Nach teaminternem Unfall-Drama bei Mercedes war der Weg beim Großen Preis von Spanien in Barcelona frei für den 18-jährigen Sensationssieger Max Verstappen
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Es schien alles angerichtet zu sein für eine silberne Party beim Großen Preis von Spanien in Barcelona. Auf dem 4,655 Kilometer langen Circuit de Barcelona-Catalunya vor den Toren Barcelonas zeigten Lewis Hamilton und Nico Rosberg im Qualifying eindrücklich, dass sie auf dem aerodynamisch anspruchsvollen Kurs das Rennen wohl unter sich ausmachen würden, zu überlegen ist und bleibt der Silberpfeil.
Doch dann kam es anders. Nach einem gelungenen Angriff von Rosberg direkt in der ersten Kurve nach dem Start krachte es zwischen ihm und Hamilton wenige Sekunden später beim Konter des Briten - und beide mussten ihre demolierten Autos im Kiesbett abstellen. Das Drama in Silber mit dem ersten Doppel-Ausfall seit Melbourne 2011 machte den Weg frei für einen anderen Sieger und ein spannendes Duell zwischen Red Bull - mit seinem neuen Fahrer Max Verstappen - und Ferrari.
Am Ende sorgte in dem sehr taktischen Rennen Max Verstappen für die Sensation. Der erst 18-jährige Niederländer holte nach seinem Red-Bull-internen Teamwechsel bei seinem ersten Einsatz für Red Bull gleich seinen ersten Sieg und ist damit nicht nur der erste Holländer, der sich einen Formel-1-Sieg holt, sondern zugleich auch der jüngste.
Der zweite Rang ging an Kimi Räikkönen im Ferrari vor Teamkollege Sebastian Vettel. Daniel Ricciardo im zweiten Red Bull musste sich aufgrund einer anderen Taktik (drei statt zwei Stopps) zunächst dem vierten Rang zufriedengeben.
In die Punkte schafften es ebenfalls Valtteri Bottas im Williams auf dem fünften Rang vor Carlos Sainz im Toro Rosso, Sergio Perez (Force India), Felipe Massa (Williams), Jenson Button (McLaren) sowie dem von Red Bull degradierten Daniil Kwjat im Toro Rosso.
Einen Ausfall mussten Roman Grosjean (Haas), Fernando Alonso (McLaren), Nico Hülkenberg (Force India) sowie natürlich die beiden Mercedes-Fahrer Nico Rosberg und Lewis Hamilton verkraften.
Drama in erster Runde für Mercedes
Der Große Preis von Spanien begann mit einem großen Knall. Rosberg schaffte es im Windschatten vor der ersten Kurve an Hamilton vorbeizugehen und in Führung zu gehen, doch Hamilton setzte nach den ersten schnellen Kurven zum Konter an, zog auf der ersten Geraden in Rosbergs Windschatten nach rechts, doch der WM-Führende ging - frühzeitig - ebenfalls nach rechts, allerdings bis an den Streckenrand, ließ also keine Autobreite Platz. Der Brite steckte seinerseits ebenfalls nicht zurück, musste aus diesem Grund zwangsweise auf die Wiese ausweichen.
Dort war ein Dreher nicht zu vermeiden. Quer zur Fahrbahn rutschte der Weltmeister zurück auf die Strecke und krachte in der nächsten Rechtskurve in das Heck seines Teamkollegen. Für beide Mercedes-Fahrer war das Rennen damit nach wenigen Sekunden im Kiesbett gelaufen - und das vor den entsetzten Augen von Dieter Zetsche, Daimler-Vorstandsvorsitzender, der das Drama als Gast aus der Box beobachtete.
Während Hamilton entsetzt die Hände über dem Helm zusammenschlug und anschließend das Lenkrad aus dem Auto pfefferte, schickte die Rennleitung das Safety-Car auf den Kurs. Die Stewards werden den Vorfall zwischen den beiden Silberpfeil-Piloten nach dem Grand Prix unter die Lupe nehmen.
In der vierten Runde wurde das Rennen wieder freigegeben. An der Spitze: Ricciardo vor Verstappen, Sainz, Vettel und Räikkönen auf dem fünften Rang. Dahinter in den Top 10: Bottas, Perez, Button, Alonso und Grosjean vor Kwjat, Hülkenberg, Magnussen, Gutierrez, Palmer, Nasr, Massa, Ericsson, Wehrlein, Haryanto, Rosberg und Hamilton.
Erste Führungsrunde für Max Verstappen!
In der achten Runde schnappte sich Vettel Sainz und war damit Dritter. Und in der zwölften Runde wurde für knapp zwei Runden bis zum ersten Boxenstopp Formel-1-Geschichte geschrieben - Max Verstappen, frisch zu Red Bull gewechselt, führte als erster Niederländer ein Formel-1-Rennen an und das mit seinen knapp 18 Jahren zudem als Jüngster. Mit rund 16 Sekunden Vorsprung kam Vettel als Führender in Runde 16 an die Box und fiel hinter die beiden Red Bulls zurück.
In der 22. Runde war das Rennen auf dem elften Rang liegend für Hülkenberg gelaufen - technischer Defekt am Auto des Force-India-Piloten. Die Abstände nach 23 von 66 Runden: Ricciardo 1,2 Sekunden vor Verstappen, 2,4 auf Vettel, 6,2 auf Räikkönen, 19,1 auf Bottas, 26,5 auf Sainz, 29,4 auf Perez, 35,3 auf Button, 38,9 auf Alonso und 39,8 auf Massa auf dem zehnten Rang. Dahinter: Grosjean, Gutierrez, Magnussen, Kwjat, Ericsson, Palmer, Nasr, Wehrlein, Haryanto.
Strategie-Poker Ferrari versus Red Bull
In der 29. Runde kam Ricciardo bereits zum zweiten Mal an die Box - das ist eine Dreistoppstrategie. Einen Umlauf später stoppte Vettel, also auch hier drei Stopps! Die jeweiligen Teamkollegen beließen Red Bull und Ferrari auf zwei Stopps, um zwei Eisen im Feuer zu haben. Verstappen und Räikkönen folgten in Runde 36. Bereits im 38. Umlauf folgte Vettel zum dritten Stopp mit Wechsel auf den Medium-Reifen, mit dem er durchfahren kann. In der 44. Runde kam Ricciardo zu seinem dritten Stopp - und fiel damit hinter Vettel zurück.
Ausgerechnet Lokalmatador Fernando Alonso musste sein Auto in der 47. Runde am Streckenrand abstellen: "Ich habe keine Leistung mehr". Damit waren nur noch 18 der 22 Fahrer im Rennen: Verstappen 0,8 Sekunden vor Räikkönen und 8,9 vor Vettel. Dahinter: Ricciardo, Bottas, Sainz, Perez, Gutierrez, Massa und Kwjat auf dem zehnten Rang. Außerhalb der Zähler: Button, Magnussen, Palmer, Ericsson, Nasr, Grosjean, Wehrlein und Haryanto.
Spannender Schlussspurt um den Sieg und das Podium
In der Schlussphase des Rennens wurde es nochmal richtig spannend. Räikkönen hatte konstant unter eine Sekunden Rückstand auf Verstappen. Würde der 18-Jährige die Sensation perfekt machen und gleich bei seinem ersten Rennen für Red Bull den Sieg holen? Weiter hinten musste sich unterdessen Vettel gegen Ricciardo zur Wehr setzen.
In der 59. Runde wagte Ricciardo am Ende von Start und Ziel einen Angriff auf Vettel, beide duellierten sich in den folgenden Kurven und der Ferrari-Pilot konnte den dritten Rang behalten. Doch bis zum Ende tat sich weder an der Spitze noch im Kampf um Rang drei etwas - trotz aller Versuche des Australiers. Und dann folgte auch noch das Pech: Reifenschaden hinten in der vorletzten Runde - dennoch konnte er den vierten Rang ins Ziel retten!
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