Formel 1 im Dilemma: Wie geht es mit Red Bull weiter?

, 07.10.2015

Laut Christian Horner spricht Red Bull mit Mercedes und Ferrari - Toto Wolff dementiert - Kommen bei einem Ausstieg von Red Bull dritte Autos der Topteams?

Die Formel-1-Saison 2015 geht in die finale Phase und noch immer ist offen, mit welchen Antrieben Red Bull und Toro Rosso im nächsten Jahr fahren werden. "Es gibt Gespräche mit beiden Motorherstellern", sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner am Montagabend bei 'ServusTV'. "Es gibt nur zwei konkurrenzfähige Motorenhersteller - Mercedes und Ferrari." Mercedes erteilte Red Bull eine kategorische Absage und Ferrari könnte Red Bull mit einer älteren, schwächeren Antriebsversion beliefern.

Mercedes wäre der Wunschpartner, doch die Silberpfeile wollen die Konkurrenz nicht stärken. "Sie verhandeln, aber nicht mit uns", sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff beim Camp Beckenbauer in Kitzbühel. "Im Sommer haben wir mit Red Bull gesprochen. Dann haben wir die Vor- und Nachteile analysiert, aber es gab keine konkreten Verhandlungen. Im September wurden die Gespräche beendet."

Warum behauptet Horner dann Anfang der Woche, dass weiterhin Gespräche mit Mercedes geführt werden? "Die Entscheidung liegt letztendlich auch nicht bei Toto Wolff, sondern auf einer höheren Unternehmensebene", so der Brite. "Momentan sind wir das Mädchen, das einen Freund sucht. Wir sitzen etwas am Rand, aber wir brauchen unbedingt eine Lösung." Honda ist als Motorenpartner ausgeschlossen.

"Letztendlich trifft Dietrich Mateschitz die Entscheidung", sagt Horner über die Zukunft von Red Bull in der Formel 1. "Meine Aufgabe ist es sicherzustellen, dass wir bereit sind, wenn die Entscheidung gefallen ist und wir es maximal umzusetzen. Es gibt Gespräche mit den Herstellern im Fahrerlager, aber heute haben wir noch keine Lösung." Sollte es von Mercedes oder Ferrari keine konkurrenzfähigen Motoren geben, könnte Mateschitz auch den Stecker ziehen und die Formel 1 würde auf einen Schlag zwei Teams verlieren.

"Hinter den Kulissen finden viele Gespräche statt. Auch Bernie Ecclestone macht sich Sorgen, dass ein Team wie Red Bull ohne Motor dasteht und im nächsten Jahr vielleicht gar nicht in der Startaufstellung vertreten ist", betont Horner, dass der mögliche Ausstieg mit jedem Tag näherrücken könnte. "Es ist ein großes Thema für Bernie und das Team. Hoffentlich bekommen wir das in den nächsten Wochen gelöst."

Formel 1 könnte Red-Bull-Ausstieg verkraften

Dass Teams, Hersteller und Sponsoren die Formel 1 verlassen und Jahre später auch wieder zurückkommen können, ist nicht neu. Ende 2008 verabschiedete sich Honda, 2009 folgten BMW und Toyota. Auch Renault fuhr 2010 das Engagement zurück und beschränkte sich auf die Rolle des Motorenlieferanten. Die Partnerschaft mit Red Bull verlief vier Jahre lang mehr als erfolgreich. Trotzdem hat die Formel 1 den Exodus der Hersteller überlebt. Also wäre auch ein Verlust von Red Bull verkraftbar.

"Ich finde, es ist schade, wenn Red Bull gehen würde, denn sie haben für die Formel 1 viel Gutes getan", meint Robert Fernley, der stellvertretende Teamchef von Force India, bei 'Motorsport.com'. "Aber die Formel 1 ist größer als Red Bull und es wird weitergehen. Nach sechs Monaten wird sich niemand mehr an Red Bull erinnern. Das würde auch bei einem Rückzug von Force India der Fall sein. Nach einigen Wochen würde man fragen: Wer ist Force India?"

Mit Ausnahme von Ferrari trifft das auf alle Rennställe zu. Vor 30 Jahren wäre eine Formel 1 ohne Lotus, Tyrrell und Brabham ebenfalls unvorstellbar gewesen. "Man muss akzeptieren, dass die Formel 1 so ist", betont Fernley eine Tatsache der Geschichte. "Aus dieser Sicht ist es ein unbarmherziger Sport." Trotzdem unterscheidet sich die Red-Bull-Situation von anderen Teams der Vergangenheit. Bei Herstellern entscheidet der Vorstand über das Budget, Marketingeffekte und technische Innovation. Bei kleinen Privatteams geht es rein ums Geld.

Kommen bald dritte Autos?

Erhält Red Bull keinen konkurrenzfähigen Motor, wird der Rennstall von den Konkurrenten Mercedes und Ferrari aus dem Wettbewerb gedrängt. Deshalb sieht Fernley ein Problem: "Wir sollten Teams nicht verlieren, weil sie hinausgedrängt werden. Wenn ein Team aus welchem Grund auch immer, sei es eine Vorstandsentscheidung oder eine individuelle Entscheidung, wie es bei Red Bull der Fall ist, weil sie nicht auf dem hohen Level mitspielen dürfen, die Formel 1 verlässt, dann können wir es nicht kontrollieren. Wir können nur das Kerngeschäft kontrollieren, und das sind die unabhängigen Teams."

Sollte Mateschitz den Stecker ziehen und im nächsten Jahr Red Bull und Toro Rosso nicht mehr dabei sein, dann würde das Feld mit Neueinsteiger HaasF1 18 Autos umfassen. Die Idee der dritten Autos könnte dann spruchreif werden. "Sollte ein Team die Formel 1 verlassen, und wir hatten diese Gespräche vor einiger Zeit wegen Lotus, dann wären dritte Autos eine Lösung, um die Startaufstellung zu füllen", so Wolff bei 'Autosport'. "Für mich persönlich ist es eine aufregende Idee. Ich hätte aber lieber Red Bull und dritte Autos. Dann hätten wir 27 oder 28 Autos und aufregende Nachwuchstalente in diesen dritten Autos."

"Man darf die Augen nicht davor schließen, dass die Formel 1 eine Plattform ist. Es braucht Mitspieler und ein konkurrenzfähiges Umfeld", so der Mercedes-Motorsportchef weiter. "Wir brauchen konkurrenzfähige Teams und das war Teil unserer Überlegungen. Red Bull ist eine angesagte Marke und gut für die Formel 1. Man muss aber auch auf sich selbst und die Konkurrenzfähigkeit deines Teams achten. Aus unserer Sicht ist klar, dass unsere Konkurrenzfähigkeit die Priorität ist."

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