Hamilton fährt zum Testauftakt in Barcelona Bestzeit - Technikexperimente am W08 - Vettel im Ferrari auf härteren Reifen stark - Debakel für Red Bull und McLaren
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Mercedes hat seine Karten noch nicht auf den Tisch gelegt, ist aber schon wieder zurück an der Spitze der Formel 1. Beim Testauftakt zur Saison 2017 am Montag in Barcelona drehte Lewis Hamilton in 1:21.765 Minuten die schnellste Runde des Tages und war 0,113 Sekunden schneller als Sebastian Vettel im Ferrari, der am Vormittag von Platz eins der Zeitenliste grüßte. Ein Hoffnungsschimmer für die Scuderia: Der Brite fuhr seinen besten Umlauf auf Soft-Reifen, der Deutsche auf den härteren Mediums.
Deutlich klarer als das Kräfteverhältnis wurde der Tempozuwachs, den die Boliden unter dem neuen Technikreglement erzielt haben. Hamiltons bester Umlauf war schon jetzt - da man davon ausgehen muss, dass längst nicht alle Reserven ausgeschöpft sind - rund eine Sekunde schneller als die Wochenbestzeit aus dem Vorjahr, die zudem auf weicheren Reifen erzielt wurde.
Mercedes experimentierte viel und könnte zunächst mit gedrosselter Motorleistung gefahren sein. Nachdem Valtteri Bottas (6., +1,404 Sekunden) am Vormittag mit einer konventionellen Motorabdeckung unterwegs war (die möglicherweise gar nicht für den Renneinsatz infrage kommt) und trotz der weicheren Reifen weit hinter der Bestzeit Vettels zurückblieb, setzten die Silberpfeile mit Hamilton am Steuer erstmals auf eine Flosse und schraubten ihre Zeiten prompt um über 1,4 Sekunden herunter.
Mercedes überrascht mit eingeschlitzter Heckfinne
Überraschenderweise kam das Segel am W08 in Kombination mit dem schon bekannten separaten T-Flügel sowie einem Schlitz auf der Oberseite daher. Eine ähnliche Lösung hat bisher kein Team angeboten. Ob die Ritze der Kühlung oder aerodynamischen Zwecken dient, ist fraglich. Ausgezahlt zu haben scheinen sich die versprochenen Verbesserungen am Antriebsstrang, schließlich war Mercedes mit keinem einzigen Defekt und 152 abgespulten Runden am Montag der Akkordarbeiter.
Die Top 3 komplettierte Felipe Massa im Williams (+0,311), der ebenfalls die weichere Reifenmischung auf den Achsen hatte, gefolgt von Haas-Pilot Kevin Magnussen (+1,129). Der Däne erlebte am Vormittag einen durchwachsenen Einstand bei seinem neuen Arbeitgeber, als er erst an der Boxeneinfahrt technisch bedingt zum Stehen kam, dann länger pausierte und kurz vor der Mittagspause bei einem Dreher in Kurve 10 den Frontflügel beschädigte. Anschließend trumpfte er jedoch auf.
McLaren kränkelt weiter: Hondas Ölsystem führt zu Debakel
Einen schwierigen Testauftakt erlebte Red Bull. Daniel Ricciardo blieb am Vormittag wegen eines Sensorproblems nach vier Runden liegen und verursachte die erste rote Flagge. Nach der Pause spulte der Australier wieder nur vier Umläufe ab, ehe ein Defekt am Energiespeicher des Renault-Antriebs den RB13 lahmlegte. "Wir hatten ein paar nervige Probleme", winkt Teamchef Christian Horner bei 'Sky Sports F1' ab. Es sei aber "kein größeres" dabei, was ihm Mut mache. Immerhin landete Ricciardo auf dem fünften Rang (+1,161). Er schaffte gegen Abend noch weitere 40 Runden.
Besser abschneiden können hätte auch Force India: Sergio Perez landete auf Rang sieben (+1,944). Der Mexikaner kam aufgrund eines defekten Auspuffs am VJM10 am Nachmittag gar nicht mehr auf die Bahn. Carlos Sainz im Toro Rosso (8., +2,729) und Nico Hülkenberg im Renault (9., +3,019) machten ebenfalls deutlich weniger Kilometer, wurden aber nicht durch Defekte geplagt.
Bei McLaren lief nach 100 reibungslos abgespulten Kilometern bei Filmarbeiten am Sonntag vieles schief. Fernando Alonso blieb am Vormittag ohne eine gezeitete Runde, weil ihn ein Ölleck am Honda-Hybridmotor an die Box zwang. Da die Panne an einer schwer zugänglichen Stelle aufgetreten war, tauschte das Team das komplette Aggregat, was bis nach der Mittagspause dauerte.
Auch nach der Reparatur funktionierte zunächst nichts. Der Spanier rollte nach der Installationsrunde mit abgeschaltetem Antrieb zurück zur Crew. Erneut soll das Ölsystem des MCL32 gestreikt haben, was wohl mit einem - zugunsten des Gewichts - verkleinertem Öltank zu tun hatte. Honda untersucht laut Auskunft des Teams die Probleme, wird jedoch frühestens am Dienstag mit einer Lösung aufwarten können. Alonso fuhr 90 Minuten vor Ende des Testtages doch wieder auf die Strecke, blieb mit 3,087 Sekunden Rückstand und nur 29 absolvierten Runden aber unter ferner liefen.