Timo Glock spricht erstmals über seine Trennung von Marussia: Die fehlende Aussicht auf den großen Schritt nach vorne erleichterte den Abschied
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Nachdem am vergangenen Sonntag die ersten Meldungen durchsickerten, platzte am Montag die Bombe: Marussia und Timo Glock gaben ihre Trennung bekannt. Das Team kaufte den 30-Jährigen aus seinem gültigen Vertrag heraus, um ihn durch einen Paydriver zu ersetzen. Nach 91 Grands Prix ist das Thema Formel 1 für den Deutschen erst einmal erledigt. Nun spricht Glock erstmals über die Gründe für die Vertragsauflösung und erklärt dabei, dass ihm schon nach dem Saisonfinale Böses schwante.
"Nach dem letzten Rennen in Brasilien hatte ich Bauchschmerzen, weil wir eigentlich fest damit gerechnet hatten, den zehnten Platz halten zu können", sagt Glock im Interview mit "speed-academy.de'. Damals sah es im Rennen lange danach aus, als würde Marussia dieses Ziel erreichen. Glock lag auf Kurs zu Platz zehn, ehe er nach einer Kollision mit Jean-Eric Vergne (Toro Rosso) zurückfiel. "Mein damaliger Teamkollege hatte das zwar noch in der Hand, aber leider hat er es - wieso auch immer - auch nicht umsetzten können."
Mit einem elften Platz sicherte Witali Petrow Caterham den wichtigen zehnten Platz in der Konstrukteurswertung. Damit entgehen Marussia wichtige Millionen aus den TV-Geldern. "Das war dann schon ein Punkt, an dem ich mir Gedanken gemacht habe und damit begonnen habe, mich mit dem Thema zu befassen", sagt Glock. Da Marussia zudem als bisher einziges Team kein kommerzielles Abkommen mit Bernie Ecclestone geschlossen hat, muss die Saison 2013 vollständig aus Sponsorengeldern finanziert werden.
Kein Geld - keine Fortschritte
Glocks Fahrergehalt kann sich der russisch-britische Rennstall daher nicht mehr leisten, weshalb das Team das Gespräch mit dem Deutschen suchte: "Das Team kam auf mich zu und hat mir ganz klar und offen die Situation geschildert", so Glock. Gemeinsam habe man die Situation analysiert und sei verschiedene Möglichkeiten durchgegangen. "Ich habe dann gemerkt, dass die wirtschaftliche Situation momentan für das Team schwierig ist und es dadurch auch schwierig sein wird, den erhofften Schritt nach vorne zu machen", erklärt Glock.
Die Basis sei zwar gelegt und das neue Auto ein Schritt nach vorne, doch eine deutliche Steigerung von Marussia hält Glock in der Saison 2013 für unwahrscheinlich: "Ich glaube, dadurch, dass wir den zehnten Platz verpasst haben, wird der ganz große Schritt ausbleiben." Im Klartext: Anstatt Caterham anzugreifen, wird Marussia nach dem Rückzug von HRT in dieser Saison vermutlich das Schlusslicht im Starterfeld der Formel 1 sein. Für Glock keine sonderlich reizvolle Aussicht: "Und und deshalb habe ich mir Gedanken über meine Zukunft gemacht."
Vertragsauflösung aus Rücksicht aufs Team
Diese Gedanken führten schnell zu einem Ergebnis: Glock stimmte der Vertragsauflösung zu und wurde nach Testfahrten Mitte der Woche in Valencia am Freitag als DTM-Pilot von BMW bestätigt. Gedanken an eine mögliche Rückkehr in die Formel 1 verschwendet der 30-Jährige momentan nicht. "Ich bin da immer offen, aber im Moment konzentriere ich mich voll und ganz auf das BMW-Engagement und denke nicht daran, was 2014 oder 2015 passieren könnte", so Glock.
Nach drei Jahren Aufbauarbeit bei Marussia (2010 war das Team unter dem Namen Virgin in die Formel 1 eingestiegen) fiel Glock der Abschied nicht leicht: "Mir hängt da zu viel Herzblut drin. Ich war einer der Ersten, der beim Team dabei war, ich bin von Anfang an mitgegangen." Letztlich habe er aber auch mit Rücksicht auf seine bisherigen Kollegen der Vertragsauflösung zugestimmt, "weil ich weiß, dass es dem Team deutlich schlechter ginge, wenn ich dort geblieben wäre."