Wieso man bei Red Bull wieder daran glaubt, die Spitze trotz des schwierigen Saisonstart noch einzuholen und warum man dieses Jahr Startschwierigkeiten hatte
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Viele Experten hatten Red Bull dieses Jahr bereits abgeschrieben. Dass die ehemalige Weltmeistertruppe dann ausgerechnet auf der Power-Strecke in Baku triumphieren würde, hätte wohl kaum jemand gedacht. Und wer nun der Ansicht ist, dass Daniel Ricciardo enorm vom Rennverlauf profitierte, mag recht haben, doch schon die Trainingstage haben gezeigt, dass Red Bull wieder da ist!
"Montreal, Baku und Österreich sind drei der Strecken, bei denen wir besonders misstrauisch waren", erklärt Teamchef Christian Horner. "Sie zählen zu unseren schwächsten Kursen. Dann sind wir in Montreal auf das Podest gekommen und waren bis zum Ausfall Zweiter, und in Baku haben wir einen Grand-Prix-Sieg erreicht. Und es hätte sehr gut passieren können, dass wir einen Doppelerfolg schaffen. Es geht also ganz klar in die richtige Richtung."
Das österreichische Team mit Sitz in Milton Keynes strebt nun weitere Siege an. Man befindet sich bei der Weiterentwicklung auf dem richtigen Weg, seit Stardesigner Adrian Newey vor Barcelona am RB13 Hand angelegt hat. Das Ziel: Spätestens bis zum Ungarn-Grand-Prix, möglicherweise auch schon in Großbritannien sollen jegliche aerodynamische Schwächen ausgeräumt sein. "Wir sind jetzt an einem Punkt in der Saison, wo wir immer näher an die Spitze herankommen werden", sagt Ricciardo.
Aerodynamische Effizienz heißt das Red-Bull-Zauberwort
Für den Titelkampf ist es wahrscheinlich zu spät, denn Red Bull liegt 113 WM-Punkte hinter Ferrari, aber wenn man Horner glaubt, können sich Mercedes und Ferrari schon jetzt warm anziehen: "Da wir immer konkurrenzfähiger werden, hoffe ich, dass wir um Siege mitfahren können, auch wenn wir für die WM zu weit weg sind." Den Beweis dafür, dass das RB13-Chassis schon jetzt in der absoluten Oberklasse mitspielt, liefert laut Horner die aerodynamische Effizienz des Boliden.
"Das erkennt man daran, wie viel Abtrieb wir im Vergleich zu unseren Konkurrenz fahren", spielt er darauf an, dass der RB13 in Baku mit einem besonders flachen Monza-Heckflügel ausgestattet wurde. Und trotzdem habe man im kurvigen zweiten Sektor "wirklich konkurrenzfähig ausgesehen. Das ist besonders ermutigend." Tatsächlich musste sich Verstappen dort bei den besten Sektorzeiten im Qualifying nur Hamilton beugen, der um drei Zehntel schneller war.
Updates am laufenden Band
Und die Update-Maschinerie läuft in Milton Keynes inzwischen längst auf vollen Touren: In Aserbaidschan brachte man neben dem Heckflügel für wenig Abtrieb auch neue Endplatten für den Frontflügel, die die Luft besser um die Vorderreifen herumleiten sollen. Genau in diesem Bereich hatte man zu Saisonbeginn Probleme. Zudem überarbeite man die Leitbleche vor den Seitenkästen und den Unterboden.
Als i-Tüpfelchen lieferte Renault ein Software-Update für den Motor, das weitere zwei Zehntelsekunden pro Runde bringt. "Und wir bekommen auch noch ein Benzin-Update", wirft Horner ein. "Durch die nächsten Renault-Schritte sollten wir in der zweiten Saisonhälfte besser aussehen."
Schon in Baku spürte Ricciardo große Fortschritte. "Ich bin im Rennen immer nach vorne gekommen", frohlockt der "Aussie" und führt das auf die aerodynamische Effizienz des Chassis' und die Antriebsfortschritte zurück. "Bei den verschiedenen Restarts hatte ich Autos mit allen möglichen Antriebseinheiten vor mir. Und wenn ich nicht ohnehin vorbeigekommen bin, dann konnte ich zumindest das Tempo halten."
Warum Red Bull dieses Jahr den Saisonstart verpatzte
Doch warum kam Red Bull dieses Jahr wirklich so schlecht aus den Startlöchern? Teilweise dürfte das darauf zurückzuführen sein, dass Ferrari ein Verbot der "Wunderfahrwerke" durchsetzte. Dadurch wäre es möglich gewesen, ein Auto, das auf einen besonders schmalen aerodynamischen Wirkungsbereich getrimmt ist, in diesem Bereich zu halten.
Außerdem litt Red Bull durch die Reglementänderungen an unüblichen Korrelationsproblemen zwischen Windkanal und Strecke. Die einstige Weltmeistertruppe war durch die dieses Jahr deutlich größeren Reifen, die eine andere Luftführung an der Front des Boliden verlangen, in die Irre geführt worden.
"Werkzeuge, die bislang immer unglaublich zuverlässig funktioniert haben, gaben uns plötzlich unterschiedliche Ergebnisse", gibt Horner interessante Einblicke. "Jetzt, wo wir verstehen, auf welche Werkzeuge wir uns in welchen Situationen verlassen können, sind wir aber wieder klar auf Kurs. Das Auto läuft jetzt viel mehr so, wie wir es erwarten. Und unsere Entwicklungsrichtung stimmt."