Fry: "Jetzt ist alles in Butter"

, 04.08.2012

Der Ferrari-Technikdirektor spricht über kräftezehrende Monate, die lang ersehnte Auszeit und die Schwierigkeit, im Familienleben nicht an den Job zu denken

Es gibt sicher schönere Präsente, um den Ferrari-Technikchef in die Sommerpause zu schicken als die Aussagen, die Fernando Alonso nach dem Ungarn-Grand-Prix traf: Der Spanier forderte dringend neue Teile für den F2012, sprach von einem Entwicklungsstillstand seit dem Rennen in Barcelona und äußerte die Befürchtung, ohne die richtigen Schritte den Anschluss zu verlieren. Im Interview spricht Pat Fry darüber, wie er und sein Team in Maranello Alonsos Wünschen gerecht werden wollen.

Frage: "Pat, elf Rennen sind vorbei und es ist Zeit, zurückzuschauen. Wie schätzt du die erste Hälfte der Saison ein?"

Pat Frey: "Offensichtlich lagen wir am Anfang, nach den Wintertests, ein Stück zurück. Wir haben in dieser Phase gelernt und uns dieses Wissen später zunutze gemacht. In den ersten Rennen hatten wir Schwierigkeiten. Ich erinnere mich an Melbourne, wo wir rund zwei Sekunden hinter der Spitze hergefahren sind."

Probleme haben Ferrari stärker gemacht

"Dann haben wir einen riesigen Aufwand betrieben, im Windkanal, in der Produktion und in der Design-Abteilung. Die gesamte Arbeitskraft war eine Reaktion auf die Herausforderung, die uns bevorstand. Meiner Meinung nach haben wir einen Großteil der übrigen Teams überholt, was die Entwicklung im Saisonverlauf angeht. Wir sind gut genesen, aber es ist noch immer ein langer Weg, der uns bevorsteht."

Frage: "In Budapest hat Fernando von einer Entwicklungslücke in den vergangenen Rennen gesprochen. Kannst du dazu etwas Genaues sagen?"

Fry: "Es stimmt, dass wir einige Teile hatten, die nicht so funktioniert haben, wie wir uns das versprochen hatten. Es ist immer möglich, das solche Dinge passieren, wenn man diesen Job macht. Das Positive ist: Wir haben das Problem verstanden und jetzt ist alles in Butter. So können wir die Erfahrung nutzen und nach vorne blicken, anstatt verwirrt zu sein. Wir wissen genau, welche Richtung wir einschlagen müssen und haben schon mit der Arbeit begonnen."

Neue Teile für Singapur schon in der Mache

Frage: "Sind die Probleme also bald gelöst?"

Fry: "Ja. Wenn jemand versucht, das Limit zu finden, wird er definitiv mit Problemen konfrontiert werden. Jetzt verstehen wir die Situation gut. Wir müssen also nur die Gesichtspunkte, nach denen wir entwickeln, verändern und weiter Druck machen."

Frage: "Es gibt keine Rennen im August. Was passiert also bis zum Rennen in Spa-Francorchamps?"

Fry: "Wir waren in dieser Woche alle hier (in Maranello, Anm. d. Red.) und haben versucht, so viel wie möglich zu machen. Wir haben einige kleine Teile für Spa im Windkanal entwickelt, uns dazu anderen Updates für Singapur gewidmet. Es war eine anstrengende Woche, aber jetzt haben wir zwei Wochen Ferien und werden sicher gestärkt zurückkommen - und nach der Pause alles geben."

Frage: "Was machst du persönlich in der Pause?"

Fry: "Ich fahre zurück nach England und verbringe Zeit mit meiner Familie. Es wird sicher schön, mehr als zwei Tage hintereinander mit meinen zwei Kindern zu verbringen."

Viel Aufwand für Monza-Heimspiel

Frage: "Schaffst du es, abzuschalten? Nicht an die Formel 1 zu denken? Oder bleibt die Arbeit immer im Hinterkopf?"

Fry: "Ich versuche mein Bestes, wenn es darum geht, nicht an die Formel 1 zu denken. Ich konzentriere mich darauf, die Zeit mit meiner Familie zu verbringen."

Frage: "Gelingt es dir, die Batterien wiederaufzuladen?"

Fry: "Auf jeden Fall. Die vergangenen vier oder fünf Monate waren hart für uns alle bei der Scuderia. Es ist also der richtige Zeitpunkt für eine Pause, in der sich jeder erholen kann - damit wir bis zum Saisonende so intensiv weiterarbeiten können wie zuvor."

Frage: "Weiter geht es in Spa-Francorchamps und in Monza - zwei Strecken, die sehr unterschiedlich zu denen zuvor sind. Wie siehst du die Situation in diesen zwei Rennen?"

Fry: "Wir haben einige interessante Neuerungen, die wir in Spa vorstellen werden. Es ist eine Strecke, die aus aerodynamischer Sicht sehr speziell ist. Genau wie Monza. Wir werden tatsächlich ein Aerodynamik- und Motorenpaket haben, dass speziell für den Kurs in Italien angepasst ist. Wir haben viel Arbeit investiert, aber es liegt auch noch viel vor uns. Wir müssen den Druck beibehalten."

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