Fry über Ferrari-Krise: "Uns fehlte der Mut"

, 17.08.2012

Technikchef Pat Fry erklärt, warum Ferrari vor dem Saisonstart strauchelte und wieso die Krise indirekt für den aktuellen Erfolg verantwortlich ist

Die Ferrari-Umstrukturierungen schienen gescheitert, die Durchhalteparolen klangen schon wie das letzte Aufbäumen der aktuellen Entscheidungsträger gegen den Niedergang. Bei den Testfahrten und beim Saisonstart 2012 präsentierte sich die erfolgsverwöhnte "Scuderia" in desolatem Zustand - inzwischen wurden die Probleme aber auf wundersame Art und Weise gelöst, und Fernando Alonso führt in der WM-Wertung.

Doch wie konnte Ferrari zu Saisonstart derart tief in die Krise schlittern, zumal Teamchef Stefano Domenicali im Vergleich zum Jahr davor auf Ankündigungen auch Taten folgen ließ und im Frühjahr 2012 ein runderneuertes Team präsentierte? "Wenn man ein Unternehmen entwickelt oder ändert, dann muss man sehr vorsichtig sein", versucht sich Technikchef Pat Fry, der im Frühjahr 2011 den glücklosen Aldo Costa ersetzte, gegenüber 'Autosport' in einem Erklärungsversuch.

Glücksfall Krise?

"Man muss die Dinge auf eine logische Art und Weise durchführen - die Leute müssen daran glauben, damit sich das Unternehmen vorwärts bewegt", spielt er darauf an, dass Überzeugungsarbeit Zeit braucht. "Wir hatten viele Hausaufgaben gemacht und wussten, was noch zu tun war, aber wir waren einfach nicht mutig genug, um den letzten Schritt zu machen und alles zu ändern."

Insofern hatte die Krise durchaus ihre positiven Auswirkungen, da sie die Entscheidungsträger zu einer kompromissloseren Herangehensweise ermutigte, bestätigt Fry: "Dafür sorgte im Endeffekt der Weckruf im frühen Februar."

Die mageren Jahre

Nach den glorreichen Schumacher-Jahren mit zahlreichen WM-Titeln hatte Ferrari die neuesten Entwicklungen in der Formel 1 verpasst: Während andere Teams ihre Fabriken wegen des Testverbots mit Simulationseinrichtungen aufrüsteten, ruhte sich die erfolgsverwöhnte Ferrari-Truppe auf den Lorbeeren vergangener Zeiten aus. Das beweisen auch die Korrelationsprobleme mit dem Windkanal, unter denen man im Vorjahr litt.

Das einstige Kapital der Teststrecke in Maranello war wertlos geworden. Und mit dem Auseinanderbrechen der einstigen Erfolgstruppe rund um Jean Todt, Ross Brawn und Rory Byrne musste man auch noch einen personellen Aderlass verkraften.

Ferrari erntet jetzt die Lorbeeren

Doch inzwischen hat man die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt. Der langjährige McLaren-Mann Fry bringt viel Know-how vom Team mit der wissenschaftlichsten Herangehensweise im Fahrerlager ein - der Simulator in Woking gilt seit mehr als einem Jahrzehnt in der Formel 1 als Klassenprimus.

Fry glaubt aber, dass man in Maranello jetzt die Lorbeeren des Umbaus ernten wird: "Die Bemühungen und die Leidenschaft in der Fabrik sind unglaublich - jetzt geht es darum, das alles ineinandergreift und funktioniert. Jetzt machen wir große Schritte und verbessern uns. Und die Ergebnisse zeigen, wozu diese Leute fähig sind."

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