Hybridantriebe vereinfachen, Kosten erheblich senken, aber gleichzeitig möglichst schnell bleiben: Ab 2021 könnte die Formel 1 mit Allradantrieben fahren
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Während der Kampf um die Formel-1-Weltmeisterschaft 2017 immer intensiver wird, arbeiten im Hintergrund die Macher von FIA und FOM an den zukünftigen Regeln. Vor allem die neuen Regularien für die Antriebe ab der Saison 2021 sollen möglichst schnell detailliert ausgearbeitet und verabschiedet werden, um potenziellen Neueinsteigern ausreichend Vorlaufzeit für die entsprechenden Entwicklungen einzuräumen.
Beim bislang letzten gemeinsamen Meeting am 4. Juli in Paris war das Interesse groß. Insgesamt 13 Hersteller saßen gemeinsam mit FIA-Präsident Jean Todt und den Liberty-Media-Vertretern um Ross Brawn am Tisch. Neben den bislang involvierten Marken Renault, Mercedes, Ferrari und Honda waren unter anderem auch Verantwortliche aus den Häusern Porsche, Audi, Aston Martin und Alfa Romeo zugegen.
Die Interessen der insgesamt 13 Parteien unterscheiden sich naturgemäß in vielen Bereichen. Allerdings ist die grundsätzliche Marschroute von FIA und FOM vorgegeben. Man will ab 2021 mit vereinfachten Hybridsystemen fahren, der V6-Turbo-Verbrenner könnte in der bisherigen Form beibehalten werden. Aber es gibt weitere Vorgaben: günstiger als die bisherigen Antriebe, lauter und mindestens so leistungsfähig.
Nach dem gemeinsamen Meeting im Juli haben sich die Macher der Serie in Einzelgesprächen mit den 13 Interessenten über deren jeweilige Interessenlage ausgetauscht. Eine der Kernfragen dabei: Wie schaffen wir es, mit vereinfachtem Hybrid mindestens die gleiche Performance der Formel-1-Fahrzeuge mit knapp 1.000 PS zu gewährleisten?
MGU-K nur an Vorderachse, alle anderen Hybridelemente raus?
Nach Informationen von 'Motorsport-Total.com' könnte die Antwort auf diese Frage mit einen Allradantrieb beantwortet werden. Von Seiten der FIA und von Liberty Media besteht erhöhtes Interesse an einer solchen Lösung, die aufgrund erheblich verbesserter Traktion neue Rekordrundenzeiten bescheren sollte. Entsprechende Systeme haben ihre Härtetests unter anderem schon in den LMP1-Boliden in Le Mans absolviert.
Die Integration einer zusätzlichen Einrichtung zur Rekuperation kinematischer Energie (MGU-K) an der Vorderachse sowie eines entsprechenden Motors und Getriebes wäre für überschaubare Kosten zu realisieren. Im Gegenzug könnte man sich komplett von der Rückgewinnung am Turbolader (MGU-H) trennen und zur Aufladung des 1,6-Liter-V6-Verbrenners einen zweiten Lader einsetzen. Auch die MGU-K am Heck könnte gestrichen werden.
Ob eine solche Lösung mit Allradantrieben realistisch wird, soll sich beim kommenden Meeting der Engine Working Group (EWG) Ende Oktober zeigen. Erstmals seit rund vier Monaten werden dann wieder alle Interessenten an einem Tisch sitzen. Es werden erste greifbare Ergebnisse erwartet, denn FIA und FOM wollen am 13. Oktober eine klare Marschroute festlegen. Das Regelwerk 2021 soll möglichst bis Ende dieses Jahres festgezurrt werden.