Das Abschlusstraining untermauerte, dass sich Mercedes beim Stadtrennen warm anziehen muss - Bestzeit für Sebastian Vettel, Red Bull zweite Kraft im Feld
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Der Singapur-Grand-Prix sorgt weiter für heruntergeklappte Kinnladen und große Augen. Auch im dritten Freien Training am frühen Samstagabend schien die Mercedes-Dominanz verflogen - wenn nicht sogar zu einem gewaltigen Rückstand mutiert zu sein. Es war Ferrari-Star Sebastian Vettel, der in den abschließenden 60 Trainingsminuten vor dem Qualifying in 1:45.682 Minuten zu einer überlegenen Bestzeit fuhr und die Scuderia mit Teamkollege Kimi Räikkönen (+0,450 Sekunden) an die Spitze brachte.
In der Rolle des ärgsten Verfolgers war das Red-Bull-Duo zu finden, schien jedoch bei wärmeren Bedingungen als in der zweiten Session am Freitag nicht mehr ganz so zügig unterwegs zu sein. Daniil Kwjat hatte als Dritter mit 0,485 Sekunden Rückstand die Nase vor Daniel Ricciardo, dem bei seinem schnellsten Umlauf 0,677 Sekunden auf Vettel fehlten. Gut möglich, dass der Australier zumindest die Zeit des Stallgefährten egalisiert hätte, wenn er nicht in einer Kurve mit Untersteuern gekämpft hätte.
Erst dahinter fanden sich beide Mercedes wieder. Auf den Supersoft-Reifen gingen Lewis Hamilton und Nico Rosberg als Fünfter und Sechster bei der Qualifying-Vorbereitung am Ende der Session offensichtlich nicht auf Zeitenjagd, sondern betrieben ein anderes Programm. 1,120 Sekunden respektive 1,541 Sekunden Abstand scheinen anders nicht erklärbar, selbst wenn Co-Teamchef Paddy Lowe bei 'Sky Sports F1' grübelt: "Ja, das ist unser wahres Tempo. Es bereitet uns große Bedenken."
Im Paddock kursieren zahlreiche Erklärungen für das Schwächeln der Silberpfeile. Ob sie - gewarnt von den Rosberg-Defekten in Italien - den Experimantalantrieb schonen oder wie in Malaysia unter hohen Temperaturen in Kombination mit hoher Luftfeuchtigkeit leiden: So groß war die Chance, Mercedes auf der Strecke zu schlagen, 2015 noch nie. Das sieht 'Sky'-Experte Marc Surer ähnlich: "Wir haben drei Teams, die um die Pole-Position kämpfen", erkennt der Schweizer einen Dreikampf mit Ferrari und Red Bull.
Surer hat Mercedes jedoch nicht abgeschrieben, wenn es um das Qualifying und einen speziellen Motorenmodus für mehr Tempo auf einer Einzelrunde geht: "Ich glaube, dass Mercedes heute Nacht Anschluss findet. Ich halte Ferrari und Red Bull aber für die Favoriten." Denn in Singapur ist es mit V6-Hybridpower alleine nicht getan: "Du kannst mit Motorleistung auf dieser Strecke nicht so viel Zeit gutmachen. Oder sie hatten viel Sprit im Tank. Aber das kann ich nicht glauben. Du musst dich mit wenig Gewicht vorbereiten. Sonst hast du ein Handlingsproblem", analysiert ein erstaunter Surer.
Die Top 10 komplettierten Fernando Alonso im McLaren (+1,555) vor den Toro Rosso von Carlos Sainz (+1,619) und Max Verstappen (+1,782). Der zehnte Rang ging an Marcus Ericsson im Sauber (+1,886). Position elf belegte Valtteri Bottas im Williams (+1,905) vor Nico Hülkenberg (Force India; +1,958) sowie Jenson Button im McLaren (+2,033), Felipe Massa (Williams; +2,051), Pastor Maldonado (Lotus; +2,135), Sergio Perez (Force India; +2,320) und Romain Grosjean (Lotus; +2,434).
Am Ende des Feldes landeten Felipe Nasr (Sauber; +3,250) sowie die beiden Manor-Marussias von Alexander Rossi (+6,906) und Will Stevens (+9,611), die nach Unfällen am Freitag die dringend benötigte Fahrpraxis sammelten.