Gegner kapitulieren vor Red Bull: Selbst mit GP2-Motor voran?

, 17.11.2013

Geteiltes Leid ist halbes Leid: Lewis Hamilton wettet, dass Vettel wieder überlegen gewinnen wird, und laut Fernando Alonso würde er das sogar mit GP2-Motor tun

Bereits seit sieben Rennen ist Sebastian Vettel ungeschlagen, und in zwei der letzten drei Rennen feierte Red Bull sogar einen Doppelsieg. Die heutige Performance von Vettel/Webber im Qualifying zum Grand Prix der USA in Austin war für die Konkurrenz noch einmal eine Demütigung: 0,817 Sekunden brummte Vettel dem ersten Red-Bull-Verfolger, Romain Grosjean im Lotus, auf - und mit Ausnahme von Nico Hülkenberg (Sauber) hatten alle anderen sogar mehr als eine Sekunde Rückstand.

"Tatsache ist, dass Red Bull momentan eine Sekunde vorne liegt", seufzt Ferrari-Pilot Fernando Alonso, heute mit 1,038 Sekunden Rückstand Sechster. "Sie könnten jeden beliebigen Auspuff oder sogar einen GP2-Motor einbauen und wären trotzdem noch auf Pole-Position." Lewis Hamilton (5./+1,007) bietet den Journalisten sogar Wetten an, dass Vettel mit mindestens einer halben Minute Vorsprung gewinnen wird, und ist fest davon überzeugt, dass "nur ein Wunder" einen Vettel-Sieg verhindern kann.

"Vettel hat die letzten paar Rennen mit 30 Sekunden Vorsprung gewonnen. Er steht auf Pole und wird morgen wieder mit 30, 40, 50 Sekunden Vorsprung gewinnen", prophezeit der Mercedes-Fahrer und witzelt mit eher bedrückter Miene: "Wir können gern wetten, wenn ihr wollt!" Auch Alonso wirkt frustriert, wenn er sagt: "Wir können gegen den Strom schwimmen, aber so sehr wir uns auch bemühen, wir erreichen nie den Punkt, an dem wir sein wollen."

Hamilton von Ausmaß der Überlegenheit überrascht

Die besonders überragende Red-Bull-Performance in Austin ist laut Hamilton "eine große Überraschung für uns alle. Sie haben schon lange einen Vorteil, aber auf manchen Strecken sind wir im gleichen Fenster. Sie sind überall schnell, immer. In Indien war ihr Vorsprung enorm, aber in Abu Dhabi hat im Qualifying nicht viel gefehlt. Im Rennen waren sie wieder eine eigene Liga. Und heute eine Sekunde Abstand..."

Zumindest glaubt er zu wissen, woran es liegt: "Es sind die Reifen", vermutet Hamilton. "Ich frage unsere Jungs, was uns fehlt, denn die machen mit den Reifen definitiv irgendetwas anders, sodass sie viel mehr Grip haben. Wir sollten rein vom Speed des Autos her bis auf eine halbe Sekunde dran sein, aber heute haben sie ihre Reifen in einem bestimmten Fenster zum Arbeiten bekommen und wir nicht. Das bedeutet dann, dass du einfach keinen Grip hast."

Hamilton: Darum hat Vettel leichtes Spiel

Vettel habe umgekehrt leichtes Spiel, findet der Weltmeister von 2008: "Wenn du so überlegen bist, kannst du es dir leisten, durch die Gegend zu bummeln. Du steckst nicht im Verkehr und hast niemanden vor dir, wenn du aus der Box kommst. Dann ist es wirklich leicht." Als Beispiel nennt er den Formel-1-Premierensieg von Teamkollege Nico Rosberg in China 2012, als dieser mit 20,626 Sekunden Vorsprung auf Jenson Button gewann. Plötzlich schien für Rosberg das Siegen ganz leicht.

"Da war er auf und davon. Jedes Mal, wenn er aus der Box kam, hatte er freie Fahrt und war ziemlich deutlich voran", sagt er mit Blick zum Teamkollegen, der zustimmend nickt. Und weiter: "Wenn du so einen Vorsprung im Rücken hast, kannst du dir auch Fehler erlauben. Du machst aber keine, weil du gar nicht ans Limit gehen musst, sondern du kannst das Rennen kontrollieren und hast mehr Zeit, über alles nachzudenken. Es ist eine ganz andere Position, als im Mittelfeld zu kämpfen."

"Ich glaube nicht, dass ich jemals 30 Sekunden Vorsprung hatte. Ich erinnere mich, dass ich in der Formel 3 mal mit 19 Sekunden Vorsprung gewonnen habe. In der Formel 1 waren es immer fünf oder maximal zehn Sekunden", meint Hamilton - und liegt damit nicht ganz richtig: Bei seiner Galavorstellung im Regen von Silverstone 2008 hatte er sogar über eine Minute Vorsprung auf Nick Heidfeld; ansonsten konnte er sich bei seinen insgesamt 22 Siegen aber in der Tat nie mehr als 15 Sekunden vom Zweitplatzierten absetzen.

Für Alonso geht es nur noch gegen Mercedes

Vettel hingegen hatte schon achtmal mehr als 15 Sekunden Vorsprung, dreimal sogar rund eine halbe Minute - in Singapur, Indien und Abu Dhabi dieses Jahres. Auch Alonso kennt das Gefühl, so überlegen zu sein: Gleich neunmal hatte er mehr als 15 Sekunden Vorsprung, und bei 15 seiner 32 Siege waren es immerhin noch mehr als zehn. Aber heute in Texas geht es für den Ferrari-Piloten nur darum, von den elf Punkten Vorsprung zu knabbern, die Mercedes in der Konstrukteurs-WM auf die Scuderia hat.

"Unser Ziel für diese beiden Rennen ist, Mercedes in der Konstrukteurs-WM zu schlagen", sagt er. "Heute ist Nico 13. und Felipe 14., Hamilton ist Fünfter und ich Sechster. Wir sind zumindest in einer Position, von der aus wir versuchen können, sie zu schlagen." Das sieht Hamilton nicht anders: "Wir wollen die Ferraris schlagen und wir glauben, dass wir das schaffen können. Wir haben bessere Arbeit geleistet als Ferrari, als Team, und wir müssen versuchen, das jetzt noch zwei Rennen fortzusetzen."

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