Romain Grosjean überzeugte in Budapest mit schnellen Runden, fing sich aber auch zwei Strafen ein - Wie sicher sitzt der Franzose bei Lotus im Boot?
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Lotus-Pilot Romain Grosjean überzeugte am Ungarn-Wochenende sowohl mit Tempo - Startplatz drei - als auch mit Kampfgeist - Überholmanöver gegen Felipe Massa auf der Außenbahn von Kurve vier - und stand nach 70 Rennrunden als Sechster dennoch mit (fast) leeren Händen da.
Weil ihm die Rennkommissare für das Manöver gegen Massa eine Durchfahrtsstrafe aufbrummten, spielte Grosjean bei der Vergabe der Podestränge keine Rolle mehr. Die Strafe erhielt er, weil er die Strecke mit allen vier Rädern verlassen hatte. Nach seiner Fahrt auf Startplatz drei am Samstag hatte sich der in Genf geborene Franzose insgeheim Chancen auf seinen ersten Grand-Prix-Sieg, zumindest aber einen Platz auf dem Podium, ausgerechnet.
"Aus meiner Sicht habe ich gut überholt und war auf der weißen Linie, welche zur Strecke gehört", argumentierte Grosjean am Sonntag im Hinblick auf die Szene mit Massa und war bemüht, eine andere, für Diskussionen sorgende Szene ins rechte Licht zu rücken. "Ich hatte die Strecke breiter eingeschätzt", so der Kommentar des Lotus-Piloten im Hinblick auf die leichte Kollision mit McLaren-Pilot Jenson Button bei der Anfahrt zur Schikane in Runde 24.
Eine im Nachgang des Rennens ausgesprochene 20-Sekunden-Zeitstrafe für die Kollision mit Button änderte letztlich nichts an Grosjeans sechstem Platz. So bleibt dem Franzosen nach seinem 29. Rennen für Lotus (beim Grand Prix von Italien 2012 musste er aussetzen) nur die Erkenntnis: "Ich habe alles gegeben."
Ungeachtet des nicht optimal verlaufenen Sonntags auf dem Hungaroring ist man im Team mit Grosjeans Leistungen zufrieden. "Mir tut es für Romain wirklich leid, der wohl für ein fantastisches Manöver an Felipe Massa eine sehr harte Strafe kassierte. Ja, er fuhr neben die Strecke, aber er hätte nirgendwo sonst fahren können. Das erschien mir guter Rennsport zu sein", bedauert Alan Permane, bei Lotus der Leitende Ingenieur an der Strecke, die Durchfahrtsstrafe.
"Die beiden zurückliegenden Rennen ist er sehr, sehr gut gefahren - nicht nur hier, auf dem Nürburgring genauso", sagt Permane. "Er ist sowohl im Auto als auch außerhalb ein anderer Typ. Er ist ruhig, entspannt, er macht sich keine Sorgen. Er fährt im Qualifying und im Rennen gut. Wenn er so für den Rest der Saison weitermacht, ist das hervorragend", meint der Lotus-Ingenieur in Bezug auf den Nummer-zwei-Fahrer des Teams, der als Achter der Gesamtwertung in die Sommerpause geht.
Lotus-Cockpit in Gefahr?
In Reihen der Konkurrenz ist die Sichtweise eine etwas andere. "Romain hat sich nur auf mich konzentriert. Vielleicht hat er vergessen, dass 24 Autos fahren", so Ferrari-Pilot Fernando Alonsos Rückschau auf den Start zum Grand Prix von Ungarn. Im Hinblick auf das Einschreiten der Rennkommissare hält der Spanier fest: "Ich war glücklich darüber, dass er wegen der Aktion mit Jenson eine Strafe bekommen hat, um seine Aggression zu zügeln."
Während Grosjean nach zehn Rennen der laufenden Saison mit zwei Podestplätzen und 49 gesammelten WM-Punkten auf Rang acht der Gesamtwertung notiert wird, ist Teamkollege Kimi Räikkönen nach seinem sechsten Podestplatz der Saison Zweiter und damit erster Verfolger von WM-Spitzenreiter Sebastian Vettel (Red Bull).
Kommt es bei den Schwarz-Goldenen aus Enstone unter Umständen nun doch zu einem überraschenden Fahrerwechsel? Das Management von Nico Hülkenberg jedenfalls wurde in Ungarn bei Lotus gesichtet. Der gegenwärtig bei Sauber unter Vertrag stehende Deutsche hatte erst kürzlich beteuert, dass er die Saison 2013 "sehr sicher" in Hinwil beende werde.