"Gänse würden wohl kaum für Weihnachten stimmen"

, 04.02.2014

Bernie Ecclestone möchte doppelte Punkte bei den letzten drei Saisonrennen - Wegen Vorteilen gegenüber Renault scheint ein Veto der Konkurrez jedoch wahrscheinlich

Auch weiterhin hält sich das Thema der Punkteverdoppelung beim Saisonfinale 2014 in Abu Dhabi hartnäckig in den Schlagzeilen. Demnach werden einzig und allein in Abu Dhabi 50 Punkte für einen Sieg vergeben. Kurios: Der dritte Platz im letzten Rennen wird dadurch fünf Zähler mehr bedeuten als jeder andere Grand-Prix-Sieg zuvor. Als wäre das nicht schon genug, will Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone nun auch noch doppelte Punkte in den letzten drei Rennen. Darüber informierte er die Teams vergangene Woche per Brief.

Zumindest in diesem Jahr dürfte der Vorschlag des 83-Jährigen jedoch noch keine Verwirklichung finden. Schließlich ist das Reglement 2014 beschlossene Sache und kann nur verändert werden, wenn alle Teams dafür stimmen. Und hier ist der Haken. Nach dem desolaten Testauftakt für die Renault-befeuerten Teams - vor allem für Titelverteidiger Red Bull - wäre es durchaus denkbar, dass das Weltmeisterteam mit Rückstand auf die Konkurrenz in die Saison starten wird.

Somit ist es relativ unwahrscheinlich, dass die Teams mit Mercedes- und Ferrari-Antriebseinheiten für eine stärkere Gewichtung des Saisonendes stimmen. Schließlich wäre eine Wiedererstarkung der Renault-Konkurrenten über die Saison hinweg vorstellbar. Sollte beispielsweise Red Bull - wie schon so oft - am Ende des Jahres das schnellste Auto im Feld haben, hätten die Österreicher die Chance, in Austin, Sao Paulo und Abu Dhabi in Summe maximal 204 Punkte zu holen - und könnten den Spieß somit möglicherweise umdrehen. Zur Verdeutlichung der Relationen: Ende 2013 hatte Vizeweltmeister Mercedes nach 19 Rennen 360 Zähler auf dem Konto.

Die potenziellen Vorteile gegenüber den Teams mit Renault-Motoren - immerhin vier Rennställe (Red Bull, Lotus, Toro Rosso, Caterham) - wird sich die Konkurrenz sicherlich nicht zunichtemachen wollen. Diese Vermutung bestätigt ein anonymer Mitarbeiter in gehobener Position eines der Mercedes-Kundenteams gegenüber 'James Allen on F1': "Gänse würden wohl kaum für Weihnachten stimmen." Entweder bei McLaren, Williams oder Force India ist man sich seiner möglichen Vorteile also ganz offensichtlich bewusst.

Umgekehrt scheint aus diesem Grund auch die Chance dahin, die doppelten Punkte in Abu Dhabi vielleicht noch abzuwenden. Schließlich gilt auch hier: Alle Teams müssten bei einem derartigen Vorschlag zustimmen. Das werden aber wiederum jene Teams mit Renault-Motoren voraussichtlich nicht machen, um ihre etwaigen Chancen beim Saisonfinale nicht zu verspielen.

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff hatte während der Testfahrten in Jerez bereits eingeräumt, die Formel 1 solle die harsche Kritik der Fans an der Doppel-Punkte-Regelung besser nicht unter den Tisch kehren, sondern sich mit den wütenden Reaktionen auseinandersetzen. Auch die "Silbernen" aus Brackley dürften um ihren potenziellen Startvorteil wissen. 2014 wird also voraussichtlich nur das Saisonfinale doppelt belohnt werden; was ab 2015 passiert, steht noch in den Sternen.

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