Der Rennkalender für 2014 bietet aktuell reichlich Platz für Spekulationen: 22 Rennen könnten es werden, Fahrer und Teams sprechen sich aber für maximal 20 aus
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Die Überlegungen über eine Erweiterung des Rennkalenders in der Formel 1 auf über 20 Rennen pro Saison stehen schon länger im Raum. Und tatsächlich wird die Frage mit Blick auf das kommende Jahr langsam aber sicher konkreter. Bereits in dieser Saison stehen 19 Rennen auf dem Plan. Für 2014 werden die neuen Grands Prix in Sotschi und wohl auch New Jersey erwartet, zudem wurde kürzlich überraschend das Formel-1-Comeback nach Spielberg angekündigt. Das wären insgesamt 22 Rennen. Teams und Fahrer sind sich jedoch weitestgehend einig, das 20 Rennen genügen.
"Ich denke, das reicht, 20 Rennen sind genug", meint Weltmeister Sebastian Vettel: "Für uns Fahrer ist es vielleicht möglich, hier oder da noch ein Rennen zu fahren. Aber speziell für die Teams ist es mit Blick auf die Logistik schon jetzt schwierig." Man sei schon so nur sehr wenige Wochenenden zuhause bei der Familie, gibt der Heppenheimer zu bedenken. Die Ausweitung des Rennkalenders müssen irgendwann ein Ende haben: "Vor fünf oder zehn Jahren waren es noch 16 Rennen, da sind es jetzt schon einige mehr. Ich denke, mehr als 20 Rennen wären nicht gut für die Teams."
Mercedes-Pilot Lewis Hamilton sieht die Sache ähnlich: "Ich liebe das Rennfahren. Ich könnte es jedes Wochenende tun, wenn ich müsste. Es ist aber schwierig für die Jungs in der Garage und die Leute zuhause im Werk. Sie stehen ständig unter Strom." Besonders das vielen Reisen sei extrem anstrengend, so der Mercedes-Pilot. "Ich bin mir sicher: Wenn ich in die Box gehen und meine Jungs fragen würde, ob sie gern mehr Rennen bestreiten würden, sie würden es bejahen. Sie würden aber sicher auch ihre Familien vermissen", ahnt der Brite.
Grenze zur Rotation
Sein Teamchef Ross Brawn bestätigt die Befürchtungen Hamiltons: "Ich denke, 20 Rennen stellen die Teams vor eine ziemliche Herausforderung. Wir kommen da an eine Grenze, ab der wir darüber nachdenken müssen, dass die Leute vielleicht eine Rotation durchführen." Das Problem dabei sieht Brawn aber in der eigentlich notwendigen engen Zusammenarbeit zwischen Ingenieuren und Fahrern. "Nur fünf oder zehn Prozent mehr, und es wird schwierig, all dies auf die Reihe zu kriegen. 20 scheint mir ein vernünftiges Limit zu sein", so der Brite.
Lotus-Pilot Romain Grosjean hält den aktuellen Rennkalender ebenfalls für voll genug: "20 ist eine ganz gute Zahl. Ich hätte nichts gegen ein paar Testfahrten mehr, aber 20 Rennen sind in Ordnung." Seine gewünschten Testfahrten wird der Franzose im Winter bekommen. Zwei viertätige Veranstaltungen sollen demnach im Januar und Februar vor der kommenden Saison im mittleren Osten stattfinden. Als heißester Kandidat für die Austragung gilt derzeit Katar.
Strecken in der Hinterhand
Zu den Streichkandidaten für die neuen geplanten Rennen in Russland, den USA und Österreich zählen derzeit am ehesten Indien und Südkorea. Vor allem letzteres dürfte spätestens 2014 rausfallen, da Formel-1-Boss Bernie Ecclestone noch immer auf die fälligen Gebühren für dieses Jahr sowie auf Restzahlungen von 2012 wartet. Indien steht ebenfalls auf der Kippe, wobei Vicky Chandhok, der Vorsitzende des indischen Motorsportverbands sich auf den laufenden Vertrag beruft: "Wenn der Grand Prix 2014 aus dem Kalender gestrichen wird, dann wird das Rennen halt 2015 und 2016 ausgetragen."
Martin Whitmarsh vertraut indes voll und ganz auf das Verhandlungsgeschick Ecclestones: "Ich finde, es ist keine schlechte Idee, wenn man im Hintergrund noch einige Rennen zur Reserve hat. Ich kann Bernie verstehen und unterstütze ihn. Die Formel 1 braucht einige neue Länder." Ecclestone sei bisher ziemlich gut darin gewesen, alles zu organisieren. Doch auch der McLaren-Teamchef kommt zum gleichen Schluss wie seine Kollegen: "22 Rennen wären für die Teams sicher sehr hart."