Vorläufige Wochenbestzeit durch Hamilton - W08 glänzt durch Zuverlässigkeit - Ferrari bleibt mit Räikkönen in Schlagdistanz - Debakel bei McLaren setzt sich fort
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Mercedes und Lewis Hamilton haben bei den Formel-1-Testfahrten in Barcelona am Dienstagvormittag das Kommando übernommen. Nach den ersten vier Stunden Fahrbetrieb auf dem Circuit de Catalunya war der Brite dank einer vorläufigen Wochenbestzeit in 1:20.983 Minuten nicht nur der schnellste, sondern auch der fleißigste Pilot der Session. 64 Umläufe spulte Hamilton ab und demonstrierte die Zuverlässigkeit des W08. Mit dem wahren Tempo des Silberpfeils hielt man hinter dem Berg.
Denn Mercedes zeigte abermals eine neue Aerodynamikkonfiguration und rückte zunächst mit doppeltem T-Flügel aus. Heißt: Der separate Zusatzflügel auf der Höhe der Hinterachse kam mit vier querliegenden Platten - zwei auf jeder Seite - daher. Dafür verzichtete man auf eine Heckfinne, die Tags zuvor Vortag am W08 zu bestaunen gewesen war. Hamilton konzentrierte sich größtenteils auf Longruns und war mit viel Sprit unterwegs. Bei seiner Bestzeit zog er aber Supersoft-Reifen auf.
Kimi Räikkönen, der im neuen Ferrari ohne Technikprobleme 47 Runden absolvierte, landete auf Medium-Pneus auf dem zweiten Rang der Zeitenliste (+1,848 Sekunden), was die Scuderia nicht beunruhigen dürfte. Force India ließ auf sich warten. Infolge der Technikquerelen am Montag musste ein frisch eingeflogener Auspuff am VJM10 verbaut werden, was den Betrie zwei Stunden aufhielt. Anschließend drehte Neuzugang Esteban Ocon auf und schob sich auf Platz drei (+2,062), besuchte kurz vor der Mittagspause aber noch das Kiesbett.
Red Bull ging zu Beginn mit Gittern zur Messung des Luftstroms ("Rakes") auf die Bahn und hielt sich auch anschließend bedeckt. Mit Max Verstappen im Cockpit sprang nicht mehr heraus als Rang vier (+2,299), gefolgt von dem erneut starken Kevin Magnussen im Haas (5., +2,540). Williams-Pilot Lance Stroll (7., +5,057) machte bei seinem Debüt im Rahmen offizieller Tests eine ambivalente Figur. Der 18-Jährige drehte sich infolge eines Fahrfehlers in Kiesbett, als er in Kurve 9 den inneren Randstein zu hart nahm und die Kontrolle über den Boliden verlor. Es ging aus eigener Kraft weiter.
Bei McLaren steckte nach Fernando Alonsos Öltank-Debakel vom Montag weiter Sand im Getriebe. Gleich beim ersten Versuch, auf die Bahn zu gehen, blieb Stoffel Vandoorne nach der Installationsrunde am Anfang der Boxengasse stehen. Er musste von den Mechanikern zurückgeschoben werden. Skurrile Erklärung des Teams: Der Belgier hätte etwas Eigenartiges bemerkt und vorsichtshalber angehalten.
Nach einer knappen halben Stunde Pause zeigte sich der Belgier erneut und spulte sein Programm ab, ehe ein erneuter Defekt am Honda-Antriebsstrang den MCL32 lahmlegte. Am Ende stand für Vandoorne der achte Rang (+4,435) zu Buche.
Sauber verzeichnete Probleme mit dem Antriebsstrang und schickte Pascal-Wehrlein-Ersatz Antonio Giovinazzi nach zwei Installationsrunde gar nicht mehr auf die Bahn, weil am C36 das komplette Ferrari-Vorjahrestriebwerk getauscht werden musste. Der Italiener blieb genau wie Jolyon Palmer im Renault ohne gezeitete Runde. Die Franzosen äußerten sich nicht zu den Gründen ihrer Abstinenz, sondern teilten nur mit, es sei nach einem "Umbau über Nacht" am Auto gearbeitet worden.