Gribkowsky-Affäre: "Dann wird Bernie zurücktreten"

, 21.12.2012

Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo erwartet von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone im Falle einer Anklage konsequentes Handeln: "Im Interesse der Formel 1"

Die Formel 1 steht aufgrund eines juristischen Vorgangs womöglich vor einem enormen Umbruch. Dies meint Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo. Der Italiener erwartet von Promoter Bernie Ecclestone ein konsequentes Handeln, sollte der 82-jährige Brite wegen Bestechung im Zuge der sogenannten Gribkowsky-Affäre angeklagt werden. Klartext: Wird Ecclestone der Prozess gemacht, so ist seine Ära in der Formel 1 beendet, so Montezemolo.

"Ich hoffe für ihn und für die Formel 1, dass nichts weiter passiert. Aber wenn es zur Anklage kommt, dann wird Bernie der Erste sein, der im Interesse der Formel 1 zurücktritt", meint der Ferrari-Präsident. Montezemolo geht fest davon aus, dass Ecclestone entsprechende Konsequenzen ziehen wird, bevor für seinen geliebten Formel-1-Zirkus ein Schaden entsteht. Dies sehen nicht alle Beobachter so. Einige Ecclestone-Vertraute meinen, der Prozess und mögliche Konsequenzen seien dem Briten egal. Er habe nichts zu verlieren.

Bei der Staatsanwaltschaft München wird gegen den Formel-1-Boss wegen des Verdachtes der Bestechung ermittelt. Ecclestone soll dem ehemaligen BayernLB-Manager Gerhard Gribkoswky im Zuge eines Anteilsverkaufs 50 Millionen Dollar überwiesen haben. Der deutsche Bänker wurde bereits zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt, Ecclestone steht weiterhin im Fokus der Ermittler. Über eine etwaige Anklage soll in den kommenden Wochen entschieden werden.

Sollte es zu einem solchen Prozess kommen, hat Ecclestone sein berufliches Schicksal selbst in der Hand. Die Vermarktungsrechte der Königsklasse liegen zwar in den Händen des Investors CVC, aber die Manager des Finanzunternehmens können Ecclestones Vertrag nicht einfach kündigen. Man ist im Falle eines Falles auf jene Vernunft angewiesen, die Montezemolo vom Briten erwartet. Ecclestone kann seine Geschäften ruhen lassen oder aufgeben, er muss es aber nicht.

Die CVC-Manager haben bereits im Zuge des geplanten Börsengangs der Formel 1 mit der Suche nach einem möglichen Nachfolger für den langjährigen und allmächtigen Vermarkter begonnen. Headhunter erstellten eine Liste mit möglichen Kandidaten für die wichtige Aufgabe. "Die Ära der One-Man-Show kann nicht weitergehen", betont Montezemolo. "In Zukunft sollten die Geschicke in den Händen eines Teams liegen, das sich um alle Bereiche kümmert."

"Wir nähern uns langsam dem Ende einer Ära, die von einem einzelnen Mann geprägt ist, der wichtige Dinge in Gang gebracht hat", so der Italiener. In Zukunft sollten sich die Macher der Formel 1 mit den wichtigen Dingen beschäftigen: Verbesserung der Erträge. "Nicht vergessen: CVC ist ein Investor, der gewisse Einnahmen und Wertsteigerungen erwartet." Im Übrigen müsse sich Ecclestone im Alter von 82 Jahren Gedanken machen. "So wird es in einem Jahrzehnt auch bei mir sein. Aber mit 75 und nicht erst mit 82 Jahren", meint Montezemolo.

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