Ob im Trockenen oder im Regen, Romain Grosjean war der schnellste Mann im dritten Freien Training in Melbourne - Defekt an Sebastian Vettels Red Bull
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Das Abschlusstraining im Albert Park von Melbourne dauerte genau 16 Minuten, bis der befürchtete Regen kam - doch eines hatten die beiden "getrennten" Teile der dritten Session des Grand Prix von Australien gemeinsam: In beiden war Lotus-Pilot Romain Grosjean am schnellsten. Der Franzose, im Vorjahr starker Qualifying-Dritter, sicherte sich mit einer Bestzeit von 1:26.969 Minuten die Bestzeit und lag auch im Regen (1:37.7 Minuten) voran.
Pech hatte hingegen Sebastian Vettel (12./Red Bull/+2,879), der im Trockenen genau wie Teamkollege Mark Webber (13./+3,144) zunächst einen Longrun übte und gerade auf seiner ersten schnellen Intermediate-Runde war, als er seinen RB9 in Kurve 4/5 abstellen musste: "Nicht schalten, Hydraulikproblem. Stell das Auto neben der Strecke ab", forderte ihn sein Renningenieur Guillaume Rocquelin via Boxenfunk auf - was Vettel natürlich befolgte und ausstieg.
"Die Hydraulik ist verantwortlich für das Schalten und für die Lenkung - da hängt viel dran", erklärt Experte Marc Surer den technischen Hintergrund des Problems. "Die Hydraulik arbeitet mit ungefähr 200 bar, da ist also richtig Druck im Auto. Wenn das ausfällt, dann funktioniert ein Formel 1 ganz einfach nicht mehr. Wenn er dann schalten würde, können zwei Gänge ineinander greifen - und dann fliegt das Getriebe auseinander."
Gute Trockenarbeit von Webber
Trotzdem muss sich Red Bull keine großen Sorgen machen, denn morgen sollte es eher trocken bleiben als regnen, und dann könnte sich Webbers Arbeit bis zum Einsetzen des Regens bezahlt machen: "Da haben sie wertvolle Informationen bekommen. Andere haben es ein bisschen verpennt", spielt Surer zum Beispiel auf Mercedes-Pilot Lewis Hamilton an, der zu jenem Zeitpunkt noch keine gezeitete Runde für sich verbucht hatte.
Die meisten Topstars gingen im Regen kein unnötiges Risiko ein und überließen anderen die Show, etwa Rookie Esteban Gutierrez (Sauber), der zwar ein- oder zweimal kurz neben der Strecke war, mit 1:37.8 Minuten aber auch die zweitbeste Regenzeit fuhr, gefolgt von Jean-Eric Vergne (Toro Rosso), Kimi Räikkönen (Lotus), Adrian Sutil (Force India) und Daniel Ricciardo (Toro Rosso). Vettel kam auf 1:40 Minuten - allerdings wurde die Strecke danach noch deutlich schneller.
Surer von Lotus beeindruckt
Hinter Grosjean reihten sich heute Mittag (im Trockenen) die beiden Ferraris ein, aber Lotus muss Vettel laut Surer mehr fürchten: "Der Lotus funktioniert einfach gut", findet der ehemalige Formel-1-Pilot. "Das ist mir schon am ersten Testtag in Jerez aufgefallen: Die sind rausgefahren und waren gut. Die Fahrer mussten viel weniger arbeiten als die anderen, weil das Auto eine gute Balance hat." Räikkönen beendete das Training mit 0,696 Sekunden Rückstand als Fünfter.
Starker Vierter wurde Paul di Resta, der damit zumindest im Trockenen schneller war als Teamkollege Sutil. "Ich bin bisher sehr glücklich und habe das Gefühl, dass die Änderungen über Nacht etwas bringen", so der Schotte noch während der Session. Dass neben Force India auch Toro Rosso und Sauber beide Autos in die Top 10 brachten, zeigt die Aussagekraft des dritten Trainings an, die man nicht auf die goldene Waagschale legen sollte.
Ganz am Ende des Feldes Hamilton, der nur neun Runden absolvierte, auf Platz elf Nico Rosberg, bei dem laut Boxenfunk KERS schon nach kurzer Zeit nicht mehr eingesetzt werden konnte - also wieder keine problemlose Session für Mercedes. Immerhin hatten die Fahrer und Teams durch das wechselhafte Wetter vor dem Qualifying Gelegenheit, jeden der vier Pirelli-Reifen (Supersoft, Medium, Intermediate und Full-Wet) einmal auszuprobieren...