Die FIA hat die Fristverlängerung zur Festschreibung der 2017er-Regeln bestätigt: Bis zum 30. April wird am Konzept für schnelle Autos der Zukunft gebastelt
© Foto: Andries van Overbeeke
Die Verantwortlichen der Formel 1 bekommen tatsächlich mehr Zeit, um die Regeländerungen zur Saison 2017 konkret auszuarbeiten. Das hat der Automobil-Weltverband (FIA) am Mittwochmittag bestätigt. Bis zum 30. April werden die Beteiligten nun die Details für die Umsetzung eines Konzeptes erarbeiten, die dafür sorgen sollen, dass die Grand-Prix-Boliden ab dem kommenden Jahr um mindestens drei Sekunden pro Runde schneller werden.
Das neue Konzept stammt von McLaren und stellt einen Mittelweg der Vorschläge von Red Bull (sechs Sekunden schneller) und Mercedes (aktuellen Status beibehalten) dar. "Wir haben den Diffusor etwas beschnitten, die FIA hat unter anderem an den Flügeln etwas verändert. Die Simulationen zeigen, dass wir - abhängig von der jeweiligen Strecke - zwischen drei und fünf Sekunden schneller sein sollten", erklärt McLaren-Teamchef Eric Boullier.
In der Strategiegruppe wurde der McLaren-Mittelweg mit 16 zu 2 Stimmen angenommen. Red Bull und Mercedes stimmten nicht für die Idee. In der anschließenden Sitzung der Formel-1-Kommission am Dienstag in Genf erreichte der Vorschlag mit 20 zu 6 Stimmen die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit. Die genaue Ausarbeitung aller Feinheiten im neuen Technischen Regelwerk nimmt noch bis zum 30. April in Anspruch. Anschließend sollen Strategiegruppe und Kommission noch einmal zustimmen. Die endgültige Einführung wird anschließend auf einer Sitzung des Motorsport-Weltrates der FIA erfolgen.
Größerer Diffusor soll Überholmanöver ermöglichen
Die neuen Regularien sollen die Autos nicht nur schneller machen und spektakulärer aussehen lassen, sondern sie sollen auch die Action auf der Strecke verbessern. Ziel ist es, die Fahrer zu mehr Überholvorgängen zu animieren. "Wir werden mehr Abtrieb über den Unterboden generieren als über die Flügel. Der aerodynamische Einfluss auf das folgende Fahrzeug fällt somit geringer aus als heutzutage", schildert Boullier die Vorteile des Konzeptes.
Aktuell erzeugen die Flügel der Formel-1-Autos derart starke Verwirbelungen (sogenannte "Dirty Air"), sodass dem hinterher fahrenden Auto viel Abtrieb verloren geht. Dies soll in Zukunft anders sein. "Wenn ein Pilot sicher ist, dass er spät bremsen kann, dann wird ihm dies helfen, mal mutig zu sein, spät den Anker zu werfen und einen Überholversuch zu starten", meint der McLaren-Teamchef. Genau dies ist das Ziel, dass die Verantwortlichen verfolgen.
Die Rahmendaten für die Technik 2017 stehen bereits fest. Die Flügel sollen zwar in Zukunft breiter werden, aber in Formgebung stärker eingeschränkt sein. Der Diffusor wird erheblich größer ausfallen, das Bodywork wird von 1,40 Meter Breite auf 1,60 Meter erweitert. Gleichzeitig wird auch das Minimalgewicht der Formel-1-Autos angehoben, und zwar von derzeit 702 Kilogramm auf 722 Kilogramm (plus Reifen). Pirelli soll neue Möglichkeiten für Erprobungen der künftigen Reifen bekommen.
Ebenfalls bis zum 30. April soll die weitere Marschroute bezüglich der Formel-1-Antriebe festgelegt werden. Die Aggregate von Mercedes, Ferrari, Renault und Honda sollen für Kunden ab 2018 "nur" noch zwölf Millionen Euro pro Jahr kosten. Über den Weg dorthin ist man sich noch nicht einig. Ebenfalls will man die Maßgaben zur Belieferung von Kunden (unter anderem maximale Anzahl Kundenteams), mögliche Leistungsangleichungen und Verbesserungen beim Sound besprechen.