FRIC könnte halbe Sekunde Unterschied bedeuten

, 13.07.2014

Wird FRIC bereits in Hockenheim verboten oder nicht? Force India würde sich in jedem Fall der Mehrheit beugen, rechnet aber mit signifikanten Unterschieden

Der Begriff FRIC (Front-and-Rear-Interconnected) ist derzeit in aller Munde. Er beschreibt eine hydraulische Verbindung zwischen Vorder- und Hinterradaufhängung, deren Legalität kürzlich von der FIA angezweifelt worden ist. Bereits am kommenden Wochenende soll das System, das jedes Auto in irgendeiner Form besitzt, verboten werden, sollte sich auch nur ein Team gegen eine Vertagung der Thematik auf 2015 aussprechen.

Die Machtverhältnisse in der Königsklasse könnten sich dadurch einmal mehr zur Saisonmitte verschieben, schließlich sind die FRIC-Systeme der zehn Teams unterschiedlich komplex und tragen auch verschieden viel zum Aerodynamikkonzept des Autos bei. Otmar Szafnauer, Betriebsdirektor bei Force India, tritt der Situation entspannt entgegen: "Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Wenn wir es benutzen dürfen, werden wir es tun. Und wenn nicht, dann können wir unseres abmontieren", erklärt er gegenüber 'Sky Sports F1'.

"Ich denke, der Sport braucht vor allem Klarheit", räumt Szafnauer allerdings ein. "Solange wir die Regeln kennen, wird ihnen auch jeder folgen, und dann fahren wir weiter Rennen." Sollte die FIA das FRIC-System tatsächlich bereits in Hockenheim verbieten, erwartet der 49-Jährige klar spürbare Konsequenzen: "Es kann einen signifikanten Unterschied machen. Es könnte eine halbe Sekunde pro Runde bedeuten, vielleicht sogar noch mehr."

Blick auf die Konkurrenz

Das hänge letztlich davon ab, ob ein Rennstall sein ganzes Auto um das FRIC-System herum konzipiert hat oder nicht. "Wenn dem so ist, kann der Unterschied groß sein. Das wird von Team zu Team variieren. Es kommt darauf an, wie schnell du es entwickelt hast, und wie sehr es involviert war. Für manche Teams wird es schlimmer als für andere, das System abzubauen", orakelt Szafnauer.

Force India werde sich in jedem Fall der Mehrheit beugen, stellt der Rumäne klar. "Wenn jeder es abnimmt, dann machen wir das auch." Wenn nicht, rechnet Szafnauer mit einer Performance-Steigerung seines Teams beim deutschen Grand Prix, schließlich habe man beim Test in Silverstone gewisse Fortschritte erzielen können. Auf die Frage, ob Force India offiziell protestieren würde, sollte ein Team in Hockenheim mit FRIC fahren, entgegnet Szafnauer lässig: "Hängt davon ab, ob wir es benutzen oder nicht."

Seit 2008 gibt es die hydraulische Vernetzung bereits - woher kommt also die plötzliche Dringlichkeit, das System infrage zu stellen? Ex-Formel-1-Pilot Bruno Senna, der in diesem Jahr in der neuen Formel E an den Start gehen wird, glaubt, die Antwort zu kennen: "Ich denke, fast jeder würde die Hackordnung gern ein bisschen in Bewegung sehen. Solche Diskussionen starten immer in der Mitte der Saison - was legal ist, und was nicht."

Verschwörung oder nur zu extrem entwickelt?

Eine Ursache könne aber auch die Formel-1-typische Entwicklung am Limit sein, so der Neffe von Rennlegende Ayrton Senna: "Die Leute reizen das Reglement immer komplett aus. Vorher wurde es vielleicht nicht als kritische Komponente angesehen, aber nun wird es plötzlich so wahrgenommen. Viele Teams haben das System bereits seit Jahren, also versucht nun einer, an der Hackordnung zu rütteln." An eine Verschwörung glaubt der Brasilianer jedoch nicht.

Dem stimmt auch Szafnauer zu: "Ich denke - wie Bruno schon sagte -, wenn du etwas so radikal weiterentwickelst, kommst du womöglich irgendwann an einen Punkt, den du vielleicht gar nicht auf dem Zettel hattest. Dann schaut sich die FIA das eben an. Wir hatten das bereits in der Vergangenheit, sei es der F-Schacht oder der angeblasene Unterboden." Ebenso verweist der Force-India-Betriebsdirektor auf die Saison 2013, als nach dem Rennen in Silverstone die Reifen verändert wurden, was auch die Kräfteverhältnisse verschoben hat. "Man lernt eben dazu, ändert etwas und lebt dann damit."

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