Grosjean entspannt zur Tagesbestzeit

, 01.03.2013

Regen, Wind, Wolken und jede Menge Fahrbetrieb: Der drittletzte Testtag vor dem Saisonstart bot viel Abwechslung - Romain Grosjean mit der Tagesbestzeit

Jetzt bleiben den Teams nur noch zwei weitere Testtage vor dem Start in die Formel-1-Saison 2013. Dass die Vorbereitung zu Ende geht, wurde am heutigen Freitag in Barcelona deutlich. Piloten und Fahrzeuge bekamen kaum Pausen, es war reichlich los auf dem Circuit de Catalunya. Die Probefahrten begannen am Morgen bei nasser Fahrbahn. Die Strecke trocknete zum Mittag jedoch ab, sodass am Nachmittag wichtige Evaluierungsfahrten und Simulationen absolviert werden konnten. Erst kurz vor Ende des Tages kam wieder Regen.

Die wechselnden Bedingungen waren schon am Donnerstag nicht gerade im Sinne der Teams gewesen. Wie dringend weitere Tests nötig waren, wurde am Freitag am Beispiel von Red Bull deutlich. Die Weltmeister probierten ein passives DRS aus, obwohl sich die Erkenntnisse bei abtrocknender Piste wohl in Grenzen hielten, die Umstände nicht optimal waren. Bei Sebastian Vettel (4./1:23.743 Minuten) stand am gesamten Tag die Entwicklung jenes Systems, das dem von Lotus sehr ähnelt, auf dem Programm.

Erst am späteren Nachmittag ging Vettel noch einmal ohne das passive DRS auf die Strecke. Prompt markierte er seine beste Runde. Allerdings war der Red Bull RB9 weder abgetankt, noch mit frischen weichen Reifen unterwegs. Für die Champions wäre ein funktionierendes passives DRS Gold wert. Der Red Bull hat oft einen vergleichsweise schlechten Topspeed, unter anderem, weil das Auto extrem angestellt ist. Ein System zur Verringerung des Luftwiderstandes auf den Geraden dürfte enorm helfen.

Red Bull testet passives DRS

Vettels Teamkollege Mark Webber stellte in Aussicht, dass man beim Saisonauftakt in Melbourne einen deutlich veränderten RB9 sehen werde. Eine ähnliche Ankündigung gab es auch von Ferrari. "Die meisten Neuerungen werden wir erst in Australien haben und dort freitags testen", sagt Fernando Alonso. Der Spanier war allerdings dennoch mit deutlichen Veränderungen am F138 unterwegs. Bei Ferrari hatte man einen (wieder einmal) veränderten Auspuff und eine neue Frontflügel-Variante im Einsatz.

Dass Alonso mit seiner besten Rundenzeit von 1:27.878 Minuten am Ende des Tages auf dem allerletzten Platz rangierte, darf absolut nicht überbewertet werden. Ferrari fuhr ganz offensichtlich mit viel Benzin und legte es überhaupt nicht auf schnelle Runden an. Die Unmengen von FloViz, die phasenweise auf das Heck gesprüht waren, machten sehr deutlich: Es geht um Aerotests, nicht um Zauberrunden. Bei einer geplanten Rennsimulation am Ende des Tages lief Alonso im zweiten Stint in den Regen.

Ähnlich verwirrend erscheint die Position von Nico Rosberg auf den ersten Blick. Der Mercedes-Pilot war in 1:26.655 Minuten zwar über eine Sekunde schneller als Alonso, aber dennoch nur Vorletzter. Der Grund: Rosberg war wieder als Dauerläufer unterwegs. Man probierte erste Teile des umfangreichen Updatepakets aus, das dem W04 den letzten Schliff für den Saisonauftakt geben soll. "Neuer Unterboden, Frontflügel, Heckflügel - all dies wird jetzt hier noch getestet. Für Melbourne kommen dann weitere Kleinigkeiten", sagt Teamkollege Lewis Hamilton.

Grosjean auf weichen Pneus

Weil Red Bull, Ferrari und Mercedes am Freitag nicht Vollgas gaben, konnte sich Roman Grosjean ohne große Probleme an die Spitze setzen. Der Lotus-Pilot hatte seine beste Rundenzeit von 1:22.716 Minuten am Nachmittag auf weichen Reifen markiert, während die anderen Teams zumeist bei der mittelharten Mischung blieben. Am Lotus E21 war am Freitag ein neuer Heckflügel zu erkennen. Für Grosjean sind die Wintertests nun vorbei. Samstag und Sonntag übernimmt Kimi Räikkönen.

Jenson Button schloss den Tag als zweitschnellster Pilot ab. Der Brite hatte sich kurz vor dem Mittag zwischenzeitlich auf den ersten Rang geschoben, war dann aber zunächst durchgereicht worden, weil die Zeiten immer schneller wurden. Platz zwei im Tagesklassement sieht gut aus, aber der McLaren MP4-28 bleibt ein Rätsel. Man bekommt die Reifen einfach nicht haltbar. Am Freitag arbeitete man mit Kameras, die alle Bewegungen und Verformungen der Pneus aufzeichneten.

Am Williams von Pastor Maldonado waren die Stege an den Auspuffkanälen verschwunden. Die Briten sind nun also legal unterwegs. Der Venezolaner (rollte ganz am Ende aus) kam immer wieder zu kleinen Umbauten in die Box. Man versuchte offenbar verschiedene Setup-Varianten am FW35. Für Samstag ist ein umfangreiches Paket mit neuen teilen in Aussicht. Darunter sollen sich angeblich brandneue Seitenkästen befinden. Man darf auf die Optik des Williams am Samstag gespannt sein.

Mehr Reifen von Pirelli

Hinter dem viertplatzierten Vettel konnten sich die beiden Landsleute Nico Hülkenberg (Sauber/1:23.744) und Adrian Sutil (Force India/1:24.215) einreihen. Beide absolvierten am Freitag ein wenig auffälliges Programm. Allerdings konnte Sutil am Vormittag seine besonderen Fähigkeiten im Regen aufblitzen lassen. Bei Nässe war der Gräfelfinger schnell. Später konnte sich der Formel-1-Rückkehrer noch einmal kurz an der Spitze des Klassements zeigen - allerdings ohne Bedeutung. Daniel Ricciardo fuhr im Toro Rosso in 1:25.483 Minuten auf Rang sieben.

Im Lager von Marussia durfte Max Chilton am Freitag erneut viele Runden abspulen. Der junge Brite, der die Testarbeit wegen der Finanzprobleme seines nominellen Teamkollegen Luiz Razia seit vergangener Woche allein verrichten muss, spulte am Vormittag wichtige Versuche bezüglich des Setups ab. Zusätzlich konnte er weitere Erfahrungen auf nasser Fahrbahn sammeln. Am Nachmittag stand eine Rennsimulation auf dem Programm. Am Samstag soll der mögliche Razia-Nachfolger Jules Bianchi im Auto sitzen.

Chiltons schnellste Runde in 1:25.598 Minuten war zwar im Vergleich zu Konkurrenz am Freitag ordentlich, allerdings doch noch vier Zehntel langsamer als sein bester Umlauf beim ersten Barcelona-Test. In Diensten von Caterham markierte Giedo van der Garde eine Rundenzeit von 1:26.316 Minuten auf den weichen Pneus. Das Team hatte nach eigener Aussage im Verlauf des Tages mehrfach "kleine technische Problemchen". Eine halbe Stunde vor dem Ende rollte der CT03 einmal aus.

Am heutigen Freitag durften sich die Teams über eine kleines "Geschenk" von Reifenhersteller Pirelli freuen. Die Italiener überließen jeder Mannschaft pro Fahrzeug zwei zusätzliche Sätze Slicks (farblich nicht markiert). Die Pneus der Mischungen Medium und Soft wurden im Werk in Rumänien hergestellt. Man setzte sie ein, um die Qualität mit jener vergleichen zu können, die im Pirelli-Werk in der Türkei erzielt wird - von dort kommen bislang alle Formel-1-Reifen.

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