Großbritannien GP: Hamilton gewinnt sein Heimrennen

, 06.07.2008

Darauf haben die Fans seit David Coulthards Sieg 2000 gewartet: mit Lewis Hamilton gewann wieder ein Lokalheld in Silverstone.

Er gab von Anfang an die Pace vor, selbst als Lewis Hamilton in den ersten Rennrunden hinter seinem Teamkollegen Heikki Kovalainen festhing, war deutlich zu erkennen, dass der Brite schneller war als der Finne. Sobald Hamilton in Runde 4 an Kovalainen vorbeigegangen war, konnte er seinen Vorsprung auf den zweiten McLaren stetig ausbauen. Als sich Kovalainen drehte, erhielt Hamilton zunächst einen neuen Gegner. Kimi Räikkönen robbte sich Runde für Runde in der Gischt des Silberpfeils heran.

Nach 13 Runden hatte Hamilton noch 4,5 Sekunden Vorsprung, eine Runde später waren es nur noch 3,8 Sekunden. Vor Hamiltons Boxenstopp in Runde 21 trennten die beiden Führenden nur noch 1,2 Sekunden. Doch dann entschied sich McLaren richtig und Ferrari falsch. Hamilton wechselte beim ersten Stopp auf neue Intermediates, Räikkönen ließ die angefahrenen Reifen drauf - ein Fehler. Der Finne verlor danach bei neuerlich einsetzendem Regen mehrere Sekunden pro Runde, in Umlauf 26 hatte Räikkönen bereits 21,8 Sekunden Rückstand auf den Briten. Bald schon fiel der Ferrari mit der Startnummer 1 Platz um Platz zurück und Nick Heidfeld rückte an die Stelle des Verfolgers.

Der Deutsche war es auch, der die beiden besten Überholmanöver des Rennens zeigte. Zunächst überholte er Timo Glock und Fernando Alonso auf einen Schlag, dann schnappte er sich Räikkönen und Kovalainen im Finnendoppelpack eingangs Start- und Ziel. An Hamilton kam Heidfeld allerdings nicht mehr heran. Er musste zwischenzeitlich sogar Rubens Barrichello ziehen lassen, der mit extremen Regenreifen schneller fahren konnte, aber noch einmal an die Box musste und so Platz 2 an Heidfeld zurückgab.

Hinter Hamilton und Heidfeld schnappte sich Barrichello das letzte freie Plätzchen auf dem Siegertreppchen. Pole-Mann Kovalainen blieb abermals unbelohnt und belegte nach zwei Drehern nur Platz 6. Bis 10 Runden vor dem Ende lag Kovalainen noch auf Position 4, bat jedoch Fernando Alonso und Kimi Räikkönen mit seinem zweiten Dreher vorbei. Räikkönen konnte sich nach dem Reifenwechselfehler stabilisieren, allerdings nicht ohne selbst zwei Dreher auf den Asphalt zu legen. Am Ende kam er vor Kovalainen und Alonso als Vierter ins Ziel. Teamkollege Massa war noch besser dabei: er fabrizierte als absoluter Dreherkönig des Tages sechs Pirouetten.

Chaos nach dem Start

Die Strecke war nass und das Chaos in den ersten drei Runden groß. An der Spitze katapultierte sich Lewis Hamilton von Startplatz 4 auf Platz 2 nach vorne, duellierte sich sogar mit seinem Teamkollegen Heikki Kovalainen, musste dann jedoch zurückstecken. Dahinter kassierte Kimi Räikkönen den Überraschungszweiten Mark Webber, der sich danach aber (zum ersten von drei Malen) drehte und weit zurückfiel. Für ihn begann damit eine Aufholjagd vom Ende des Feldes, in deren Verlauf er einen Kontrahenten nach dem anderen überholte, letztlich aber keine Punkte sammelte.

Das gleiche Schicksal ereilte Felipe Massa, der sich von Position 9 bereits um einige Plätze verbessert hatte, durch zwei Dreher innerhalb von drei Runden allerdings ans Ende des Feldes zurückgereicht wurde. Von dort kam der Brasilianer, im Gegensatz zu Webber, nicht mehr nach vorne, unter anderem wegen der weiteren Dreher, die der F2008 mit der Startnummer 2 auf seiner Liste verbuchte.

Für Sebastian Vettel und David Coulthard war das Rennen schon in Runde 2 zu Ende, als der Red Bull das Heck des Toro Rosso anschob und sich beide hintereinander im Parallelflug von der Strecke drehten. "Ich habe einen Schlag von hinten links bekommen, das hat mich rumgedreht", erklärte Vettel. "Aus dem Kies gab es kein Herauskommen mehr." Das sei schade gewesen. "Denn es hätte ein sehr gutes Rennen für uns werden können. Punkte wären möglich gewesen, waren für die Bedingungen perfekt gerüstet."

David Coulthard tat der Unfall leid. "Ich bin sehr enttäuscht", sagte der Brite. "Ich habe zwei Red Bull-Autos ausgeschaltet, das ist das schlimmste Szenario." Unter solchen Bedingungen müsse man seine Chancen nutzen und Coulthard glaubte, eine Lücke zu sehen. "Leider war das eine schlechte Entscheidung."

Der nächste Ausfall traf ebenfalls einen Deutschen. Adrian Sutil verlor sein Auto im Duell mit dem zweiten Toro Rosso von Sebastien Bourdais, der knapp hinter dem Force India fuhr. Sutil drehte sich, schlitterte über die Wiese und die Strecke und strandete auf der anderen Seite im Kiesbett. "Das war schade", klagte Sutil. "Wir lagen nicht schlecht, es wäre noch etwas gegangen. Aber im Regen ist es immer riskant, manchmal muss man das Glück haben, an der rechten Stelle zu sein." Das war bei ihm nicht der Fall. "Beim Anbremsen hatte ich Aquaplaning, ich hatte keine Chance, das Auto abzufangen."

Trotz einiger Ausritte in die Wiese war Lewis Hamilton der überlegene Mann des Tages. Er fuhr mit über einer Minute Vorsprung auf den Zweiten Nick Heidfeld über die Ziellinie. Platz 3 belegte Rubens Barrichello vor Räikkönen, Kovalainen und Alonso. Die letzten beiden Punkteränge schnappten sich Jarno Trulli und Kazuki Nakajima, der Massa in Sachen Drehern in nichts nachstand. Nico Rosberg fuhr aus der Boxengasse auf Platz 9 - und das mit einem Notstopp für einen neuen Frontflügel, der er sich am Heck von Timo Glocks Toyota abgefahren hat.

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