Grosjean: Perfektionist und reuiger Sünder

, 02.09.2012

Der Lotus-Pilot gelobt Besserung - Boullier bezeichnet Straßmaß im Vergleich mit Maldonado als "hart" - Keine Garantie für d'Ambrosio-Einsatz in Monza

Die Rennsperre ist eines der härtesten Mittel, die der Sportgerichtsbarkeit in der Formel 1 zur Verfügung stehen. Ihr jüngster Einsatz datierte bis zum heutigen Sonntag aus dem Jahr 2005, als das damalige BAR-Team einen Zusatztank verbaut hatte - ein glatter Betrugsversuch. In Spa-Francorchamps traf der Strafenhammer Romain Grosjean wegen des Verursachens eines Startunfalls, der insgesamt fünf Fahrer aus dem Rennen riss und für die Beteiligten eine eklatante Gefahr darstellte.

Der Delinquent zeigt sich einsichtig: "Wenn man Motorsport liebt, ist das sehr hart", meint Grosjean, der außerdem noch 50.000 Euro Geldbuße abdrücken muss. Der Franzose räumt ein: "Ich habe einen Fehler gemacht und mich mit dem Abstand zu Lewis verschätzt. Ich war mir sicher, mich vor ihm zu befinden", erklärt er das auslösende Manöver, das um ein Haar ein Desaster nach sich gezogen hätte: "Ein kleiner Fehler, der in einem großen Unfall geendet ist", weiß Grosjean.

Grosjean einsichtig und reumütig

Der amtierende GP2-Champion beteuert, keinerlei böse Absichten gehabt zu haben: "Ich habe die Spur gewechselt, von links nach rechts, wollte aber niemanden in die Wand drücken oder das Rennen in der ersten Kurve beenden", sagt Grosjean, spricht von einem "verrückten Start" mit einem zu früh losfahrenden Pastor Maldonado sowie einem rauchenden Kamui Kobayashi und pustet durch: "Es tut mir sehr leid und ich bin froh, dass niemand verletzt wurde."

Der Lotus-Teamchef muss sich derweil auf die Suche nach einem Ersatz für seinen Stammpiloten für das Rennen in Monza machen. Erste Wahl dürfte Testfahrer Jerome d'Ambrosio sein. Der Belgier zählte in der vergangenen Saison zum Marussia-Stammpersonal. Eric Boullier bezeichnet die Chancen d'Ambrosios als "sehr groß" und kündigt an, ihn "in Betracht zu ziehen". Eine Zusage ist das nicht: "Es gibt viele Fahrer, die nach einer Einsatzmöglichkeit suchen", so der Franzose.

Perfektionismus steht Grosjean im Weg

Ist Lotus schon auf der Suche nach einem dauerhaften Ersatz für Grosjean, der sich trotz guter Leistungen langsam aber sicher den Ruf eines hitzköpfigen Bruchpiloten erarbeitet hat? "Noch nicht", antwortet Boullier auf die Frage, ob Konsequenzen für die Zukunft im Raum stünden. Einen zweiten Rauswurf nach 2009 im damaligen Renault-Team scheint es so schnell nicht zu geben: "Teil des Problems ist, dass er Perfektionist durch und durch ist", gibt sich Boullier verständnisvoll.

Der Teamchef nennt eine der größten Stärken Grosjeans auch eine seiner größten Schwächen: "Er will alles brillant machen. Er muss verstehen, dass er beim Start des Rennens nicht zu viel Druck machen darf", erklärt Boullier und stößt dabei wohl nicht auf taube Ohren, denn sieben Zwischenfälle in zwölf Rennen haben seinem Piloten zu denken gegeben. "Das ist zu viel, das weiß ich. Einige waren nicht mein Fehler, andere hingegen schon", zeigt sich Grosjean einsichtig.

Gesprächstherapie für Grosjean

Und so ist der Heißsporn plötzlich ganz zahm: "Manche haben mit mangelnder Erfahrung zu tun, mache sind einfach Fehler. Jetzt ist es an der Zeit, damit aufzuhören. Aber wir werden das analysieren und versuchen, es in den verbleibenden Rennen auszumerzen." Apropos Heißsporn, da gibt es doch noch einen in der Formel 1. Und Pastor Maldonado hat noch keine Rennsperre kassiert, obwohl das wohl Balsam auf die Seele eines manchen Konkurrenten gewesen wäre.

Boullier geht einen Vergleich Grosjeans mit dem Venezonalner an: "Maldonado hat oft Unfälle gebaut. Es war vielleicht nicht immer in der ersten Kurve, aber sehr häufig. Da scheint die Strafe für Romain doch ziemlich hart", betont er. "Er war nicht für Zwischenfälle verantwortlich, er war in sie involviert. Das ist ein Unterschied", verteidigt er seinen Piloten, ohne ihm Absolution zu erteilen: "Wir müssen daran arbeiten und noch mehr darüber sprechen, warum er an der falschen Stelle war."

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