etwas vom Gas, damit das Feld hinter ihm zusammenrücken kann. Ob diese Taktik aufgehen wird? Selbst das Team fragte ihn: "Warum bist Du so langsam?". In der 33. Runde hatte Hamilton nur noch 1,1 Sekunden Vorsprung auf Rosberg. An der Spitze: Vettel, der - sollte er nicht mehr stoppen - das Rennen sogar gewinnen könnte.
In der 38. Runde kam Vettel an die Box und holte sich die ganz weichen Reifen, könnte damit profitieren, sollte es eine Safety-Car-Phase geben. Die Abstände: Hamilton 1,5 vor Rosberg, 4,9 auf Verstappen, 5,5 auf Ricciardo, 13,1 auf Räikkönen, 18,6 auf Vettel, 35,2 vor Hülkenberg, 36,5 auf Perez, 41,2 auf Alonso und 48,2 auf Massa auf dem zehnten Rang. Dahinter: Grosjean, Gutierrez, Ericsson, Palmer, Sainz, Wehrlein, Ocon und Nasr.
In der 41. Runde schnappte sich Vettel Räikkönen und kam damit auf seinen Reifen auf den fünften nach vorn. An der Spitze machte Hamilton weiterhin den Eindruck, als würde er bei weitem nicht alles aus seinem Silberpfeil herausholen. Nach einer Kollision mit Palmer musste Sainz mit einem Getriebeschaden aufgeben. In der 46. Runde schnappte sich Vettel Ricciardo und war damit Vierter.
Team treibt Hamilton an
In der 47. Runde wurde Hamilton vom Team angefunkt: "Du musst schneller fahren, wenn du das Rennen gewinnen willst". Rosberg allerdings fuhr immer nur bis zu einer Sekunde heran. Vielleicht wollte der Deutsche auch erst gar keinen Angriff wagen, um keine Kollision zu riskieren, die vielleicht nur ihn das Rennen kostet.
Am Ende wurde es dann noch einmal richtig spannend, denn Verstappen und Vettel kamen Rosberg näher. Würden beide an Rosberg vorbeikommen und Hamilton das Rennen gewinnen, würde Rosberg den Titel noch verlieren. In der vorletzten Runde hatte Hamilton noch eine Sekunde Vorsprung auf Rosberg und 1,7 auf Vettel, 3,2 auf Verstappen - was für eine Finale! Doch Rosberg wehrte einen Angriff Vettels ab und sicherte sich den zweiten Rang und damit den WM-Titel.
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