Fernando Alonso verpasst Honda ausgerechnet beim Heimspiel in Suzuka einen verbalen Tiefschlag - Die Fassade der angeblich heilen McLaren-Honda-Welt bröckelt
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In der Öffentlichkeit spielen McLaren und Honda gerne die heile Familie. "Wir glauben an das Projekt", heißt es da bereits seit Wochen und Monaten, obwohl das Team aus Woking in diesem Jahr meistens hoffnungslos hinterherfährt. Um Siege wolle man schon bald kämpfen, motiviert sei man nach wie vor. Ausgerechnet beim Honda-Heimspiel in Suzuka bekommt diese Fassade nun allerdings (wieder einmal) Risse - und die lassen sich auch nachträglich nicht so leicht wegdiskutieren.
"Ich werde auf der Geraden wie ein GP2-Auto überholt! Das ist peinlich, sehr peinlich", schreit Fernando Alonso in den Funk, als er zu Beginn des Rennens zunächst von Carlos Sainz und eine Runde später auch noch von Marcus Ericsson überholt wird. Einige Zeit später wiederholt sich das Szenario, als Max Verstappen vorbeigeht. Alonso platzt endgültig der Kragen. "GP2-Motor! GP2!", brüllt der genervte Spanier in den Funk.
Sportlich sind die Plätze elf und 16 für Alonso und seinen Teamkollegen Jenson Button sicher zu verschmerzen, schließlich ist man bei McLaren-Honda mittlerweile an solche Platzierungen gewöhnt. Aus PR-Sicht ist das Rennen in Suzuka allerdings ein totales Desaster. Durch Alonsos Wutausbruch ist endgültig klar geworden, dass bei McLaren-Honda eben nicht die heile Welt herrscht, die nach außen hin immer propagiert wird.
McLaren-Honda auf der Strecke chancenlos
Kurios: Noch in Singapur stellte sich das Team demonstrativ vor Honda und Motorenchef Yasuhisa Arai und forderte die Presse auf, die Japaner aus der Schusslinie zu nehmen. Mit Alonso sorgt nun ausgerechnet ein eigener Fahrer dafür, dass Honda zwangsläufig doch wieder in den Mittelpunkt der Kritik rückt - und das ausgerechnet beim Heimspiel in Suzuka.
"Ich stehe schon unter Druck", hatte Arai am Freitag noch mit einem Lachen erklärt, als er auf die zahlreichen Honda-Mitarbeiter und Fans angesprochen wurde, die sich das Heimspiel an diesem Wochenende ansehen. Das Lachen dürfte Arai vergangen sein. Zumal zu allem Überfluss auch noch Honda-CEO Takahiro Hachigo persönlich an der Strecke war - und dem dürfte gar nicht gefallen haben, was er da gehört und auch gesehen hat.
Denn auch wenn man Alonsos Kritik aus PR-Sicht sicher schnell als unprofessionell abstempeln könnte - ganz unrecht hat der Spanier mit seinen Aussagen nicht. Höhe- beziehungsweise Tiefpunkt der peinlichen Suzuka-Schlappe: In Runde fünf wurde Teamkollege Button auf der Zielgeraden gleichzeitig von den Rookies Verstappen und Felipe Nasr überholt.
Wie lange spielen die Fahrer noch mit?
Da passt es auch ins Bild, dass Button angeblich keine Lust mehr hat, sich den ganzen Stress noch ein weiteres Jahr anzutun. Die Zukunft des Briten steht noch immer in den Sternen. "Jenson hat einen Vertrag über zwei Jahre mit McLaren. Das ist auch schon das Ende der Geschichte, es gibt zu viele Spekulationen", erklärte McLaren-Boss Ron Dennis noch vor dem Rennen bei 'Sky Sports F1'.
Ganz aus der Luft gegriffen dürften die Gerüchte allerdings nicht sein. Denn wenn selbst ein Fernando Alonso, der sich seinen Dreijahresvertrag bei McLaren fürstlich entlohnen lässt, keine Lust mehr hat, auf der Strecke das Opfer für diverse Rookies zu spielen, dann dürfte sich auch ein Jenson Button fragen, ob er es nötig hat, sich dieses Szenario noch ein weiteres Jahr anzutun.
Angesichts all dieser Vorfälle kann man Alonsos elften Platz in Suzuka beinahe noch als Erfolg werten. Vermutlich wird die PR-Abteilung des Teams nach dem Rennen auch genau das versuchen. Die frustrierten Aussagen von Alonso machen allerdings klar: Hinter den Kulissen brennt bei McLaren-Honda spätestens seit dem desaströsen Heimspiel der Baum - und vermutlich sogar bereits seit längerer Zeit.