Spektakuläre Visionen in der Formel-1-Winterpause: Audi denkt an die Übernahme von Red Bull - Einstieg zur Saison 2017 ist vorerst abgeblasen
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Seit vielen Monaten halten sich hartnäckig Gerüchte um einen möglichen Formel-1-Einstieg von Audi. Die Ingolstädter, die solche Spekulationen bislang immer wieder als unwahr abgetan haben, standen nach Informationen von 'Motorsport-Total.com' allerdings tatsächlich vor einem ganz großen Coup. Audi sollte das Formel-1-Team von Red Bull übernehmen und die Mannschaft ab der Saison 2017 in Eigenregie weiterführen. Ein solches Szenario spielte man im Winter durch, setzt es nun jedoch nicht um.
In Reihen der erfolgreichen Marke des Volkswagen-Konzerns gibt es seit Jahren viele Befürworter eines Engagements in der Königsklasse. Man hat sich in der Le-Mans-Szene in den vergangenen Jahren als Dauersieger etabliert, kämpft nun beim Klassiker an der Sarthe und in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) gegen die Konzernschwester Porsche. Viele Beobachter sind sicher: Das Duell der Volkswagen-Marken wird nicht allzu lange auf solch hoher Ebene ausgetragen.
Aus internen Kreisen ist zu hören, dass im Herbst und Winter des vergangenen Jahres ein erneuter Anlauf genommen wurde, um die Spitze des Konzerns von einem Formel-1-Einstieg zu überzeugen. Unter anderem Ex-Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali und der frühere Formel-1-Topingenieur Jörg Zander (ehemals BMW-Sauber) hatten ein Konzept vorbereitet, das einen erfolgversprechenden Einstieg zur Formel-1-Saison 2017 ermöglichen sollte. Der große Coup: Audi sollte Red Bull für angeblich 300 Millionen Euro übernehmen.
Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz versucht seit Jahren, sein "B-Team" Toro Rosso abzustoßen, hat aber bislang keine adäquaten Interessenten für den Rennstall aus Faenza gefunden. Dass der Österreicher auch seine Topmannschaft, die in den vergangenen fünf Jahren vier Konstrukteurs- und vier Fahrertitel holte, abgeben will, kommt überraschend - auch wenn sich sicherlich nicht nur der Chef des Energydrink-Giganten die Frage stellt, inwiefern die Formel 1 nach den vielen Titelgewinnen noch für das Marketing nützlich ist.
Im Volkswagen-Konzern, wo auch Teile des Vorstands ein Formel-1-Engagement gern sähen, wurde das Thema in letzter Sekunde von höchster Stelle (vorerst?) beendet. Der Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piech, seines Zeichens die "graue Eminenz" im Konzern, wischte den Plan Anfang Januar vom Tisch. Der Hintergrund: Piech verweigert seit jeher eine Zusammenarbeit mit Bernie Ecclestone. Allerdings spielten auch andere Gründe eine Rolle.
Der Konzern aus Wolfsburg hat sich selbst ein striktes Sparprogramm auferlegt. Die Kosten sollen um rund fünf Milliarden Euro gedrückt werden. In einer solchen Phase ist ein teurer Formel-1-Einstieg einer der Marken kaum zu kommunizieren, zumal man sich wichtigen Verhandlungen mit den Gewerkschaften gegenübersieht. Ein weiterer Grund liegt im Motorsportprogramm von Audi. Die Ingolstädter sind mit der Entwicklung eines neuen DTM-Antriebs und eines komplett neuen Le-Mans-Pakets vollauf beschäftigt.