Lewis Hamilton hauchdünn vor Nico Rosberg: Mercedes dominiert zum Auftakt der Formel 1 2016 in Silverstone - Technikpech für Sebastian Vettel und Max Verstappen
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Nach dem Crash von Spielberg und der anschließenden Standpauke in Brackley sind die beiden Mercedes-Piloten weiterhin im Paarflug unterwegs. Zum Auftakt des Formel-1-Wochenendes 2016 in Silverstone zeigten die beiden Silberpfeil-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg eine Machtdemonstration . Der britische Lokalmatador platzierte sich im ersten Freien Training in 1:31.654 Minuten hauchdünn vor Rosberg (2./+0,033 Sekunden).
Wie überlegen der Mercedes auf der schnellen Bahn in Northamptonshire ist, wird anhand des Blickes auf die eingesetzten Reifen deutlich. Im Gegensatz zu fast allen Konkurrenten verzichteten die Weltmeister auf den Einsatz der Soft-Mischung, man blieb bei mittellangen und langen Versuchen mit recht vollen Tanks jederzeit bei den Medium-Pneus, die wohl im Rennen am Sonntag die Hauptrolle spielen werden. Beeindruckend war der Abstand: 0,805 Sekunden auf Nico Hülkenberg (3./Force India).
Hinter dem Deutschen, der nach zuletzt einigen verpassten Chancen in Silverstone auf Wiedergutmachung hofft, setzte sich Sebastian Vettel im schnellsten der beiden Ferraris auf Platz vier. Sein Rückstand auf Hamilton: satte 0,847 Sekunden - trotz eines Versuchs auf der schnelleren Soft-Reifenmischung. "Vettel ist die weicheren Reifen gefahren als Mercedes und kam trotzdem nicht ran. Hoffen wir, dass noch viel Sprit im Tank ist", so 'Sky'-Experte Marc Surer.
Silverstone: Topspeed ist längst nicht alles
"Bei Vettel wissen wir, dass die am Freitag den alten Motor fahren, also noch mit dem alten Turbo. Da fehlt ein bisschen Leistung. Das spielt in Silverstone eine große Rolle, auch wenn das Chassis hier wichtiger ist als der Motor", fasst der Schweizer zusammen. Dass auf dem ehemaligen Flugfeld in Großbritannien der Antrieb tatsächlich nicht der wichtigste Faktor ist, wird anhand der Topspeeds deutlich. Hier belegten die beiden Haas-Ferrari-Piloten Charles Leclerc (18.) und Romain Grosjean (15.) mit über 325 km/h die Spitzenplätze, hatten aber im Klassement der Rundenzeiten deutlichen Abstand.
Während Kimi Räikkönen (1:33.039 Minuten) nach Bekanntgabe seiner Vertragsverlängerung für 2017 auf den sechsten Rang fuhr, gab es Sorgen beim schnelleren Vettel. Nach dem Ende der Session wurde der Deutsche auf seiner Auslaufrunde plötzlich langsam. "Irgendetwas mit dem Getriebe, ich habe kaum noch Vortrieb", funkte der Heppenheimer an seine Box. Langsam brachte er seinen Wagen zurück zur Garage. Eine Fehleranalyse steht noch aus. Eine Runde lang hatte Vettel zuvor die neue Variante des "Halo"-Systems getestet.
Auch bei Red Bull droht aufgrund von Sorgen mit dem Renault-Antrieb etwas Ungemach. Daniel Ricciardo (5./+1,119) und Max Verstappen (7./+1,548) kamen nicht einmal mit weichen Pneus annähernd auf das Niveau von Mercedes. Beim Niederländer ging am Ende gar nichts mehr. Verstappen hatte bei seiner Ausfahrt zum letzten Teststint ein Problem mit dem Antrieb bemerkt und direkt vor der Garage gestoppt. Den Renault-Antrieb im Heck betrachteten die Techniker mit sorgenvollen Gesichtern.
Sauber mit nur wenigen Runden am Morgen
Der am Freitagmorgen mäßig aufgelegte Sergio Perez (8./+1,581) brachte seinen Force India nur auf Rang acht. Der Mexikaner kämpfte in der gesamten Session mit einem unruhigen Fahrzeug. Die Rückkehr zur alten Aufhängung hat den Indern offenbar nicht allzu viel gebracht. Carlos Sainz (Toro Rosso/+1,792) und Fernando Alonso (McLaren/+1,873) komplettierten die Top 10 vor ihren Teamkollegen Daniil Kwjat und Jenson Button.
Enttäuschend präsentierte sich Williams zum Auftakt des Heimspiels in Silverstone. Valtteri Bottas (13.) und Felipe Massa (14.) hatten weit mehr als zweieinhalb Sekunden Rückstand auf die Spitze. Mit den ebenfalls mit Mercedes-Antrieben ausgestatteten Force Indias konnte man zunächst nicht mithalten. "Die sind am Freitag immer schwer unterwegs", sagt Marc Surer. "In Österreich waren sie etwas weiter vorne, jetzt sind sie wieder auf ihrer normalen Position. Es läuft einfach nicht so bei Williams."
Im hinteren Feld waren neben Haas die üblichen Verdächtigen von Renault, Sauber und Manor zu finden. Die Schweizer probierten am Morgen bei kurzen Versuchen den neuen Heckflügel aus, bauten dann aber zumindest am Auto von Marcus Ericsson (20.) wieder zurück - kein gutes Zeichen. Noch schlimmer: Sauber gab den Piloten nur sehr wenig Fahrzeit. Insgesamt kam man auf 40 Runden - weniger absolvierte kein anderes Team. Die Rennvorbereitung wird schwierig, weil für das Training am Nachtmittag (ab 15:00 Uhr MESZ) Regen erwartet wird.