Lewis Hamilton war am Freitag in Abu Dhabi in allen Disziplinen am besten - Sebastian Vettel in der Verfolgerposition - Red Bull mit etwas Rückstand dritte Kraft
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Auch wenn die WM-Entscheidung schon gefallen ist: Beim Saisonfinale in Abu Dhabi ist für Spannung gesorgt! Die Freitagsbestzeit auf dem Yas Marina Circuit sicherte sich Weltmeister Lewis Hamilton (Mercedes) mit einem neuen Streckenrekord von 1:37.877 Minuten. Aber sein schärfster Rivale Sebastian Vettel (Ferrari) heftete sich mit nur 0,149 Sekunden Rückstand auf Hamiltons Fersen.
Weit aussagekräftiger als die absoluten Bestzeiten sind für den weiteren Verlauf des Rennwochenendes ohnehin die abschließenden Longrun-Tests, und da war Mercedes - besonders als es dunkler und kühler wurde - etwas schneller unterwegs als Ferrari und sogar deutlich schneller als Red Bull.
Während Valtteri Bottas (5./+0,660) den schnellsten Ultrasoft-Run fuhr, überzeugte Hamilton vor allem nach seinem Wechsel auf Supersofts mit konstanten Zeiten im 1:42er-Bereich, in den Vettel viel seltener und erst später (als die Benzinmenge abnahm) eindringen konnte.
Red Bull hatte zunächst gemächlich begonnen, aber Daniel Ricciardo (+0,303) wurde Dritter, obwohl ihm seine erste schnelle Runde auf Ultrasoft-Pirellis von Romain Grosjean (20./Haas/+ 3,683) kaputt gemacht wurde (was Ricciardo mit dem Stinkefinger quittierte). Da konnte Max Verstappen diesmal nicht mithalten. Der Niederländer landete mit 1,017 Sekunden Rückstand auf Rang sechs.
Dabei lief es für Red Bull nicht nach Plan: Erstens verlieren die beiden auf den langen Geraden wegen des Renault-Motors viel Zeit. Zweitens bauten bei Verstappen die Reifen zu schnell ab, sodass er teilweise nicht mal eine komplette Runde durchziehen konnte - wegen zu starken Übersteuerns. Ein Problem, das Ricciardo offensichtlich nicht hatte.
"Das Qualifying", weiß Red-Bull-Teamchef Christian Horner, "zählt nicht zu unseren Stärken, doch wir sollten ein ziemlich gutes Auto für das Rennen haben. Die Sektoren 1 und 3 dieser Strecke spielen uns in die Karten. Die langen Geraden im zweiten Sektor sind schwierig für uns. Aber am Renntag sollten wir näher dran sein."
"Ricciardo hat mir gefallen heute. Der war richtig schnell, auch mit vollen Tanks", analysiert Experte Marc Surer. Dass Mercedes so klar dominiert, "muss nicht so bleiben. Wir haben oft erlebt, dass Ferrari am Samstag mit einem frischen Motor schneller fährt", so der ehemalige Formel-1-Fahrer aus der Schweiz.
"Best of the Rest"? Force India etablierte sich nach zurückhaltendem Start in den Freitag doch noch an der ersten Verfolgerposition. Sergio Perez (+1,446) wurde Siebter, Esteban Ocon Achter. Zwischen den beiden lagen gerade mal zwölf Tausendstelsekunden!
Zwischen P7 und P12 waren am Freitagnachmittag weniger als vier Zehntelsekunden. Mittendrin in diesem Paket: Nico Hülkenberg als Neunter (aber nicht Carlos Sainz im zweiten Renault), Fernando Alonso (McLaren) als Zehnter und Felipe Massa (Williams), der beim letzten Grand Prix seiner Karriere ein gutes Ergebnis abliefern möchte, als Elfter.
Zwölfter wurde Stoffel Vandoorne, dessen Session beinahe schon nach 15 Minuten zu Ende gewesen wäre. Sein McLaren stand nach einem heftigen Dreher ohne Einschlag neben der Strecke und musste neu gestartet werden. Das klappte aber erst nach mehreren Versuchen. Letztendlich konnte der Belgier sein Programm problemlos fortsetzen.
Im Kampf um den sechsten Platz in der Konstrukteurs-WM zwischen Toro Rosso (53 Punkte), Renault (49) und Haas (47) war Renault am Freitag am besten aufgestellt. Toro Rosso greift zudem mit Handicap an: Für Brendon Hartley (19./+3,619) steht eine Rückversetzung um zehn Startpositionen bereits fest.