Formel-1-Tests 2017: Drei Teams knöcheltief im Schlamassel

, 03.03.2017

Die Kilometerstatistik der ersten Testwoche in Barcelona: Mercedes und Ferrari extrem zuverlässig - Sauber überrascht - Drei Teams mit tiefen Sorgenfalten

Die Zuverlässigkeitsstatistik der ersten Woche der Formel-1-Tests in Barcelona lässt staunen: Acht von zehn Teams spulten trotz konstantem Antriebsreglement weniger Kilometer ab als 2016. Doch die Zahlen trügen. Die Standfestigkeit hat mitnichten in dem Maße gelitten. Vielmehr veranlassten die am Donnerstag abgehaltenen Probefahrten auf bewässerter Fahrbahn viele Mannschaften, ihr Material zu schonen und senkten die Laufleistung. Dennoch sind Gewinner und Verlierer erkennbar.

Auf der Sonnenseite stehen Mercedes und Ferrari. Die Silberpfeile zogen mit Valtteri Bottas und Lewis Hamiltons jeweils eine Rennsimulation durch. Bis am Donnerstagvormittag die Elektronik am W08 streikte, gab es keinen einzigen Defekt zu vermelden - insgesamt 2.597,490 km auf der Uhr. Ähnlich glatt lief es bei der Scuderia, bei der Sebastian Vettel am Mittwochabend zehn Minuten vor Testende ausrollte. Offenbar experimentiere Ferrari zu diesem Zeitpunkt jedoch und nahm es in Kauf, dass der SF70-H aufgibt. Trotzdem legten die Roten 418,500 km weniger zurück.

Auch Sauber ist als drittstärkstes Team in Sachen Kilometerleistung gut in die Vorbereitung gestartet. Bei den Schweizern scheint es sich gemessen an der Zuverlässigkeit ausgezahlt zu haben, auf den 2016er-Antrieb von Ferrari zu setzen - trotz eines Motorenwechsels am Dienstag. Dass auch das aktuelle Triebwerk aus Maranello läuft wie ein Uhrwerk, demonstrierte Haas mit Platz vier.

Schlechter steht es um Red Bull: Rund 20 Prozent weniger Laufleistung verglichen mit dem Vorjahr erklären sich nicht nur aus dem Nasstest, zumal Max Verstappen das Wasser nicht scheute. Die Österreicher firmierten schon 2016 nicht auf hohem Niveau. Ein Sensorproblem, ein Ausfall des Energiespeichers und ein defekter Auspuff fallen bei der prozentualen Veränderung kaum auf. Dass das Team mit 1368,570 km nur gut die Hälfte der Mercedes-Distanz abspulte, macht die Probleme des RB13 deutlich. Kein Wunder: Typisch Adrian Newey wurde er erst wenige Tage zuvor fertig.

Weitere Sorgenkinder: McLaren, das mit dem Honda-Antrieb kämpfte und sich deshalb mit neuen Trennungsgerüchten konfrontiert sah. Angeblich musste die PS-Leistung sogar gedrosselt werden, um überhaupt fahren zu können. Bei Williams fehlten nach den Unfällen Lance Strolls Ersatzteile, was der Truppe eineinhalb Tage kostete. Und Toro Rosso war wegen diverser Technikpannen fast gar nicht zu sehen, nachdem die Red-Bull-Junioren schon ihren Filmtag nach sechs Runden hatten beenden müssen.

/Kilometer nach Team (Veränderung zum Vorjahr):

1. Mercedes: 2.597,490 km (-17,34 Prozent)

2. Ferrari: 2.178,540 km (+32,55 Prozent)

3. Sauber: 1.624,595 km (-19,24 Prozent)

4. Haas: 1.596,665 km (+22,01 Prozent)

5. Red Bull: 1.368,570 km (-20,37 Prozent)

6. Renault: 1.363,915 km (-14,65 Prozent)

7. Force India: 1.294,090 km (-16,51 Prozent)*

8. Williams: 991,515 km (-43,53 Prozent)

9. McLaren: 968,240 km (-19,06 Prozent)

10. Toro Rosso: 851,865 km (-59,10 Prozent)

* Force India war 2016 mit einem Vorjahresauto unterwegs.

Sollte er beim Saisonauftakt Probleme haben, wird Valtteri Bottas sie nicht darauf zurückführen können, dass er zu wenig Praxis im neuen Mercedes-Cockpit gehabt hätte: Der Finne war mit 1.508,220 km fleißigster Pilot der ersten Testwoche und fuhr beinahe so viele Kilometer wie McLaren und Toro Rosso zusammen. Bei Red Bull fällt auf, dass Max Verstappen vom Technikpech deutlich weniger betroffen war als Daniel Ricciardo. Nico Hülkenberg spulte im Renault 698,250 km ab und kam bei mehr als zwei Renndistanzen zumindest ordentlich auf Touren.

Kilometer nach Fahrer (Auswahl):

1. Vallteri Bottas (Mercedes): 1.508,220 km

2. Sebastian Vettel (Ferrari): 1.245,885 km

3. Lewis Hamilton (Mercedes): 1.089,270 km

4. Kimi Räikkönen (Ferrari): 935,655 km

5. Marcus Ericsson (Sauber): 921,690 km

6. Max Verstappen (Red Bull): 809,970 km

(...) 10. Nico Hülkenberg (Renault): 698,250 km

(...) 13. Daniel Ricciardo (Red Bull): 558,600 km

(...) 17. Fernando Alonso (McLaren): 470,155 km

Bei den Antrieben zeigte sich, dass der neue Ferrari-Hybrid exzellent funktioniert. Ferrari und Haas kamen mit dem 062 ohne größeren Schaden über die Woche. Auch der Mercedes M08 lief praktisch defektfrei. Die Probleme der Teams waren allesamt auf andere Bauteile oder auf Unfallschäden zurückzuführen. Ferraris alter 061 im Sauber streikte einmal, der Renault R.E.17 gleich mehrfach - allerdings nur bei den Kunden und nicht beim Werksteam. Verglichen mit McLarens Honda-Querelen firmierten die Schwierigkeiten jedoch eher in der Kategorie "Luxusproblem".

Kilometer nach Motorentyp gesamt/Durchschnitt pro Team:

1. Ferrari 062 (Ferrari, Haas): 3.775,205 km / 1.997,603 km

2. Mercedes M08 (Mercedes, Williams, Force India): 4.883,095 km / 1.627,698 km

3. Ferrari 061 (Sauber): 1624,595 km

4. Renault R.E.17 (Red Bull, Renault, Toro Rosso): 3.590,350 km / 1.196,783 km

5. Honda RA617H (McLaren): 968,240 km

Insgesamt wurde mit 14.835 km deutlich weniger gefahren als im Vorjahr (19.183 km). Neben dem Nasstest ist ein weiterer Grund dafür, dass 2016 noch das Manor-Team auf die Bahn ging, das zwischenzeitlich in die Insolvenz geschlittert ist.

Jetzt kommentieren
Jetzt bewerten

Zum Bewerten musst Du registriert und eingeloggt sein.

Weitere Formel 1-News

Dirty Air: Einem Konkurrenten zu folgen wird 2017 schwieriger

Regeln polarisieren: Wird ab 2017 mehr oder weniger …

Die einen sagen, dass die neuen Regeln bessere Action ermöglichen, die anderen bezweifeln das. Doch was wird schließlich den entscheidenden Ausschlag geben? Die Antwort: Das Verhältnis …

Nico Hülkenberg fährt in der Formel-1-Saison 2017 für Renault

Hülkenberg: Nicht sicher, ob Mercedes mich genommen hätte

In diesem Winter drehte sich das Transferkarussell in der Formel 1 wieder einmal besonders intensiv. Lance Stroll ging zu Williams, Kevin Magnussen zu Haas, Jenson Button macht eine Pause und Nico …

Valtteri Bottas hat den Integrationsprozess bei Mercedes noch nicht abgeschlossen

Valtteri Bottas erstaunt: Teamwechsel schwieriger …

Es war der Moment der Wahrheit für Valtteri Bottas: Der Finne nahm diese Woche die operative Arbeit für Mercedes auf der Strecke auf. Zuvor hatte sich der Neuzugang bereits wochenlang mit seinem …

Der Toro Rosso war das am wenigsten zuverlässige Auto in der ersten Woche

Torro Rosso beim Test: Wenig Laufleistung, viel Hoffnung

Im Zuge der Neugestaltung des Reglements der Formel 1 haben sich viele Teams große Hoffnungen auf einen Leistungssprung gemacht. Auch Toro Rosso zählte zu dieser Riege, denn aufgrund der engeren …

Saisonstart 2017: Max Verstappen sieht sein Team noch hinter Mercedes

Max Verstappen gibt zu: Red Bull noch hinter Mercedes

Red Bull ist der Sprung an die Spitze der Formel 1 offenbar noch nicht gelungen. Den Ex-Weltmeistern war aufgrund der besonderen Fähigkeiten von Designgenie Adrian Newey die Rückkehr zu alten …

AUCH INTERESSANT
BYD: Stella Li verrät das Erfolgsrezept im Interview

AUTO-SPECIAL

BYD: Stella Li verrät das Erfolgsrezept im Interview

BYD kennt inzwischen fast jeder. Doch wer ist Stella Li ? Eine der weltweit mächtigsten Frauen in der Automobilbranche, die wir zum Interview trafen - und Stella Li gab sehr interessante …


Formel1.de

TOP ARTIKEL
VW Golf R 2024 Test: Der letzte Benziner vor dem E-Motor
VW Golf R 2024 Test: Der letzte Benziner vor dem …
Lamborqhini Revuelto Test: Brutal! V12 mit 3 Elektromotoren
Lamborqhini Revuelto Test: Brutal! V12 mit 3 …
BYD Blade-Batterie: Das Geheimnis der Blade-Klinge
BYD Blade-Batterie: Das Geheimnis der Blade-Klinge
News-Abo
Jeden Morgen kostenlos per E-Mail:
Aktuelle Artikel
German Car of the Year 2025: Die besten Autos des Jahres
German Car of the Year 2025: Die besten Autos …
Jeep Avenger The North Face Edition: Die versteckten Extras
Jeep Avenger The North Face Edition: Die …
BMW & Mini: Kino, Gaming und ein Blick in die Zukunft
BMW & Mini: Kino, Gaming und ein Blick in die …
Bridgestone Blizzak 6 Enliten: Der neue Spitzen-Winterreifen
Bridgestone Blizzak 6 Enliten: Der neue …
Audi A6 e-tron 2025: E-Kombi mit über 700 km Reichweite
Audi A6 e-tron 2025: E-Kombi mit über 700 km …


Speed Heads - Sportwagen- und Auto-Magazin

Das Auto und Sportwagen Magazin mit täglich aktualisierten Auto News, Motorsport News, Auto Tests, Sportwagen Berichten und der streng geheimen Auto Zukunft. Speed Heads ist die Community für echte Auto-Fans und informiert im Sportwagen Magazin über Neuigkeiten aus der Welt der schnellen Autos.

  • emotiondrive Logo
  • World Car Awards Logo
  • Motorsport Total Logo