Renault schaut sich nach möglichen Optionen für die Übernahme eines Teams um: Wollen die Franzosen bald wieder als Werksteam in der Formel 1 agieren?
© Foto: xpbimages.com
Seit der Formel-1-Saison 1977 hat der Automobilhersteller Renault 300 Grands Prix als Werksteam bestritten. Dabei hatten die Franzosen nie eine durchgängige Strategie. Mal war man als Hersteller mit einem eigenen Rennstall engagiert, in anderen Phasen belieferte man Partnerteams nur mit Antrieben. Nun bahnt sich ein weiterer "Phasenwechsel" an. Renault schaut sich nach Optionen um, die eine Rückkehr als Werksteam in der Formel 1 ermöglichen könnten.
Den Startschuss für ein mögliches strategisches Umdenken gab es von höchster Stelle. Konzernboss Carlos Ghosn forderte seinen Formel-1-Verantwortlichen Cyril Abiteboul auf, denkbare Szenarien für ein Engagement als Herstellerteam aufzuzeichnen. Seither ist der Franzose auf "Brautschau". Angeblich soll auch die Übernahme des Teams Red Bull eine Möglichkeit darstellen, auch wenn von der Mannschaft von Dietrich Mateschitz keinerlei Anzeichen auf einen bevorstehenden Verkauf zu vernehmen sind.
"Wir sind glücklich in unserer Position als Antriebslieferant", wird Abiteboul von 'RMC Sport' zitiert. Der ehemalige Caterham-Teamchef fügt an: "Höchste Priorität hat für uns, Red Bull wieder zum Weltmeister zu machen." Dennoch gibt der Franzose zu, dass es in Zukunft möglicherweise wieder eine andere Form der Formel-1-Aktivitäten von Renault geben könnte. "Die Übernahme eines Teams ist nicht ausgeschlossen", so Abiteboul, "aber entschieden ist noch nichts."
"Es müsste Teil einer langfristigen Strategie sein. Wir müssen schauen, welche Strategie im Sport für Renault am besten funktioniert. Wir werden alles aufmerksam betrachten, unter anderem die Entwicklung des Sports und der Finanzen", sagt der Renault-Formel-1-Chef. "Ein Unternehmen wie Renault analysiert fortlaufend, welches die besten Strategien sind. Vor allem, wenn man sich den Return-of-Investment in der Formel 1 anschaut", erklärt Renault-Markenbotschafter Alain Prost im Interview mit 'Marca'.
Aus Sicht des viermaligen Formel-1-Weltmeisters müsse Renault genau abwägen, ob der Schritt zur Übernahme eines existierenden Teams und ein Engagement als Herstellermannschaft richtig sei. "Ich bin nicht sicher, ob es gerade der rechte Zeitpunkt für so etwas ist", so Prost. "Bisher lautet der Auftrag, die bestmögliche Antriebseinheit zu bauen", meint Motorenchef Remi Taffin, der auf Signale aus der Chefetage wartet. "Sollten wir irgendwann auch ein Auto bauen müssen, dann werden wir das tun."