Trotz technischer Probleme holt sich Ferrari-Fahrer Sebastian Vettel in Budapest den Sieg vor Teamkollege und "Puffer" Kimi Räikkönen sowie Valtteri Bottas (Mercedes)
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Der Große Preis von Ungarn ist bekannt für seine Hitzeschlachten, nicht jedoch für Rennen mit vielen Überholmanövern. Dazu ist der 4,381 Kilometer lange Kurs viel zu verwinkelt. Und auch in diesem Jahr war es in Budapest bei über 30 Grad Celsius Lufttemperatur heiß.
Noch heißer war es im Auto von Sebastian Vettel, denn der Deutsche kämpfte den Großteil des Rennens über mit einem schief stehenden Lenkrad - vermutlich aufgrund eines technischen Problems, war der Ferrari-Fahrer ab diesem Moment doch auch deutlich langsamer unterwegs, nachdem die Roten zuvor dominiert hatten.
Die 70 Runden vor den Toren der Metropole an der Donau waren also bis zum Schluss spannend. Würde es Ferrari mit Kimi Räikkönen als Puffer zwischen dem WM-Führenden und dem WM-Zweiten schaffen, den Deutschen vorne zu halten?
Die Antwort: ja. Mit seinem vierten Saisonsieg baute der Heppenheimer die WM-Führung vor der Sommerpause aus. Ferrari und Kimi Räikkönen schafften es sogar, den zweiten Rang zu holen, vor Valtteri Bottas und WM-Widersacher Lewis Hamilton, der in der letzten Runde eine ganz faire Szene zeigte und seinen Teamkollegen nach für ihn ausgesprochener Stallorder vorbeiließ, nachdem es ihm selbst nicht gelungen war, Räikkönen zu knacken.
WM-Zähler gab es ferner für Max Verstappen (Red Bull) auf dem fünften Rang vor Fernando Alonso (McLaren), Carlos Sainz (Toro Rosso), Sergio Perez und Esteban Ocon (beide Force India) sowie Stoffel Vandoorne (McLaren).
Rang elf ging an Kevin Magnussen im Haas vor Daniil Kwjat im Toro Rosso. Dahinter: Jolyon Palmer (Renault), Lance Stroll (Williams) sowie das Sauber-Duo um Pascal Wehrlein und Marcus Ericsson. Nicht ins Ziel kamen Nico Hülkenberg (Renault), Paul di Resta (Williams), Romain Grosjean (Haas) und Daniel Ricciardo (Red Bull).
Red-Bull-interner Crash wirft Ricciardo raus
Vettel erwischte einen guten Start und konnte sich vor Räikkönen halten. Die beiden Red Bulls absolvierten einen starken Start und setzten sich vor beide Mercedes-Fahrer. Doch in der ersten Kurve berührten sich Verstappen und Ricciardo nach einem Verbremser des Niederländers. Dabei platzte der Kühler am Auto des Australiers, der auf dem auslaufenden Wasser ausrutschte und sein Auto abstellen musste. Die Rennleitung sah sich gezwungen, das Safety-Car auf die Strecke zu schicken.
Die Reihenfolge bei 30 Grad Celsius Luft- und 55 Grad Celsius Asphalttemperatur hinter dem Sicherheitsfahrzeug: Vettel, Räikkönen, Bottas, Verstappen, Hamilton, Sainz, Alonso, Perez, Vandoorne, Ocon, Palmer, Hülkenberg, Magnussen, Kwjat, Stroll, Grosjean, di Resta, Ericsson, Wehrlein und Ricciardo.
In der siebten Runde wurde das Rennen wieder freigegeben, einen Umlauf später kassierte Verstappen von der Rennleitung für seinen Rempler eine 10-Sekunden-Zeitstrafe. Ferrari präsentierte sich in dieser Phase sehr stark, fuhr um eine Sekunde pro Runde schneller als die direkte Konkurrenz.
Die Abstände nach 15 Runden: Vettel 3,4 Sekunden vor Räikkönen, 8,7 auf Bottas, 10,5 auf Verstappen, 12,2 auf Hamilton, 19,7 auf Sainz, 23,9 auf Alonso, 25,1 auf Perez, 26,4 auf Vandoorne und 28,0 auf Ocon auf dem zehnten Rang. Dahinter: Palmer, Hülkenberg, Magnussen, Kwjat, Stroll, Grosjean, di Resta, Wehrlein und Ericsson.
Vettel verliert Zeit: Lenkrad steht schief!
In der 22. Runde rollte Grosjean langsam um den Kurs und stellte das Auto ab - die Radmutter hinten links war nicht korrekt aufgezogen. Ein Problem rapportierte Vettel in Runde 25, das ihn offenbar um ein paar Zehntel je Sekunden einbremste: "Mein Lenkrad zeigt auf der Geraden nach links und ich habe das Gefühl, dass es schlimmer wird." Mercedes kämpfte unterdessen übrigens mit Funkproblemen, konnte rundenlang nicht mit den Fahrern kommunizieren.
Als erster Fahrer an der Spitze kam Bottas in der 31. Runde an die Box, Hamilton folgte eine Runde später. Vettel stoppte in Runde 33, Räikkönen im 34. Umlauf - und kehrte ganz knapp hinter Vettel wieder auf den Kurs zurück. Während Räikkönen an sein Team funkte, dass er schneller fahren könne als Vettel und die Mercedes von hinten näherkommen, informierte das Team Vettel, dass dieser aufgrund seines Problems vermeiden solle, über Randsteine zu fahren.
Die Frage nun: Wie lang kann Räikkönen für Vettel den "Beschützer" spielen? Beeindruckend unterdessen an der Spitze: Verstappen, der schon 44 Runden auf den superweichen Reifen auf der Uhr hat. In Runde 43 kam Verstappen an die Box und fiel auf den fünften Rang zurück.
Bottas lässt Hamilton vorbei
Als Hamilton in Runde 45 wieder Funkkontakt zur Box hatte, entbrannte eine Diskussion um die aktuelle Situation. Denn dem Briten war natürlich aufgefallen, dass Ferrari an der Spitze plötzlich langsamer war, er kannte den Grund aber noch nicht. Und natürlich wollte der Brite an Bottas vorbei, um die Jagd auf Vettel zu eröffnen. In Runde 46 ließ der Finne seinen Teamkollegen dann auch vorbei.
Und nun holte Hamilton Runde um Runde deutlich auf die beiden Ferraris auf. Bei verbleibenden 22 Runden dürfte das ein Ding der Unmöglichkeit sein, dieses Rennen noch zu gewinnen. Hülkenberg absolvierte unterdessen wegen einer klemmenden Radmutter rechts vorn einen verpatzten Boxenstopp und fiel auf den 12. Rang zurück.
In Runde 49 hatte Vettel noch 1,3 Sekunden Vorsprung auf Räikkönen und 2,6 auf Hamilton. Bottas mit 6,3 Sekunden Abstand dahinter. Das Team funkte unterdessen an Hamilton: "Wenn du an Kimi nicht vorbeikommst, lass Valtteri wieder vorbei!". Später funkte das Team an Bottas: "Komme in fünf Runden wieder an Hamilton ran, damit du wieder an Lewis vorbeikannst", was der Finne dann aber nicht schaffte.
Die Reihenfolge nach 57 Runden: Vettel vor Räikkönen, Hamilton, Bottas, Verstappen, Alonso, Sainz, Perez, Ocon und Vandoorne auf dem zehnten Rang. Dahinter: Magnussen, Hülkenberg, Kwjat, Palmer, Stroll, Ericsson, Wehrlein und die Resta.
Hamilton beklagte sich unterdessen über schlechte Vorderreifen und leistete sich prompt auch einen Verbremser. Zudem warnte ihn das Team vor Bremsen am Limit. Die letzten Runden beim letzten Rennen vor der Sommerpause waren also auch deutlich von der Technik geprägt. Die Technik spielte auch Massa-Ersatzfahrer Paul di Resta einen Streich (Ölleck), der in Runde 63. aufgeben musste. Hülkenberg musste sein Auto in der vorletzten Runde abstellen.
Stark: In der letzten Runde ließ Hamilton Bottas vorbei!
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