Weil Honda noch immer deutlich zurückliegt, könnte es 2018 eine Regel geben, die den Japanern das Aufholen ermöglicht - FIA will Power-Units zunächst vergleichen
© Foto: xpbimages.com
Genaue Zahlen sind zwar nicht bekannt, doch nach den Testfahrten in Barcelona und dem Saisonauftakt in Melbourne ist klar, dass Honda mehr als große Schwierigkeiten hat. Die Japaner liegen sowohl bei der Leistung ihres Motors als auch bei der Zuverlässigkeit klar hinter den drei Konkurrenten Mercedes, Ferrari und Renault. Das weckt nun Spekulationen, dass es 2018 eine spezielle "Honda-Regel" geben könnte, die es den Japanern ermöglicht, die Lücke zu schließen.
Hintergrund: Als die FIA im April 2016 ein überarbeitetes Motorenreglement beschloss, gab man es unter anderem als Ziel aus, dass alle Power-Units ungefähr auf einem Niveau liegen sollen. Damals war von maximal 0,3 Sekunden Unterschied auf der Referenzstrecke in Barcelona die Rede. Eine unbestätigte Zahl zwar, doch selbst aus einem deutlich größeren Rahmen würde Honda momentan wohl noch klar herausfallen.
Nach drei Saisonrennen - also schon nach dem Rennen in Bahrain Mitte April - möchte die FIA die relative Performance der Motoren miteinander vergleichen. Das heißt, dass es nur um die reine Leistung des Antriebs geht. Das Chassis spielt in der Rechnung keine Rolle. Nun lautet die Frage natürlich, was passieren wird, wenn der Unterschied zwischen der besten und der schwächsten Power-Unit tatsächlich größer als erhofft ist.
Reglement 2018: Die Zeit drängt...
"Bevor wir so etwas angehen, müssen wir uns erst einmal anschauen, wie wir die Motoren beurteilen", erklärt Renndirektor Charlie Whiting. Interessant dabei: Es gibt keine exakt festgeschriebene Grenze. Somit liegt die Beurteilung, ob ein Motor zu schwach ist oder nicht, alleine im Ermessen der FIA. Doch wie geht es theoretisch weiter, wenn der Honda-Antrieb tatsächlich als zu unterlegen eingestuft wird?
In diesem Fall würde die FIA das Thema der Strategiegruppe übergeben. Diese müsste sich dann überlegen, welche Maßnahmen man ergreifen kann, um Honda 2018 an den Rest des Feldes heranzuführen. Der Vorschlag für diese "Honda-Regel" würde dann den üblichen Weg durchlaufen. Er müsste erst einmal von der Strategiegruppe selbst abgesegnet werden, dann von der Formel-1-Kommission und schlussendlich vom Motorsport-Weltrat.
Daher kommt es nicht von ungefähr, dass die Motoren noch Mitte April beurteilt werden. Das nächste Treffen der Strategiegruppe findet nämlich am 25. April statt - und ist damit bereits entscheidend, denn am 30. April ist schon Deadline für das 2018er-Reglement. Somit müsste eine entsprechende Regeländerung beim nächsten Treffen von Strategiegruppe und Formel-1-Kommission bereits durchgewunken werden.
Wie könnte man Honda heranführen?
Doch wie würde so eine "Honda-Regel" überhaupt aussehen? Auch Charlie Whiting weiß, dass das eine "knifflige" Frage ist. Er verspricht daher zunächst einmal, dass man nun alle Motoren wie geplant beurteilen wird. Alles weitere müsse man abwarten. Der neue McLaren-Geschäftsführer Zak Brown erklärt jedenfalls, dass es "gut für den Sport" wäre, wenn Honda schneller aufholen könnte.
Seit dieser Saison ist die Motorenentwicklung für alle Hersteller komplett frei, die bisherige Tokenregel wurde abgeschafft. Trotzdem scheint der Rückstand von Honda über den Winter eher größer als kleiner geworden zu sein. Bereits im vergangenen Jahr brachte Mercedes den Vorschlag ein, die Leistung der Aggregate über eine unterschiedliche Benzindurchflussmenge anzugleichen.
Man darf gespannt sein, welche Idee nun für 2018 auf den Tisch kommt. Beim Treffen der Motorenhersteller am Freitag in Paris wird es übrigens um andere Themen gehen. Dort steht das Antriebsreglement ab der Formel-1-Saison 2021 im Mittelpunkt. Und so lange wird man bei Honda sicher nicht warten wollen, bis man endlich konkurrenzfähig ist...